Kurzzeitpflege für Kinder und Jugendliche
Sie waren kurz vor dem Aufgeben: So war der Weg zur Einrichtung des „Haus Marini“
Nach zehn Jahren der Standortsuche und zwei Jahren der Sanierung ist es soweit: Im „Haus Marini“ in Brannenburg eröffnet eine Kurzzeitpflegeeinrichtung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Wir haben uns berichten lassen, warum es so lange dauerte und welche Herausforderungen bewältigt werden mussten. Alles zu Spendenmöglichkeiten für die Einrichtung erfahrt ihr HIER in einem frei zugänglichen Artikel.
Brannenburg/Rosenheim - „Wir waren bereits soweit zu sagen: Lassen wir es bleiben. Und dann hat sich die Möglichkeit, das ‚Haus Marini‘ umzuwandeln, ergeben“, erinnert sich Thomas Stingl, Geschäftsführer bei TnT. „Wir waren zehn Jahre lang auf der Suche nach einem geeigneten Objekt und es sah so aus, als wären wir endlich am Ziel!“ Wir treffen ihn und Co-Geschäftsführerin Tabitha Licht in den Räumlichkeiten des Pflegeunternehmens in der Salinstraße in Rosenheim. Stingl hat vor sich eine ganze Reihe von Berichten im Gemeindeblatt von Brannenburg und lokalen Presseerzeugnissen, die den Weg des Projekts dokumentieren, aufgeschichtet. „Ah, das hier ist aus dem Gemeindeblatt von Ende 2021. Da dachten wir noch, dass wir im Sommer 2022, nach einer kurzen Sanierung, mit ein paar Kleinigkeiten, die zu erledigen sind, eröffnen können“, meint er sichtlich melancholisch.
Doch dann wurde nach dem Kauf durch die Stiftung erhebliche Bauschäden festgestellt. „Diese waren enorm und haben, als wir schon dachten endlich am Ziel zu sein, noch einmal alle unsere Planungen durcheinandergewirbelt.“ Hinzu kam, dass eine ganze Reihe von Auflagen für Brandschutz und Energieeffizienz eingehalten werden mussten. „Und auch der Art der Einrichtung musste entsprochen werden: So darf man auf dem Weg zum Empfangsbereich beispielsweise nicht durch Wohnbereiche der Kinder und Jugendliche gehen müssen.“ So hätten sich eine ganze Reihe von Herausforderungen ergeben, die auch bereits in der Behandlung des Projekts im Gemeinderat zur Sprache kamen.
Kurzzeitpflege für Kinder und Jugendliche: Sie waren kurz vor dem Aufgeben: So war der Weg zur Einrichtung des „Haus Marini“
Wie kam es eigentlich zu dem Projekt? Tabitha Licht sei durch Ihren Sohn selbst theoretisch Teil der Zielgruppe für die Einrichtung, meint sie. „Auf Grund dessen, wie lange es bis zur Verwirklichung gedauert hat, hat sich das allerdings inzwischen erledigt, da er nun volljährig ist“, meint sie mit einem Schmunzeln. Doch auch sonst seien sie immer wieder auf den Bedarf für eine solche Einrichtung angesprochen worden. „Mal ein Beispielfall: Eine alleinerziehende Mutter pflegt Ihr Kind, das Down-Syndrom hat. Dann wird sie auf einmal selbst krank und muss ins Krankenhaus. Wenn es niemand im persönlichen Umfeld gibt, der das Kind betreut, was dann? Pflegeeinrichtungen haben in der Regel eine recht hohe Altersgrenze.“
Wie TnT Pflege das „Haus Marini“ beschreibt:
„Ein Kurzzeit-Zuhause für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in bester Lage in Brannenburg. Zwei Wohngruppen auf zwei Etagen mit jeweils acht Betten stehen hier zur Verfügung. Kurzzeitpflege für so viele Kinder unter einem Dach ist in Deutschland eine Rarität. Durch mehr als 10 Jahre Erfahrung sind wir Ihr kompetenter Partner, wenn es um die Versorgung von Kindern mit Beeinträchtigung aber auch von Kindern mit Schwer- und Mehrfachbehinderung geht.
Mit diesem Angebot schließen wir Versorgungslücken für die Altersgruppe zwischen 3 und 21 Jahren. Diese entstehen oft an Wochenenden oder in den Schulferien. Ebenso auch in Notsituationen, wenn zum Beispiel die pflegenden Sorgeberechtigten selbst erkranken. Wir bieten hier weit mehr als nur eine Grundversorgung. Gemeinsam mit unseren jungen Gästen gestalten wir ein attraktives und aktives Freizeitprogramm. Aufgenommen werden Kinder mit körperlicher, geistiger oder mehrfach schwerster Beeinträchtigung, wobei stets auf eine homogene Gruppenzusammenstellung geachtet wird.
