Wegen Dauerregen in der Region
„Nächste Tage könnten Katastrophe werden“ – Stechmückenbekämpfung am Chiemsee unmöglich
Damit Stechmücken am Chiemsee nicht zur Plage werden, bekämpft man sie bereits im Larvenstadium. Das Wetter in den vergangenen Wochen machte den Verantwortlichen aber einen Strich durch die Rechnung, was sich kritisch auf die nächsten Tage auswirken könnte.
Prien – Ein nerviges Summen, plötzlich ein Stich am Körper und die Folge: Eine rote kleine Beule, die im schlimmsten Fall nach einiger Zeit zu jucken beginnt. Stechmücken hat wohl niemand gerne um sich. Besonders in Gewässernähe kommen sie häufig in Schwärmen vor. Damit sie am Chiemsee nicht zur Plage werden, ist der „Abwasser- und Umweltverband (AUV) Chiemsee“ federführend für die Stechmückenbekämpfung zuständig. Wegen des Dauerregens in den vergangenen Wochen ist das im Moment allerdings nicht möglich, worauf der Vorsitzende des AUV Chiemsee, Andreas Fenzl, der zugleich Bürgermeister der Gemeinde Rimsting ist, bei einem Pressegespräch aufmerksam machte.
Eigentlich wollten er und AUV-Geschäftsführer Quirin Schwaiger nur darüber informieren, wie der AUV Chiemsee mit anderen Verbänden und den zehn Chiemsee-Gemeinden den Pegelstand des Sees sichern will, doch aus gegebenem Anlass war es für Fenzl und Schwaiger ein großes Anliegen auch dieses brisante Thema anzusprechen.
Notwendiger Pegel war eigentlich erreicht
Wie die Bekämpfung abläuft, ist in einem Bewilligungsbescheid der Regierung von Oberbayern klar geregelt und mit entsprechenden Auflagen versehen. Demnach kann mit der Organisation begonnen werden, sobald der Pegelstand am Alz-Auslauf bei Seebruck über 116 Zentimeter steigt. Erst dann werden Überschwemmungsgebiete, die zugleich Brutstätten der Stechmücken sind, überflutet und ihre Eier beginnen sich zu entwickeln. Wie Fenzl und Schwaiger bekanntgaben, wurde dieser Schwellenwert vergangene Woche erreicht und der AUV Chiemsee hatte umgehend die Bauhöfe damit beauftragt, Schöpfproben durchzuführen. Das Ergebnis: Zahlen über dem festgelegten Larven-Grenzwert.
Als nächster Schritt findet dann ein Monitoring statt, bei dem Biologen genau herausfinden, wie viele Larven in den Gebieten zu finden sind und welches Entwicklungsstadium sie erreicht haben. Wichtig ist, dass die Larven maximal das zweite von insgesamt vier Larvenstadien erreicht haben.
Dauerregen macht Bekämpfung unmöglich
Bekämpft werden sie mit einem Eiweißgranulat –einem biologischen Stoff– der das Bakterium B.T.I (Bacillus thuringiensis israelensis) enthält. Dieser sorgt dafür, dass die Darmzellen der Larven, nachdem sie das Granulat als Nahrungsmittel aufgenommen haben, platzen. Mit einem Hubschrauber wird es in den Überschwemmungsgebieten großflächig verteilt. Haben die Larven jedoch bereits Entwicklungsstadium drei oder vier erreicht, ist eine Eindämmung beziehungsweise Bekämpfung nicht mehr möglich, weil sie sich anderweitig ernähren und das Eiweißgranulat nicht mehr aufnehmen.
Doch zur Bekämpfung kam es nicht. „Der Dauerregen in den vergangenen beiden Wochen hat leider ein Problem heraufbeschworen, das die Bekämpfung zur Eindämmung der Stechmückenplage aktuell unmöglich macht“, so Quirin Schwaiger und fügte hinzu, dass die Überschwemmungsbereiche vor Erreichen des Alz-Pegelstandes schon so stark durchnässt waren, dass sich die Eier bereits entwickelt hatten. Die Eier benötigen, um die ersten beiden Entwicklungsstadien zu erreichen, bis zu vier Tage, diese sind bereits beim Monitoring erreicht gewesen und bei einem Großteil der Kontrollen wurden sogar erste Mückenschwärme in der Luft entdeckt. Somit lässt sich bestätigen, dass teilweise sogar die letzten beiden Entwicklungsstadien der Larven abgeschlossen sind.
Vermehrtes Aufkommen erwartet
Wie Andreas Fenzl hinzufügte, wird es auch keine nachträgliche Bekämpfung in den kommenden Tagen geben und er betonte: „Bei der Bekämpfung steht auch der Umweltschutz im Mittelpunkt. Die Stechmückenbekämpfung in dem Wissen durchzuführen, dass die Eindämmung nicht mehr erreicht werden kann, steht nicht im Verhältnis.“ Einen solchen Fall, bei dem die Bekämpfung nicht möglich war, hatte man bereits vor einigen Jahren, ebenfalls ausgelöst durch starke Niederschläge. Ein früheres Handeln ist in solchen Situationen aber aufgrund der Vorgaben des Genehmigungsbescheides nicht möglich.
Fenzl und Schwaiger rechnen jetzt damit, dass es aufgrund des massiven Schlupfes in jüngster Zeit, zu starken Stechmückenbelästigungen rund um den Chiemsee kommen wird. „Die nächsten Tage könnten eine Katastrophe werden“, heißt es von Schwaiger abschließend.

