Wölfin im Salzburger Land erlegt
Raubtier hatte 30 Schafe und Lämmer gerissen – auch in unserer Region?
Am 8. Juli wurde im Hochkönigsgebiet im Salzburger Land eine Wölfin erschossen. Eine DNA-Analyse hat nun ergeben, dass es sich tatsächlich um den Problemwolf der Region gehandelt hatte. Das getötete Tier war für rund 30 Risse im Bereich Hochkönig und Steinernes Meer verantwortlich. Oder für viele weitere, wenn man unsere Region hinzunimmt?
Salzburger Land - Die Anfang Juli im Raum Hochkönig erlegte Wölfin ist verantwortlich für die gerissenen Schafe im Hochköniggebiet, das hat eine DNA-Untersuchung im Forschungsinstitut für Wildtierkunde in Wien bestätigt. Ob das Tier auch in Bayern war, wissen die Wissenschafter in Wien nicht, weil es keine grenzüberschreitende Datenbank gibt, „dazu müssten die Bayern die DNA aus Wien anfordern und dann mit bayerischen Daten vergleichen“, so Sebastian Stock, Wolf- und Bärenbeauftragter des Landes Salzburg, gegenüber BGLand24.
Seit dem Abschuss sei es in der Region Hochkönig „ruhig“ geworden, es gab also keine weiteren Risse mehr. Die Vermutung, dass die erschossene Wölfin das Problemtier war, wurde nun wissenschaftlich bestätigt. Damit ist die entsprechende Verordnung, dass der Problemwolf in diesem Gebiet abgeschossen werden darf, wieder aufgehoben. Wäre es das falsche Tier gewesen, hätte man weiter jagen können.
Die Wölfin stammt aus einer italienischen Population, das heißt allerdings nicht, dass die Wölfin in Italien zur Welt kam, sondern nur, dass ein Vorfahre irgendwann einmal in Italien geboren wurde, „eigentlich müsste man mittlerweile von einer alpinen Population sprechen“, so Stock.
Die Nummer der untersuchten Wölfin - 215FATK – besagt, dass es das 215. Tier ist, weiblich (Female), das in Österreich (ATK) genetisch registriert wurde. Die jetzt getötete und untersuchte Wölfin wurde heuer im Frühjahr in Tirol das erste Mal registriert.
Ob das Tier auch in Bayern war, lässt sich derzeit nicht sagen, da es noch keine grenzüberschreitenden Datenbanken gibt, „Bayern müsste die DNA-Probe aus Wien anfordern und dann mit seinen Datenbanken abgleichen“. Anders ist die Situation bei Bären, hier werden genetische Daten automatisch in den Alpenländern ausgetauscht.
Schlagabtausch um Schutz von Wölfen
Die schwarz-blaue Landesregierung fühlt sich durch den DNA-Beweis bestätigt, dass die schnellen Abschuss-Verordnungen ohne Beschwerdemöglichkeiten richtig sind. Diese Verordnungen seien allerdings nur eine Zwischenlösung, bis von der EU der Schutzstatus des Wolfes herabgesetzt werde. Danach sieht es aber nicht aus, im Gegenteil. Erst Anfang der Woche hatte sich der litauische EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius über die „Alarmstimmung“ in Österreich beklagt, er halte das für „unverhältnismäßig“, und „in Österreich sterben mehr Menschen nach Kuhattacken als nach Begegnungen mit dem Wolf“, so der EU-Kommissar. Dem von Salzburg und anderen Alpenländern gewünschten Aufweichen des Schutzstatus erteilte er eine Absage, zudem erlaube das EU-Recht schon jetzt einen Abschuss, wenn ein Wolf den Menschen zu nahe komme.
In Österreich seien derzeit 20 Wölfe offiziell nachgewiesen, Schätzungen zufolge sind es bis zu 80 Tiere. Der österreichische Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig kontert, dass der Wolf nicht mehr vom Aussterben bedroht sei und sich pro Jahr um ein Drittel vermehre.
Der Wolf- und Bärenbeauftragte des Landes spricht von einer Fehlinterpretation der Aussage des EU-Kommissars, denn es gebe eben schon jetzt in der entsprechenden FFH-Richtlinie genaue Regeln, wann ein Problemtier abgeschossen werden darf. „Diese Ausnahmen nutzen wir in Salzburg“, so Stock. Allerdings spricht die Ausnahme genau einen Problemwolf an, und ob es sich bei einem geschossenen Tier tatsächlich um ein Problemtier handelt, kann eben erst im Nachhinein festgestellt werden.
hud
