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Tiere standen bei 30 Grad in der prallen Sonne

Tierquälerei oder ganz normal? Experten äußern sich zu hechelnden Schafen in Bad Endorf

Wie sollten Schafe richtig gehalten werden? Der erfahrene Züchter von Soay-Schafen, Christian Schäfer, weiß um die Problematik mit der Hitze.
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Wie sollten Schafe richtig gehalten werden? Der erfahrene Züchter von Soay-Schafen, Christian Schäfer, weiß um die Problematik mit der Hitze.

Sechs Schafe standen in Bad Endorf bei mehr als 30 Grad in der prallen Sonne. „Tierquälerei!”, meint ein besorgter Passant. „Kein großes Drama”, findet der angezeigte Tierhalter. Wie Schäfer, Verbände und Veterinäramt den Fall einschätzen. 

Bad Endorf – Für Andreas Diez war es ein „untragbarer Anblick“, als er vier Lämmer und zwei Mutterschafe hechelnd auf einer Wiese in Bad Endorf entdeckte. Auf seinem Arbeitsweg stoppte der Halfinger, stellte mit Hilfe des Nachbarn Sonnenschirme auf, und zeigte den Halter, Raimund Rothbucher, wegen Tierquälerei an

War es wirklich Tierquälerei in Bad Endorf?

Dieser kann die Aufregung jedoch nicht verstehen. Er erklärt, dass die Schafe täglich versorgt werden und sie es durchaus verkraften können, auch an warmen Tagen für längere Zeit in der Sonne zu stehen. „Das ist ganz normal und wird von anderen Haltern genauso gemacht”, sagt Rothbucher. 

Doch ganz so einfach scheint das Thema nicht zu sein, wie die Erfahrung von Christian Schäfer aus Oberaudorf zeigt. Er züchtet mit 160 Soay-Schafen einen der weltweit größten Bestände der speziellen Rasse und ist seit vielen Jahren ein Experte auf seinem Gebiet. Für ihn ist klar: „Die Tiere müssen einen Unterstand haben.” Denn gerade Mütter mit jungen Zwillingslämmern seien bei Hitzestress und Wassermangel extrem gefährdet. Ein schattiger Platz ist aus Sicht von Schäfer daher unbedingt notwendig. Dabei müsse jetzt nicht jeder Halter mühsam einen großen Unterstand aufbauen. Aber wenigstens ein paar Bäume sollten es schon sein.

Gut geschützt im Stall: Christian Schäfer aus Oberaudorf kümmert sich seit vielen Jahren um seine Schafe.

Zudem sollten gerade die Jungtiere immer nachweislich mit ausreichend frischem Wasser versorgt werden. „An warmen Tagen trinken Lämmer teilweise das Dreifache an Wasser”, erklärt der Züchter, der das sensible Thema gut kennt. Immer wieder erlebt er Diskussionen um den optimalen Tierschutz, weshalb es mittlerweile auch diverse Handlungsempfehlungen gibt. 

An diese hält sich auch das Rosenheimer Veterinäramt, das auf die Anzeige von Diez reagierte. „Im konkreten Fall helfen die Europaratsempfehlungen zur Haltung von Schafen oder die Empfehlung der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG)“, sagt Michael Fischer, Pressesprecher des Rosenheimer Landratsamtes.

Richtlinien für die richtige Haltung

So weist beispielsweise die DVG in ihrem Leitfaden darauf hin, dass eine ganztägige und ganzjährig wirksame Schutzvorrichtung gewährleistet sein sollte. Bei starker Sonneneinstrahlung werden auch hier Büsche, Hecken und Bäume genannt, da es ohne den notwendigen Schatten sonst zu einem Hitzestress kommen kann. Anzeichen dafür sind laut DVG vor allem hochfrequentes, flaches Hecheln mit offenem Maul. „Das ist für Schafe die einzige Chance herunter zu kühlen, weil sie nicht schwitzen können”, erklärt Schäfer. 

Auch beim Thema der Wasserversorgung hat das Veterinäramt klare Richtlinien. Der Bedarf eines Tieres könne dabei jedoch variieren und richte sich nach dem Wassergehalt des Futters, dem Leistungsstadium, der Bewaldung oder der Umgebungstemperatur. „Im Mittel kann von einer täglichen Wasseraufnahme von 1,5 bis drei Liter pro Tier ausgegangen werden”, sagt Fischer. 

Wenn beim Rosenheimer Landratsamt Verstöße festgestellt werden, führt das laut Fischer aber noch nicht direkt dazu, dass dem Halter die Tiere weggenommen werden. Erst wenn „mildere Mittel” ausgeschöpft seien oder in Hinblick auf das Leib und Leben der Tiere Gefahr in Verzug besteht, käme das in Betracht. 

„Diskussion über Tierwohl ist wichtig“

Für Schäfer ist die Debatte rund um das Tierwohl vollkommen richtig. Er befürwortet, dass das Thema immer wieder diskutiert wird und somit präsent bleibt. 

Der Endorfer Schafhalter Rothbucher hofft dagegen, dass es nach der Anzeige nun „keine Angriffspunkte“ mehr gibt. Er hat die Fläche nun so erweitert, dass sich die sechs Schafe im Notfall unter ein paar kleine Bäume zurückziehen können.

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