Szenenbildner berichtet
So werden Drehorte für die „Rosenheim Cops“ in der Region ausgewählt
Wie werden eigentlich werden Drehorte für die „Rosenheim Cops“ in der Region ausgewählt? Aktuell laufen wieder Dreharbeiten in der Region und wir haben uns von Jochen Born, Szenenbildner der verantwortlichen Produktionsfirma „Bavaria Fiction“ erklären lassen, wie die Auswahl getroffen wird, was dabei eine Rolle spielt und wie dann der Dreh einer Folge vorbereitet wird.
Rosenheim - „Ach wenn das so ist, kommen Sie herein! Suchen Sie noch eine Leiche ...?“, so wird man teils begrüßt“, berichtet sichtlich amüsiert Jochen Born, Szenenbildner von „Bavaria Fiction“ für die „Rosenheim Cops“ im Gespräch mit unserer Redaktion, „Die Serie ist bekannt und beliebt, viele Leute sind teils hellauf begeistert wenn wir uns vorstellen und berichten, dass wir Interesse haben auf ihrem Grundstück zu drehen. Das ist immer wieder schön zu erleben, das dieser Wiedererkennungswert uns wortwörtlich Türen und Tore öffnet.“ So beispielsweise bei Peter Horner, der das „Weinhaus am Esbaum“ in Rosenheim betreibt. „Vor ein paar Jahren wurde schon einmal bei uns im Haus gedreht. Damals wurde eine der Wohnungen im Haus zur Arztpraxis für einen Fall. Nun sind sie wieder auf uns zurückgekommen und in meinem Geschäft wird ein Teil der Handlung einer der neuen Folgen spielen.“
Wie werden eigentlich werden Drehorte für die „Rosenheim Cops“ in der Region ausgewählt? - Szenenbildner erklärt es uns
Es ist eine beachtliche Zahl geworden: 22 Staffeln von „Die Rosenheim-Cops“ hat das ZDF in den vergangenen Jahren bereits ausgestrahlt. Und auch nach mehr als zwei Jahrzehnten scheint die Begeisterung für die Krimiserie mit der richtigen Portion Humor noch nicht gebrochen. Wie der öffentlich-rechtliche Sender Ende August mitteilte, werden im kommenden Herbst neue Folgen von „Die Rosenheim-Cops“ im Zweiten ausgestrahlt – zuvor hatte das TV-Format eine längere Pause eingelegt. Die Dreharbeiten dafür laufen nun überall zwischen Rosenheim und München. Die Regie übernehmen, laut dem ZDF, Irene Graef, Laura Thies, Micaela Zschieschow, Daniel Drechsel-Grau, Manuel Grabmann und Werner Siebert. Die Drehbücher stammen aus den Federn von Gerhard Ammelburger, Julie Fellmann, Ariane Homayounfar & Joachim Braner, Claudia Leins, Dagmar Rehbinder, Heike Schmidt, Dirk Wellbrock und weiteren. Produzent ist Alexander Ollig (Bavaria Fiction), der verantwortliche Redakteur im ZDF ist Christof Königstein. Wir durften bereits am Dienstag bei den Dreharbeiten für eine der Folgen in Kolbermoor vorbeischauen.
Bevor es überhaupt soweit ist, dass an Türen geklopft oder geklingelt wird, steht für Szenenbildner Jochen Born und sein Team erstmal einiges an Recherchearbeit an. „Alles beginnt mit dem Drehbuch: Das sieht für jede Folge eine Reihe von Schauplätzen vor. Dabei achten unsere Autoren natürlich bereits darauf, dass das an Orten in der Region machbar ist. Dann arbeiten wir diese ab. Das fängt mit einer ersten Recherche für eine grobe Auswahl unter Zuhilfenahme des Internets und unseres Archivs an, was beispielsweise Gewerbebetriebe angeht. Daneben sind wir auch grundsätzlich immer schon mit einem offenen Auge unterwegs, was potenzielle Drehorte angeht. Es gilt es eine Reihe von Dingen zu beachten: Neben dem Aussehen des Ortes und wie er zur Handlung passt müssen auch ganz praktische Dinge erwogen werden, wie die Verfügbarkeit von Parkplätzen, verschiedensten Anschlüssen und so weiter.“
Aufwändige Recherchen für Drehorte für die „Rosenheim Cops“
Born ist als Quereinsteiger dazu gekommen. „Eigentlich bin ich studierter Architekt. Doch schon während des Studiums wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass es eine Option wäre, auf diese Weise bei Film und Fernsehen zu arbeiten.“ Stück für Stück habe er sich dann nebenher bis zum Abschluss seines Studiums in die Branche hineingearbeitet, erste Berufserfahrungen gesammelt. Dann sei er vor einer Weile zu „Bavaria Fiction“ gekommen. Schließlich war er zunächst als Szenenbildassistent und nun Leiter der Abteilung für die „Rosenheim Cops“ unterwegs. „Das mag auf den ersten Blick ein ungewöhnlich wirkender Werdegang sein. Aber allerhand dessen, was ich im Studium gelernt habe, brauche ich auch für diesen Beruf, beispielsweise was schlicht architektonische Fragen, Statik und so weiter angeht.“
