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Blick hinter die Kulissen

Trotz Abriss des Lindenkinos: So lebt die Aiblinger Filmtheater-Tradition weiter

Robert Siersch (links) und Patric Bacher-Kuhn sind Kino-Menschen durch und durch.
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Robert Siersch (links) und Patric Bacher-Kuhn sind Kino-Menschen durch und durch. Auch nach dem Abriss des alten Lindenkinos halten sie im Aibvision-Filmtheater die Lichtspiel-Tradition in Bad Aibling hoch.

Nein, die Kino-Kultur stirbt nicht aus in Bad Aibling. Und nein, das neue „Lichtspielhaus“ wird nicht zum Konkurrenzstandort für das Aibvision Filmtheater. Der Abbruch des alten Lindenkinos wirft offenbar einige Fragen auf. Das sagen die Betreiber.

Bad Aibling – Auch wenn leise Wehmut dabei ist, so haben Robert Siersch und Patric Bacher-Kuhn, die beiden Betreiber des Aibvision Fimtheaters mit dem alten Lindenkino mittlerweile abgeschlossen. Das Gebäude stammte aus den 1950er-Jahren, das Mauerwerk bröckelte, die durch die Corona-Regelungen erforderliche 100-prozentige Frischluftzufuhr war nicht zu bewerkstelligen. Dann fiel auch noch die Heizung aus, gefolgt von einem Wasserschaden: „Ohne massive Selbstausbeutung wäre das Kino an der Lindenstraße nicht mehr zu betreiben gewesen“, sagt Patric Bacher-Kuhn.

„Es war auch schon vor Corona keine einfach zu betreibende Location. Das ging eigentlich nur noch, weil meine Mutter dort den ganzen Laden geschmissen hat“, fügt Robert Siersch hinzu, der das Lindenkino im Jahr 1996 übernommen hat. Ohne seine Mutter Gertraud war das Lindenkino für Tausende von Kinogängern all die Jahre gar nicht denkbar. Jeden Abend verkaufte sie Tickets, Getränke und Snacks, gab Auskunft und kümmerte sich um den reibungslosen Ablauf.

Getraud Siersch und das Lindenkino

Durch Corona habe sich die Situation jedoch sehr verändert. Gertraud Siersch wird 81, das Lindenkino hat nach den Lockdowns nicht mehr aufgemacht, der Betrieb konzentriert sich auf die drei Säle des 2006 eröffneten Aibvision Filmtheaters an der Bahnhofstraße. „Das hat natürlich auch Auswirkungen auf das Programm, bei einem Saal weniger“, sagt Patric Bacher-Kuhn und verweist auf die überdies sehr konkreten Vorgaben seitens der Filmverleiher, was die Anzahl der Filmvorstellungen angeht.

Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen

Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen © Patric Bacher-Kuhn
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen © Patric Bacher-Kuhn
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen © Patric Bacher-Kuhn
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen © Patric Bacher-Kuhn
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen © Patric Bacher-Kuhn
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen © Patric Bacher-Kuhn
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen © Patric Bacher-Kuhn
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen © Patric Bacher-Kuhn
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen © Patric Bacher-Kuhn
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen
Lindenkino Bad Aibling: Die letzten Aufnahmen © Patric Bacher-Kuhn

Das ist unter anderem auch der Grund, warum es den „Arthouse Mittwoch“ – Langzeit-Fans noch als „Tag der Auslese“ bekannt – so nicht mehr gibt: „Wirtschaftlich ist das gar nicht mehr denkbar, einen Film nur an einem einzigen Tag zu zeigen. Wenn da dann schönes Wetter ist, Fußball läuft oder andere spontane Unternehmungen locken, ist damit kein Blumentopf zu gewinnen“, so die Erfahrung von Robert Siersch. „Wir spielen diese besonderen Filme daher jetzt länger und nicht mehr als ,Auslese‘.“ Wann und wie lange die Filme zu sehen sind, darüber informieren Siersch und Bacher-Kuhn nicht nur über die Homepage, sondern auch via Newsletter: „Dort veröffentlichen wir die Neuigkeiten aktuell und aus erster Hand.“

Abwägen bei der Programmgestaltung

Generell gebe es nicht mehr so viele Bundesstarts. Doch auch hier wägen die beiden genau ab, womit sie gleich einsteigen und mit welchen Filmen sie etwas warten, bis die Vorgaben nicht mehr ganz so streng sind. Denn wenn ein Film eher ein jüngeres Publikum, vor allem mit vielen Kindern, anspricht, dann aber drei Wochen täglich mindestens zwei- bis dreimal – und somit auch abends – gespielt werden muss, sei eben ein Saal für diese drei Wochen blockiert, ohne wirklich ausgelastet zu sein.

