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Rosenheimer Geburtshelferin im Interview

Tag der Hebamme: Wie es ist, jeden Tag Kinder auf die Welt zu bringen

Gerade die Nachsorge von Müttern und Säuglingen leidet unter zu wenig Hebammen.
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Jede Geburt, die Hanna Halafutdinov begleiten darf, bleibt für die Geburtshelferin ein unvergesslicher Moment.

Der Fachkräftemangel bei Hebammen ist ein großes Problem. Anlässlich des Internationalen Hebammentags am 5. Mai verrät die Rosenheimer Geburtshelferin Hanna Halafutdinov im OVB-Interview, wie ihr Alltag aussieht und was den Beruf so besonders macht.

Rosenheim – Hanna Halafutdinov ist seit 40 Jahren mit Leib und Seele Hebamme. Ein anderer Beruf kommt für die aus Kasachstan stammende Frau nicht in Frage. Vor 20 Jahren kam sie nach Deutschland. Seit drei Jahren unterstützt sie werdende und frischgebackene Mütter in Rosenheim. Auch wenn der Beruf viele schöne Momente bereithält, kennt sie die Sorgen. Der Fachkräftemangel ist für alle spürbar, vor allem die werdenden Mütter haben damit zu kämpfen. Denn wer heutzutage einen positiven Schwangerschaftstest in Händen hält, sollte sich sofort um eine Hebamme kümmern.

Wieso haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Hanna Halafutdinov: Ich kann über meine Hebammentätigkeit stundenlang reden, weil es so ein schöner Beruf ist. Für mich ist es toll, eine Schwangere vom Anfang bis zum Schluss begleiten zu dürfen. In ihrem Körper entwickelt sich ein neues Leben und es ist ein unvergesslicher Moment, wenn das Kind auf die Welt kommt. Die Frauen durchleben die schlimmsten Schmerzen in ihrem Leben und erhalten dafür die größte Belohnung.

Und seit wie vielen Jahren arbeiten Sie schon in diesem Beruf?

Halafutdinov: Meine Ausbildung habe ich vor genau 40 Jahren in Kasachstan beendet und in Deutschland arbeite ich seit 20 Jahren. Für die Anerkennung meines Abschlusses musste ich in Deutschland ein Jahr lang ein unbezahltes Praktikum absolvieren. Zudem musste ich noch schriftliche und mündliche Prüfungen ablegen. 

Gibt es eigentlich einen typischen Berufsalltag als Hebamme?

Halafutdinov: Mal hat man mehr zu tun, mal weniger. Zum einen kommen die Frauen zur Vorsorge oder zu Geburtsvorbereitungskursen. Und dann gibt es noch die Nachsorge, die Rückbildungsgymnastik und die Babymassage. Außerdem kann man sich überlegen, ob man mit Geburtshilfe macht oder ohne. Ich selber biete das seit Corona nicht mehr an. Worüber ich sehr glücklich bin sind die Babytreffen im Familienzentrum Rosenheim. Dort können sich die Frauen ohne vorherige Anmeldung zum gemeinsamen Austausch treffen. Und wenn Mütter Fragen haben, dann können sie mich ansprechen oder ich schaue mir ihr Baby nochmal an. Es ist immer schön zu sehen, wie sich die Kleinen in den Monaten entwickeln.

Was war bisher die schönste Erfahrung, die Sie als Hebamme machen durften?

Halafutdinov: Die aller schönste Erfahrung, die ich in diesem Beruf machen durfte, war meine Enkelin auf die Welt zu bringen. Es war wirklich faszinierend und ich hätte nie gedacht, dass es so ein schönes Erlebnis ist. 

Der Fachkräftemangel ist ein großes Thema in Ihrem Beruf. Vielerorts gibt es zu wenige Geburtshelfer. Welche Gründe könnte es Ihrer Meinung nach dafür geben?

Halafutdinov: Ich wünsche mir, dass es irgendwann keinen Hebammenmangel mehr gibt. Denn das ist wirklich traurig. Früher habe ich in Mühldorf gearbeitet. Aus dieser Umgebung rufen mich immer noch Frauen an, weil sie dort keine Hebamme finden. Es ist eine Katastrophe! Ich glaube aber auch, dass die Pandemie Auswirkungen darauf hatte. Denn als freiberufliche Hebamme ist man für sich selbst zuständig und diese Zeit hat es für uns sehr schwer gemacht.

Wie hat sich der Beruf in den letzten Jahren verändert und hat das Ihre Tätigkeit erschwert?

Halafutdinov: Was für mich jetzt schwierig ist, ist die Digitalisierung. Natürlich müssen wir viel schreiben und arbeiten daher mit dem Computer. Aber für mich geht es in diesem Beruf um den Menschen und ich finde es schade, wenn dieser immer technischer wird. Klar, es braucht manche Geräte für eine bessere Überwachung der Schwangeren. Aber die Technik sollte immer nur helfen und nicht unsere Arbeit erschweren. Für mich wirkt es dann so, als ob wir vom Markt vertrieben werden sollen.

Was würden Sie anderen aus Ihrer Erfahrung raten, die auch Hebamme werden wollen: Welche Eigenschaften sollte man mitbringen?

Halafutdinov: Ich kann diesen Beruf wirklich nur empfehlen. Man trägt zwar eine große Verantwortung mit sich, aber es macht auch viel Freude. Früher hat man dafür eine Ausbildung gemacht, jetzt geht das ganze über das Studium. Und wenn man sich für diesen Beruf entscheidet, sollte man auf jeden Fall vorher einen Schnuppertag im Kreißsaal machen. Denn eine Geburt ist schon anders als man es sich vielleicht vorgestellt hat. Ich mache zwar seit Corona keine Geburtshilfe mehr, aber die Geburt bleibt einfach ein unvergesslicher Moment.

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