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OVB-Leserforum

„Unerträglich und unausgegoren“? Das sagen OVB-Leser zum Kolbermoorer „Alpenblick“-Bauprojekt

Das Areal im Nordosten Kolbermoors, auf dem das neue Quartierszentrum entstehen soll.
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80.000 Quadratmeter umfasst das Areal im Nordosten Kolbermoors, auf dem das neue Quartierszentrum entstehen soll.

Mit dem Quartierszentrum „Am Alpenblick“ sollen in Kolbermoors Nordosten hunderte Wohneinheiten entstehen. Warum einige Bürger das Projekt sehr kritisch sehen.

Michael Rath (Kolbermoor): Im Zusammenhang mit dem von der Stadt und der MvB Baukultur angestrebten Quartier Nordost sprechen beide immer wieder von „neuen Mobilitätskonzepten“. Diese werden sogar leuchtturmartig für die Planungen propagiert. So sinnvoll es ist, über Veränderungen in der Mobilität nachzudenken, problematisch wird es jedoch dann, wenn an sich wünschenswerte Konzepte mit den Lebensrealitäten der Menschen schlecht zur Deckung zu bringen sind. Ein Beispiel: Car-Sharing mag sinnvoll sein bei Menschen die entweder gar nicht mehr im Arbeitsleben stehen oder einen mit dem Fahrrad, den „Öffis“ oder zu Fuß gut erreichbaren Arbeitsplatz haben oder durchgehend im Homeoffice arbeiten können. Für alle anderen ist Car-Sharing einfach keine Option.

Ob eine Gemeinde es schafft, ihre Bürger bei solchen Konzepten mitnehmen zu können, hängt ganz entscheidend daran, ob diese Konzepte für den Einzelnen aus seiner jeweiligen Perspektive attraktiv sind. Das hat dann aber weniger damit zu tun, ob das in zehn Jahren gut ist, sondern deutlich mehr damit, wie es sich jetzt für ihn darstellt. Man kann das so beschreiben, dass zukünftige Vor- oder Nachteile „negativ diskontiert“ werden, das heißt, je weiter sie mir entfernt erscheinen, umso weniger wichtig sind sie für mich. Und umso weniger sind diese Aspekte heute für mich handlungsleitend. Die Geschichte der verschiedenen „Wenden“ (Verkehrs-, Heizungs-, Energiewende) hat das deutlich gezeigt. Die Gegenwart hat eben mehr Gewicht als eine mögliche Zukunft, sei sie positiv oder negativ. In der Gegenwart damit zu argumentieren, kann dann schnell nur Wunschtraum sein – Zum Beispiel für weniger motorisierten Individualverkehr. Oder Mittel zum Zweck: als ein Verkaufsargument.

Ingo Gotthardt (Kolbermoor): Ein neuer Stadtteil mit 350-450(?) Wohnungen, sprich 600-800 Personen und nach heutiger Einschätzung mindestens 400-500 Privat-Pkw – der Durchschnitt in Deutschland lag 2022 bei 1,24 Pkw pro Haushalt – soll im Nordosten von Kolbermoor entstehen. Um Stellplätze und Besucherparkplätze weglassen beziehungsweise minimieren zu können, wird von den Planern ein futuristisches neues Mobilitätskonzept zugrunde gelegt: keine Stellplätze und keine Parkplätze. Damit Privat-Pkw nicht ganz unter den Tisch fallen, sollen zwei Parkhäuser für einen Teil der Fahrzeuge in bis zu 300 Meter Entfernung entstehen. Eine weitaus dichtere und ertragreichere Bebauung sind der positive Effekt für die Bauherren/Investoren und fehlende Stellplätze an den Häusern, keine Parkmöglichkeiten für Besucher und Lieferdienste, Mütter mit Kleinkindern auf Wanderschaft, Rentner mit Lastenfahrrädern und parkende Autos in allen umgebenden Spielstraßen sind die Nachteile für die Bewohner des Quartiers. Öffentliche Verkehrsmittel, Fahrradnutzung und ungeliebtes Car-Sharing werden diese Mängel nicht ausgleichen. Der Huberberg wird zur Rentnerfalle, schlechtes Wetter, heiße Sommer, Schneelagen und lange Wege werden zum Ärgernis der Neubürger. Das alles zur Maximierung der Bebauungsdichte und der Verkaufserlöse, ohne Rücksicht auf Notwendigkeiten und Wünsche der Menschen.