Unser traumhaft gelegenes Haus bietet den perfekten Rahmen für Ihre Fortbildungen, Seminare, Workshops oder Meetings. Zwei Seminarräume mit je ca. 65 m² – einer davon teilbar – mit Küche, Terrasse und großem Garten. Die direkte Umgebung bietet dabei zahlreiche Möglichkeiten für Ausflüge, Outdoor- und Teambuilding-Aktivitäten. Im ersten Obergeschoss befinden sich bis zu 6 Doppelzimmer, mit einer Größe zwischen 13qm und 22qm, sowie ein Wohn-, Koch-und Essbereich, in dem die Kinder und Jugendlichen zusammenkommen, um gemeinsam ihre Freizeit zu verbringen. 4 der Zimmer haben einen Zugang zu einem eigenen kleinen Bad, zudem ist ein großes Pflegebad vorhanden. Das Geschoss ist sowohl über eine Treppe als auch über einen Aufzug zu erreichen. Jedes Zimmer ist mit mehreren Fenstern ausgestattet, um eine freundliche und helle Atmosphäre zu schaffen.
Kontakt-Informationen für Interessierte findet Ihr hier.
Spenden werden gerne angenommen unter:
TnT gGmbH „Haus Marini“
Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling
DE43 7115 0000 0020 1871 67
„Es muss auch gar keine so dramatische Lage sein wie im ersten Beispiel. Nehmen wir einen Fall, in dem eine Familie mehrere Kinder hat. Eines davon hat eine Behinderung. Da muss man dann die Urlaubsplanung immer wieder anpassen. Und selbst dann braucht es mehr Aufmerksamkeit der Eltern als die anderen Kinder“, erläutert Licht, „Da kann es für eine kurze Zeit einmal eine enorme Entlastung sein, wenn eine Einrichtung einer Familie für eine kurze Zeit seine Betreuung mit gutem Gewissen abgeben kann. Damit auch die anderen Kinder für diese Zeit mehr Aufmerksamkeit bekommen können und die Eltern ein wenig durchschnaufen können.“ Ganz konkret hätten schon Eltern gefragt: „Könnte mein Kind auch einmal bei euch übernachten?“ Sie gebe jedem zu bedenken, dass auch bei Familien mit Kindern ohne Behinderung schlicht einmal froh seien, wenn die Eltern eine kleine Auszeit nehmen könnten, während die Kinder woanders untergebracht seien. „Nur die Betreuung eines Kindes mit Behinderung können nicht ohne weiteres Leute ohne entsprechende Kenntnisse übernehmen.“
Viel Unterstützung und Zuspruch in Brannenburg
So habe man sich also jahrelang auf die Suche gemacht. „Da muss man bedenken: Unser Tagesgeschäft lief ja nebenbei weiterhin und wir konnten nicht all unsere Zeit und Energie darauf verwenden“, gibt Stingl zu bedenken. Einer der wesentlichen Hinderungsgründe sei in Oberbayern, wenig überraschend, das Preisniveau auf dem Immobilienmarkt gewesen. „Wir wollten eine halbwegs gut angebundene Lage, damit die Anfahrt für die Familien weniger aufwendig sind. Und dabei auch in unserem aktuellen Einzugsgebiet bleiben“, erläutert der TnT-Geschäftsführer. Vieles Grundstücke und Gebäude seien auch schlicht grundsätzlich auf Grund ihrer Lage oder Details der Konstruktion oder des Grundstücksschnitts ausgeschieden. „So braucht es beispielsweise Außenflächen und sie wollen so eine Einrichtung auch nicht direkt an einer vielbefahrenen Hauptstraße haben.“ - Problematiken, die beispielsweise auch bei der Einrichtung von KiTas eine Rolle spielen.
Schließlich fand sich in der ehemaligen Klinik Marinus am Stein ein geeignetes Gebäude. Deren Betreiber hatten nach der Pandemie beschlossen, den Betrieb dort zu beenden und den Ruhestand zu gehen. „Uns wurde dann der Kontakt vermittelt und wir sind hier als Mieter.“ Nun also soll am 14. August nach langer Suche und aufwändiger Sanierung die Eröffnung gefeiert werden. „Wir freuen uns schon sehr darauf. Wir fühlen uns auch vor Ort sehr gut angenommen. „Wir waren überwältigt von den Spenden, die bereits zur Hilfe bei der Finanzierung aber auch in Sachform eingingen! Das kam von allen möglichen Seiten: Beispielsweise den Klöpfelkindern des Zitherclubs, aber auch Sachspenden von einer Metzgerei.“ (hs)
