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Trotz staatlicher Unterstützung

„Das ist ein Witz!“: So viel müssen Studenten für ein Zimmer in Rosenheim zahlen

Kloster St. Sebastian in Rosenheim
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Die steigenden Mietpreise machen vielen Studenten in Rosenheim schwer zu schaffen. Auch das neue Wohnheim im Kloster St. Sebastian weist hohe Kosten auf.

In Rosenheim müssen Studierende immer tiefer in die Tasche greifen, egal ob für ein Apartment oder ein WG-Zimmer. Für die Finanzierung benötigen viele Unterstützung. Wie es den Studenten damit geht und was sie sich für die Zukunft wünschen.

Rosenheim – Ohne die Unterstützung seiner Eltern, BAföG und einem Nebenjob könnte sich Maximilian Ehegartner seine Wohnung nicht leisten. Der 29-Jährige studiert Elektrotechnik an der Hochschule Rosenheim (TH) und wohnt im neu gebauten Studentenwohnheim „Campus Ro“. Für seine 20-Quadratmeter-Wohnung zahlt er aktuell 580 Euro warm. So wie Ehegartner geht es vielen Studenten in Rosenheim. Egal, ob sie in einer Wohngemeinschaft, einer Ein-Zimmer-Bude oder einem Studentenwohnheim leben – überall sind die Kosten in den vergangenen Monaten gestiegen.

Rosenheim teilweise teurer als Wien

„Ich wünsche mir einfach angemessene Mietpreise. Vorher habe ich in Wien studiert und knapp 400 Euro für eine etwas größere Wohnung bezahlt“, sagt Ehegartner. Er könne verstehen, dass das neu gebaute Wohnheim in der Rosenheimer Hugo-Laue Straße teurer sei als die bereits Vorhandenen. Schließlich verfügt es über eine Community-Küche, einen Fitnessraum und einen Waschsalon mit Lounge-Sesseln.

Auch über eine kostengünstigere Alternative hat Ehegartner nachgedacht. So hat er sich über ein Teilapartment in einem Wohnheim informiert, doch ohne Renovierung sei das für ihn keine Option gewesen. „Da kostet ein Zimmer 250 Euro im Monat, aber dementsprechend sehen die Wohnungen auch aus“, so Ehegartner. Auch das Pendeln vom Elternhaus zur TH war für ihn im ersten Studienjahr eine kostengünstige Alternative. „Ich bin jeden Tag hierher gependelt. Das heißt, zwei bis drei Stunden sind mir täglich verloren gegangen“, sagt der 28-Jährige. Daraufhin fällte er die Entscheidung, sich eine Wohnung in Rosenheim zu suchen.

„Das ist ein Witz!“

Um sich eine Bleibe finanzieren zu können, braucht er neben den Zuschüssen seiner Eltern auch einen Nebenjob und musste BAföG beantragen – doch das war leichter gesagt als getan. „Es wird zwischen elternabhängigem und elternunabhängigem BAföG unterschieden“, erklärt Ehegartner. Für ihn kam nur letzteres in Frage, denn „bei elternabhängigem BAföG bekommt man 400 Euro und das würde nicht mal die Miete abdecken.“ Vier Jahre kämpfte er für die finanzielle Unterstützung des Staates, gelohnt hat es sich für ihn allemal. „Ich bekomme jetzt 800 Euro BAföG und das erleichtert einiges“, so Ehegartner.

Eine Erleichterung sollte auch die 200-Euro-Energiepauschale dem Studenten bringen, doch die sehen den Zuschuss eher skeptisch. „Das ist ein Witz! Da hätte es eher geholfen, wenn man die Nebenkosten dauerhaft um 10 Euro senkt“, sagt Ehegartner. Auch Vanessa Memmel steht diesem Thema kritisch gegenüber. Die Energiepauschale war für die Innenausbau-Studentin lediglich ein Zahlungseingang, der mehr oder weniger im Alltag verschwunden ist. „Manche haben ihn für die Heizkosten verwendet und andere brauchten das Geld, um ihren Wocheneinkauf bezahlen zu können“, berichtet die 28-Jährige.

