Großes Bürgerinteresse im Gemeinderat
Agri-PV-Anlage in Unterreit? Was dahinter steckt und warum die Skepsis groß ist
Großflächige Photovoltaik-Anlagen sind vielen ein Dorn im Auge. Ist eine Agri-PV-Anlage eine Alternative? Was genau hinter dem neuen Konzept steckt und warum sich Unterreit mit der Idee noch schwertut.
Von Gunter Fuchs
Unterreit – Mehr als 20 Gemeindebürger verfolgten die jüngste Sitzung des Unterreiter Gemeinderats, sodass es schließlich nur noch Stehplätze gab, was auf eine interessante Tagesordnung schließen ließ. Allerdings führte nur der erste Tagesordnungspunkt nach der routinemäßigen Genehmigung des Protokolls der vergangenen Sitzung zu einer längeren Diskussion: der Antrag auf Bauleitplanung für eine Agri-PV-Anlage, die ein Landwirt bei Schlichting in der Nähe des Grünthaler Gasspeichers errichten möchte.
PV-Anlage in Unterreit: Unternehmen stellt Präsentation vor
Zwei Vertreter der Firma Energie Ernte GmbH stellten das geplante Projekt anhand einer Präsentation vor. Der Weg über die Gemeinde war zwar nicht zwingend erforderlich, sondern hätte aufgrund der Privilegierung eines solchen Bauvorhabens auch über einen Bauantrag beim Landratsamt erfolgen können. Aber man wolle „die Gemeinden mitnehmen“ und außerdem könne der eingeschlagene Weg die Abnahme des erzeugten Stroms sichern, so die Vertreter der GmbH.
Doch das Projekt stieß im Gemeinderat auf Skepsis, zumal noch ein weiterer Plan für eine konventionelle PV-Anlage auf einer Wiese ganz in der Nähe vorliegt. Die Firmenvertreter betonten, dass man zwischen herkömmlichen Photovoltaikanlagen und Agri-Anlagen klar unterscheiden müsse und hoben die Vorteile dieses relativ neuen Konzepts hervor, das die Stromerzeugung mit der weiteren landwirtschaftlichen Nutzung der Fläche verbinde. Mindestens 66 Prozent des vorherigen landwirtschaftlichen Ertrags müsse weiterhin erzielt werden. So mache im vorliegenden Fall die entsprechende Aufständerung der Module die Weiternutzung für die Grünfuttererzeugung oder direkt für die Rinderhaltung möglich.
Sehr attraktiv für Landwirte
Gemeinderat Maximilian Binsteiner (UWG Stadl) sah jedoch die Rahmenbedingungen für den Betrieb solcher Anlagen im Hinblick auf die betroffenen Gemeinden noch nicht hinreichend geklärt. Das wäre aber wesentlich, weil mit Sicherheit eine ganze Serie weiterer Anträge auf Errichtung von Agri-PV-Anlagen folgen werde, seien diese doch sehr attraktiv für Landwirte. Zweiter Bürgermeister Anton Manhart (FWG Unterreit), der den Tagesordnungspunkt moderierte, sah das ähnlich. „Die Bürger werden zudem nicht zwischen herkömmlichen Anlagen und Agri-Anlagen differenzieren“, meinte er, sodass eine unklare Gemengelage entstehen würde. Außerdem wäre ein entsprechender Beschluss von weitreichender und grundlegender Bedeutung.
Manhart sprach sich daher dafür aus, dass man zunächst den grundsätzlich ins Auge gefassten Beitritt zu dem vom Landkreis initiierten Regionalwerk abschließend klären sollte und dann gegebenenfalls über dieses flächendeckend konkrete Detailregelungen für die Errichtung solcher Anlagen erfolgen würden. Diesem Beschlussvorschlag schloss sich der Gemeinderat einstimmig an.
