Chiemsee-Pegelstand in Gefahr
Der Chiemsee schrumpft: Wie Gemeinden und Vereine den Pegelstand sichern wollen
Der Chiemsee schrumpft. Das macht sich in vielen Bereichen bemerkbar. Die zehn Chiemsee-Gemeinden und etliche Verbände haben sich deshalb zusammengeschlossen und wollen erreichen, dass der Pegelstand des Sees gesichert wird. Das sind die Pläne.
Rimsting/Chiemsee - Der Chiemsee kämpft. Und zwar mit einem zu niedrigen Wasserstand. Die zehn Gemeinden um den Chiemsee haben daher einstimmig den Entschluss gefasst, sich aktiv darum zu kümmern, dass der Pegelstand des bayerischen Meers in Zukunft gesichert ist.
An ihrer Seite sind auch etliche Verbände, zum Beispiel die Fischereigenossenschaft Chiemsee, die Schiffervereinigung Chiemsee und der Abwasser- und Umweltverband Chiemsee (AUV). Letzter hat zu einem gemeinsamen Gespräch eingeladen, um die Öffentlichkeit zu informieren, welche Probleme bei einem zu niedrigen beziehungsweise nicht regulierten Pegelstand entstehen.
Verlandung ist Hauptproblem
Das Wort, das während des Treffens am häufigsten genannt wurde: „Verlandung“. Das bedeutet, dass ein Gewässer durch Wasserverlust und natürliche Zufuhr von organischen Feststoffen im Laufe der Zeit zu trockenem Land wird. „Das ist auch an einigen Teilen des Chiemsees der Fall, wie zum Beispiel in der Hirschauer Bucht“, betonte Armin Krämmer, Bürgermeister der Gemeinde Chiemsee und fügte hinzu: „Vor zehn Jahren, gab es das letzte richtige Hochwasser, das hatte zur Folge, dass Treibholz und Müll im Chiemsee waren und das hat die Verlandung natürlich unterstützt.“
Stege nicht mehr barrierefrei
Auch für die Schiffahrt ergeben sich durch den niedrigen Stand und durch die Verlandung Probleme. Michael Feßler, Geschäftsführer der Chiemsee-Schifffahrt, wies darauf hin, dass es an bestimmten Häfen Probleme bei der Anfahrt gibt. Hinzu kommt, dass auch wenn einige Stege anpassbar seien, so ist der Zu-und Abstieg doch nicht immer optimal, wenn das Wasser zu niedrig ist. Vor allem für körperlich beeinträchtigte Personen ist das ein Problem. „Wir mussten auch schon einen Steg um mehrere Meter erweitern, weil die Anlegestelle zu flach für die Schiffe war. Dass wir jetzt weiter im Wasser umdrehen ist zwar nicht das Problem, aber auch nicht die dauerhafte Lösung,“ so Feßler weiter. Dass es Probleme mit den zu flachen Anlegestellen gibt, bekräftigten auch Manfred Eckerl und Florian Riepertinger, die beide einen Bootsverleih betreiben und Mitglieder der Schiffervereinigung sind.
Auf die Folgen eines niedrigen Pegelstands für die Fische machte Florian Kirchmeier, Vorsitzender der Fischereigenossenschaft Chiemsee, aufmerksam. Besonders im Frühjahr ist der Wasserstand für Fische, die in Ufernähe laichen wichtig. Nachdem der Schnee in den Bergen schmilzt und in den Chiemsee läuft, darf laut Kirchmeier der Wasserstand nicht zu rapide wieder fallen, da der Laich sich nicht entwickeln kann.
Studie soll Ergebnisse bringen
Doch was ist die Lösung, dass der Pegelstand nicht zu schnell sinkt, beziehungsweise besser reguliert werden kann? Andreas Fenzl, Verbandsvorsitzender des AUV erklärte, dass die Baumaßnahme an der Alzbrücke bei Seebruck im vergangenen Jahr bereits eine sehr positive Auswirkung für den Pegelstand des Chiemsees hatte. Florian Kirchmeier betonte dabei die angelegten Kiesbänke, die für die Befahrung der Arbeitsfahrzeuge nötig waren. In diesem Bezug wurde auch mehrmals die Idee von pyramidenförmigen Bauten unter der Brücke in den Raum geworfen. Diese würden bei zu hohem Wasser ein schnelleres abfließen bis zu einem gewissen Stand ermöglichen und bei zu wenig Wasser durch ihre Form das Abfließen in die Alz bremsen.
Ob diese Lösung so entsteht, wird sich zeigen. Nachdem sich die Gemeinden bereits an das bayerische Umweltministerium mit ihren Anliegen gewandt haben, hat dieses das Wasserwirtschaftsamt Traunstein beauftragt eine Studie durchzuführen. Diese ist seit einigen Wochen im Gange und soll untersuchen, ob und inwiefern Maßnahmen zur Regulierung de Chiemsees notwendig sind. Wann es die ersten Ergebnisse gibt, ist noch nicht bekannt.
Aktuelles Wetter führt zu Stechmückenplage
Auch Quirin Schwaiger, Geschäftsführer des AUV betonte, wie wichtig es ist, dass schnell etwas unternernommen wird. Dabei lenkte er den Blick noch auf ein weiteres Thema, dass den AUV momentan beschäftigt: Die Stechmückenbekämpfung am Chiemsee, für die der Verband federführend zuständig ist. Mit der Organisation der Bekämpfung kann erst begonnen werden, wenn der Pegelstand des Alz-Auslaufs bei Seebruck nachhaltig über 116 Zentimetern liegt. Das war zwar schon der Fall, der Dauerregen in den vergangenen beiden Wochen hat aber dazu geführt, dass die Bekämpfung unmöglich ist. „Die Überschwemmungsbereiche waren bereits vor Erreichen des Alz-Pegelstandes so stark durchnässt, dass sich die Eier bereits entwickelt haben“, so Schwaiger. Das hat zur Folge, dass in den nächsten Tagen mit vermehrtem Aufkommen von Stechmücken zu rechnen ist.