Memmel lebt nicht in einem Wohnheim, sondern in einer Wohngemeinschaft. „Ich zahle 370 Euro warm im Monat und bis jetzt kam es nicht zu einer Mieterhöhung“, erklärt sie. Vorher wohnte die junge Frau in Würzburg. „Die Stadt ist größer als Rosenheim und dennoch habe ich für meine dortige Wohnung viel weniger bezahlen müssen.“ Auch sie erhält von ihren Eltern Zuschüsse und musste zusätzlich Wohngeld beantragen. Und auch wenn sich die Miete in letzter Zeit nicht erhöht hat, kämpft Memmel ebenfalls mit steigenden Preisen. Doch ab und zu möchte sie sich auch mal was gönnen. „Aber wenn man für einen normalen Wocheneinkauf für eine Person über 50 Euro zahlen muss, dann muss man wirklich schlucken“, sagt die junge Frau. Der einzige Lichtblick ist für sie ihr baldiges Studienende. „Würde ich jetzt noch etwas länger studieren, dann müsste ich noch zusätzlich arbeiten gehen.“

„Dämpft den Spaß am Studium“

Auch der Mechatronik-Student Julius Müller ist über die steigenden Wohnpreise frustriert. „Rosenheim hätte sicherlich noch einige Wohnplätze vom Studierendenwerk nötig, aber es wird einfach nichts gemacht.“ Es werde nur „rumphilosophiert“ und am Ende käme nichts bei den Studenten an. Müller lebt im Wohnheim St. Sebastian an der Loretowiese und zahlt 407 Euro warm für sein Zimmer.

Zuvor lebte er im Wohnheim des Studierendenwerks München Oberbayern in der Westerndorfer Straße. Das Zimmer kostete 250 Euro warm, doch dann kam es jährlich zu einer Preissteigerung von 20 bis 30 Euro. „Sie konnten einfach nicht die Energiekosten unter Kontrolle bringen und das führte dazu, dass eine schlechte Wohnung trotzdem sehr teuer wurde“, berichtet Müller. Er spricht vielen Studierenden aus der Seele: „Dass ein Studium keine leichte Sache ist, was Geld angeht, war mir durchaus bewusst. Aber es dämpft den Spaß am Studium schon, weil die Kosten unheimlich gestiegen sind.“

Wohnpreise zum Sommersemester erhöht

Das Studierendenwerk München Oberbayern weiß, wie angespannt die finanzielle Situation für die Studierenden derzeit ist. Neben der Westerndorfer Straße betreibt das Studierendenwerk auch an der Marienberger Straße eine Wohnanlage. Beide Objekte weisen 458 Wohnplätz auf. „In Rosenheim variieren die Mietpreise dabei je nach Wohnanlage und Wohnform zwischen rund 230 und 572 Euro inklusive Nebenkosten und Internet“, erklärt Kassandra Fischer, Pressesprecherin des Studierendenwerks München Oberbayern.

Aufgrund der angespannten Situation wollen sie die Studierenden so wenig wie möglich belasten. Dennoch musste wegen der Inflation und der gestiegenen Energiekosten „zu Beginn des Jahres eine mäßige Anpassung der Betriebskostenpauschale vorgenommen werden.“ So erhöhten sich zum Sommersemester 2023 die Wohnpreise abhängig je nach Zimmer. „Die Erhöhung umfasst zwischen zehn Euro und 14,50 Euro inklusive Betriebskosten auf eine Miete, die dann zwischen 229,60 Euro und 287,10 Euro liegt“, so Fischer. Die Miete für Einzelapartments bleibe jedoch gleich.

Für Maximilian Ehegartner ist klar, dass sich was an den Wohnpreisen ändern muss. Gerade für Studienanfänger sei dies keine leichte Herausforderung. „Für Jemand, der frisch aus dem Elternhaus kommt und keine elterliche Unterstützung oder keinen Nebenjob hat, ist das Studium eine schwierige Sache.“

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