„Dann schauen wir uns vor Ort um.“ Dabei könne es bereits erste Überraschungen geben. „Mal schaut man sich ein Haus von innen an und alles passt perfekt zusammen. Aber dann hat beispielsweise einmal wer das Äußere wegen des Denkmalschutzes beim historischen Aussehen belassen, aber im Inneren alles hochmodern eingerichtet. Dann kommt dieser Ort nur für die Außenaufnahmen in Betracht. Oder es stellt sich etwa heraus, dass es drinnen zu eng wäre für das Filmteam oder andere Gründe, die zu einer Neubewertung führen. Wie gesagt, die meisten Leute sind, wenn wir vor Ort auftauchen um uns umzuschauen, gleich sehr entgegenkommend und freundlich“, betont Born und fügt mit einem Schmunzeln hinzu, „Wegen der berechtigten Sorge vor Einbrechern ist es aber auch schon vorgekommen, dass sie sich dann bei unserer Produktionsfirma oder dem ZDF gemeldet haben, um sicherzugehen dass sie da niemand falschen hereingelassen haben.“
Abläufe nach 20 Jahren „Rosenheim Cops“ automatisiert
Schließlich wird in einer Besprechung mit allen Verantwortlichen eine finale Auswahl getroffen, die noch mal besonders unter die Lupe genommen wird. „Wenn die endgültige Entscheidung getroffen ist, klärt ein Kollege die Verträge für die Nutzung an diesem Tag, Drehgenehmigungen und so weiter.“ - „Nach über 20 Jahren ‚Rosenheim Cops‘ haben sich die Abläufe automatisiert. Die Produktion nennt der Stadtverwaltung die Wunschtermine für die Drehtage an und im Rathaus. Wir prüfen dann, ob an den angefragten Terminen bereits Veranstaltungen auf dem Rathausvorplatz geplant sind, die durch die Dreharbeiten gestört werden könnten und andersrum“, berichtet wiederum Christian Baab, Medienreferent und Stellvertretender Pressesprecher der Stadt Rosenheim, „Ebenfalls wird die Verfügbarkeit der Rathaus-Tiefagarage geprüft, die zum Teil für Fahrzeuge der Produktion benötigt wird. Außerdem muss sichergestellt sein, dass Auslegungen, wie beispielsweise die von Bebauungsplänen, weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Finden Dreharbeiten im Rathaus statt, wird dies im Vorfeld mit den jeweiligen Ämtern abgeklärt.“
„Dieses Vorgehen hat sich bewährt. Generell läuft die Zusammenarbeit reibungslos ab und ist von gegenseitiger Rücksichtnahme geprägt“, betont Baab. „Das ZDF hat damals die richtige Entscheidung getroffen, die Cops in Rosenheim zu drehen. Immerhin sorgt mitunter unser schönes Rathaus dafür, dass die Serie nach mittlerweile über 20 Jahren Laufzeit immer noch so erfolgreich ist und eine große Fangemeinde hat. Und natürlich profitiert auch die Stadt Rosenheim vom Hype um die Rosenheim Cops“, berichtet auch Erster Bürgermeister Andreas März (CSU), „Das Rathaus ist mutmaßlich das meistfotografierte Gebäude Rosenheims, die Stadtführungen mit Rosenheim-Cops-Bezug sind regelmäßig ausgebucht. Und wir dürfen nicht vergessen, dass Kultur, Gastronomie und Handel von den vielen Besucherinnen und Besucher, die wegen der Rosenheim Cops hierherkommen, profitieren.“
Während die Dreharbeiten laufen, sind die Szenenbildner schon wieder unterwegs
„Das war wirklich spannend zu erleben, was für Details sie interessiert haben“, so Peter Horner, in dessen Geschäft gedreht wird, „Beeindruckt war ich dann doch, als klar wurde, dass alle, aber wirklich alle Markennamen unkenntlich gemacht werden und dabei absolut gründlichst vorgegangen wird. Selbst wenn das, wie bei meinem Weingeschäft, welche wären, von denen man hierzulande nie was gehört hat, weil sie aus Spanien oder Argentinien kommen.“ Denn bei Produktionen für die Öffentlich-Rechtlichen Sender wird streng darauf geachtet, dass auf keinen Fall Schleichwerbung vorliegen könnte, so wie es der Zweite Paragraph des Staatsvertrags für Rundfunk und Telemedien festschreibt. „Das ist dann ein Teil der Vorbereitungen für einen Dreh, die wir vornehmen“, Betont Born, „Wir stellen extra alle möglichen Werbetafeln, Etiketten und so weiter her oder machen Dinge durch Überkleben und so weiter unkenntlich.“ Darum sind beispielsweise auch nie die Marken von Autos, Computern oder Mobiltelefonen erkennbar.
Bevor die eigentliche Filmcrew eintrifft, sind dann Born und sein Team schon eifrig dabei, alles vorzubereiten und beispielsweise auch schon Requisiten herbeizuschaffen. Oder auch sicherzustellen, dass die übrige Logistik reibungslos abläuft: Neben den Requisiten müssen schließlich auch andere Dinge herbeigeschafft werden, wie beispielsweise Stromanschlüsse, Verpflegung für Darsteller und Crew oder schlicht genügend Parkplätze. Noch während erste Testaufnahmen laufen, sind sie eifrig am Werk, letzte Details sicherzustellen. Während dann die Aufnahmen für eine Folge laufen, sind sie schon wieder zum nächsten Ort unterwegs, um später wieder zurückzukehren und alles in den Originalzustand zurückzuversetzen.
hs