Als örtliche Kinobetreiber sehen wir uns als Vermittler zwischen Verleiher und Publikum.

Robert Siersch und Patric Bacher-Kuhn

„Als örtliche Kinobetreiber sehen wir uns als Vermittler zwischen Verleiher und Publikum. Die Interessen sind da nicht immer ganz deckungsgleich, das heißt, wir müssen Kompromisse finden.“ Wenn das gelingt, dann gehen die Kinobesucher nach Ende der Vorstellung mit einem strahlenden Lächeln raus. „Wir kriegen sehr viele Reaktionen mit“, sagen die beiden Betreiber, von denen gern auch einer bei neuen Filmen in den ersten Minuten mit im Saal sitzt, um die Reaktionen zu beobachten. „Das ist für uns viel aufschlussreicher als so manche offizielle Filmkritik.“

„Ein Kinobesuch ist einfach eine tolle Alternative, dem Stress, der Hetze und den ständig schlechten Nachrichten zu entfliehen. Man kann für einige Zeit abtauchen in eine andere Welt“, wissen beide. „Nirgends hat man ein intensiveres Filmerlebnis als in einem Kinosaal. Da donnert, ballert und scheppert es, das ist ganz anders als daheim vorm Fernseher. Der Kinobesuch ist ein Gemeinschaftserlebnis, bei dem man die Reaktionen und Emotionen hautnah spüren kann. Das verändert den Film. Auf einem Laptop angeschaut, ist der nur oft noch ein Schatten seiner selbst“, weiß Patric Bacher-Kuhn.

So etwa der Film „Eine ganz heiße Nummer“ mit Gisela Schneeberger, Bettina Mittendorfer, Rosalie Thomass und Monika Gruber. Ein riesiger Erfolg sei der im Aibvision Filmtheater gewesen. „Meine Oma hat den später dann mal im Fernsehen angeschaut und den ganzen Hype darum überhaupt nicht nachvollziehen können. Man darf einfach die Magie des Kinos nicht unterschätzen“, sagt Patric Bacher-Kuhn.

Auch für das Aibvision Filmtheater haben die Lockdowns Einschnitte gebracht. „Außer den Clubs waren wir die Letzten, die wieder aufsperren durften. Es ist schon spürbar, dass Corona eine Skepsis und eine Distanz gegenüber Mitmenschen hinterlassen hat. Und vielleicht auch eine Bequemlichkeit und einen gewissen Hang, sich zuhause zu isolieren.“ Aber auch die wirtschaftliche Situation hinterlässt Spuren: „Früher sind die Leute halt erst essen und dann ins Kino gegangen. Heute gehen viele entweder nur ins Restaurant oder nur ins Kino.“

Kino wirkt ein bissl wie ein Antidepressivum

Robert Siersch und Patric Bacher-Kuhn

„Kino wirkt ein bissl wie ein Antidepressivum“, finden Siersch und Bacher-Kuhn. „Da geht der Spaß manchmal schon an der Kasse los“, freuen sie sich über den Kontakt und Austausch mit den Kunden. Diese schätzen unter anderem auch die Besonderheit, dass im Aibvision vor den Vorstellungen keine langen kommerziellen Werbespots zu sehen sind. Darauf verzichten die Betreiber „aus tiefster Überzeugung“: „Man wird heute überall beschallt. Außerdem wollen wir unsere Besucher nicht langweilen, sondern unterhalten.“

So beginnen die Filme im Aibvision Filmtheater auch ziemlich pünktlich. Nichts also mit Zeitvertreib im Foyer oder Kartenkauf 20 Minuten nach Start der Vorstellung, um sich die Werbung zu ersparen – wie es doch noch ab und zu unter Besuchern vorkommt. Am Dienstag ist ausgewiesener „Kinotag“ mit vergünstigten Eintrittspreisen: „Kino ist eine Kulturveranstaltung aus der Mitte der Gesellschaft und sollte für jeden erschwinglich sein“, sagt Siersch, der im übrigen immer wieder einmal auf die vermeintliche Konkurrenz durch das Großprojekt „Lichtspielhaus“ am Marienplatz angesprochen wird.

Dort entsteht ein neues Wohn- und Geschäftshaus, das nur dem Namen nach noch an die Vergangenheit erinnert. Befanden sich dort doch bereits in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ein Lichtspielhaus und ab 1951 die Kammer-Lichtspiele.

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