Urteil gegen Bande fiel vor 50 Jahren
Überfall auf Bruckmühler Sparkasse 1974: Räuber narrte und verhöhnte Polizei monatelang
Vor 50 Jahren, im März 1975, fiel das Urteil gegen eine Bande, die ein Jahr zuvor die Sparkassenfiliale in Bruckmühl überfallen hatte am Landgericht Traunstein. Wir zeichnen die Tat und wie einer der Räuber monatelang die Polizei irreführte und verhöhnte, nach.
Bruckmühl - „Zwei maskierte bewaffnete Räuber überfielen gestern, kurz vor 10 Uhr, die Sparkassenfiliale im Zentrum von Bruckmühl. Die Banditen erbeuteten etwa 53.000 Mark. Sie fuhren zunächst mit einem silbergrauen BMW davon“, meldet das Oberbayerische Volksblatt (OVB) am Samstag, den 9. März 1974, „Die Polizei setzte bei der Fahndung neben zahlreichen Streifenwagen auch einen Hubschrauber ein. Schon am frühen Nachmittag verhaftete die Kriminalpolizei drei verdächtige Personen. Ein Teil der Beute, 26.000 Mark, wurde in einem Haus der drei mutmaßlichen Täter sichergestellt. Bei den Festgenommenen handelt es sich um polizeibekannte, vorbestrafte Burschen im Alter zwischen 17 und 24 Jahren. Sie stammen aus Glonn und Umgebung und wurden gestern Abend in Rosenheim von der Kripo noch verhört.“
„Der Überfall spielte sich in Minutenschnelle ab: Die Räuber, mit Strumpfmasken über dem Gesicht, stürmten in den Schalterraum. Einer bedrohte mit der Pistole einen älteren Kunden. Er drückte ihm die Waffe ins Genick. Der andere setzte im Sprung über den Schaltertresen“, fährt der Bericht fort, „Der zweite Mann nahm mit der Waffe in der Hand einen der acht Angestellten als Geisel. Der Kassier war daher gezwungen, die Kasse aufzumachen. Die Räuber schreckten auch vor dem Schusswaffengebrauch nicht zurück: Der Mann hinter dem Tresen feuerte einen Schuss in die Türverkleidung des Schalterraumes ab.“ Mit quietschenden Reifen seien sie schließlich davon geschossen. Es sei der dritte Banküberfall in kurzer Zeit gewesen.
Überfall auf Bruckmühler Sparkasse 1974: Räuber narrte und verhöhnte Polizei monatelang
Bereits am Montag darauf, dem 11. März 1974 kann dann vermeldet werden: „Einer der Bruckmühler Bankräuber hat gestanden“. Dabei sei herausgekommen, dass die Tat von langer Hand geplant gewesen sei. „Mit seinem Partner hatte er die Umgebung ausgekundschaftet und Bruckmühl als günstigsten Ort für den Uberfall ausgewählt. In der Nacht zum Freitag hatten die beiden in Ottobrunn den silbergrauen BMW 1602 gestohlen und in einem Wald bei Kirchdorf abgestellt.“ Dann sei es in ihrem eigenen Wagen weitergegangen, was aber von einem Bauern beobachtet worden sei. „Um für alle unvorhergesehenen Zwischenfälle gewappnet zu sein, befand sich der Bruder eines der Bankräuber mit seinem Privatwagen immer in der Nähe der beiden Haupttäter. Der dritte Bruder half dann nach vorläufig geglückter Flucht einen Teil der Beute zu verstecken.“ Die Kripo habe aber, für sie überraschend schnell gehandelt und es sei auch ein Teil der Beute, 26.000 Mark, sichergestellt worden. “
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Mit dem Rest der Beute war dann der 22-jährige Alfons W. weiter auf der Flucht und habe gar nicht daran gedacht, unterzutauchen, wie wir in der Zeitung vom 15. Mai erfahren: „Im Gegenteil, der Flüchtige versäumt keine Gelegenheit, sich wieder in Erinnerung zu bringen. Sei es, dass er mit seiner roten Honda über die Straßen des Landkreises kurvt, oder zu Ostern stapelweise Karten an Bekannte oder Freunde verschickt. Den Vogel schoss er jetzt ab, als er Ende April der Ebersberger Polizei eine Karte aus dem Münchner ‚Hofbräuhaus‘ schrieb: ‚Hallo, ich denke oft an Euch, besonders an die feinen Vernehmungsmethoden vom 6. März.‘“ Dabei habe er sich auf eine Vernehmung nach einem Autodiebstahl bezogen. Zwischenzeitlich habe sich außerdem herausgestellt, dass W. und einer der Täter vom 8. März auch eine Bank in Höhenkirchen beraubt gehabt hätten.
Urteil gegen Täter im März 1975
Doch schlussendlich wurde auch der vierte Täter dingfest gemacht und Anfang des folgenden Jahres begann der Prozess gegen sie am Landgericht Traunstein. Schließlich konnte das OVB am 22. März 1975 vermelden: „Die Zweite Große Strafkammer des Landgerichts Traunstein verurteilte die Bankräuber von Bruckmühl. Der 22-jährige Hilfsarbeiter Alfons W. erhielt eine Freiheitsstrafe von siebeneinhalb Jahren, der Mittäter, der 19-jährige Metzgergeselle Karl-Heinz W., sechs Jahre Jugendstrafe. Die beiden Mitangeklagten, Brüder des Karl Heinz W., ‚Mitläufer‘ bei diesem Bankraub und absolute Nebenfiguren, erhielten ein Jahr Freiheitsstrafe mit Bewährung beziehungsweise vier Wochen Dauerarrest, die durch die Untersuchungshaft abgegolten sind.“
„Die beiden Haupttäter wurden eines gemeinschaftlich begangenen Verbrechens des schweren Raubes, eines Vergehens der unbefugten Schusswaffenführung und des Diebstahls in einem besonders schweren Fall für schuldig befunden. Franz W. wurde wegen eines Verbrechens der Beihilfe zum Raub und Johann W. wegen Begünstigung und Hehlerei verurteilt. Der Vertreter der Anklagebehörde hatte diese Strafen beantragt, wobei lediglich bei Alfons W. ein halbes Jahr zu dessen Gunsten abgezogen wurde“, schließt der Bericht. (hs)