Rainer Buck (Kolbermoor): Bürgermeister und viele Stadträte von Kolbermoor planen mit dem Bauträger MvB Baukultur im Nordosten der Stadt ein circa acht Hektar großes Grünland – ein „Nordost Quartier Kolbermoor“ – mit vielen großen, bis zu vierstöckigen Häuserblocks zu bebauen. Geplant sind circa 350-500(?) neue Wohnungen. Es muss mit mindestens der gleichen Anzahl an zusätzlichen Pkw gerechnet werden. Die zwei einzigen, schmalen (4,20 Meter breit) und teils einspurigen Zufahrtsmöglichkeiten zum „Quartier“ über die Fürstätter- und Karolinenstraße werden zu Stoßzeiten völlig verstopft sein. In der unübersichtlichen und schmalen Filzenstraße werden sich lange Warteschlangen bilden. Vor und um den Rathauskreisel werden sich noch umfangreichere Staus als heute schon bilden. Die Rosenheimer Straße vom Kolbermoorer Bahnhof übers Aichergelände bis zum Kaufland wird sich zu einer „Stop-&-Go-Allee“ entwickeln. Schlechte Alternativrouten werden der Umweg über die Kolberstraße und Großkarolinenfeld nach Rosenheim oder über die schmale Straße durch die Bergsiedlung zur Autobahn werden. Die Fahrten von und zur Arbeit, zu Einkäufen, Arztbesuchen und Erledigungen in Rosenheim, werden so für viele Kolbermoorer zur unerträglichen Geduldsprobe.

Das geplante massive Bauvorhaben im ungünstig gelegenen Kolbermoorer Nordosten ist verkehrs-und erschließungstechnisch unerträglich und unausgegoren. Wie wird der Lkw-Verkehr während der Bauphase abgewickelt? Die bürgerfremde, selbstherrliche und gewinnorientierte Politik dient wohl hauptsächlich der Ansiedelung von Neubürgern aus dem Münchner Speckgürtel und nicht den Kolbermoorer Bürgern! Brauchen das die derzeitigen Bürger der Stadt Kolbermoor?

Ferdinand Pfeifer (Kolbermoor): Das Thema für mehr bezahlbaren Wohnraum in Kolbermoor, wie es Bürgermeister Kloo vertritt, ist nur zum Teil wahr, Herr Kloo redet von bezahlbarem Wohnraum, aber in Wahrheit sind es nur 40 Prozent, 60 Prozent sind hochpreisige Wohnungen. Bezahlbarer Wohnraum wird benötigt aber alles zu Versiegeln, um noch mehr Chaos im Verkehr zu schaffen ist völlig irrsinnig. Auf der Karolinenhöhe herrscht jetzt schon Ausnahmezustand, da die Autos willkürlich überall parken, nicht mal die Feuerwehr kommt zu den nördlichen Häusern der Karolinenhöhe, wenn’s brennt!

Das Verkehrschaos zieht sich weiter über die Flurstraße und Rosenheimer Straße, ganz Kolbermoor bzw. die Knotenpunkte werden noch mehr belastet. Die Wasserproblematik, die auf der freien Wiese herrscht, wird auch durch die geplanten Rückhaltebecken nicht verbessert, so die Aussage von Professor Dr. Karl Auerswald Agrarwissenschaftler TU München. Dieses Projekt in Kolbermoor ist maßlos übertrieben. Kolbermoor hat jetzt schon auf einem Quadratkilometer 976 Einwohner, Bad Aibling 477. Kolbermoor hat eine Gesamtfläche von 19,7 Quadratkilometern und Bad Aibling 41. Wozu müssen wir hochpreisige Wohnungen erstellen?

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