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Gemeinde präsentiert Bürgern erste mögliche Konzepte

Horrorszenario Sturzflut: So sollen die Vagener vor der Katastrophe geschützt werden

Eine Vagenerin betrachtet auf einer Karte, wie bei einem Hochwasser-Ereignis, das in dieser Stärke durchschnittlich alle 100 Jahre eintritt, die Wassermassen ins Dorf fließen könnten. Dr. Florian Pfleger hat dazu in Vagen nun bauliche Möglichkeiten vorgestellt, mit denen sich ein derartiges Szenario deutlich abschwächen lässt.
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Eine Vagenerin betrachtet eine Karte, wie bei einem Hochwasser-Ereignis, das in dieser Stärke durchschnittlich alle 100 Jahre eintritt, die Wassermassen ins Dorf fließen könnten. Dr. Florian Pfleger hat dazu in Vagen nun bauliche Möglichkeiten vorgestellt, mit denen sich ein derartiges Szenario deutlich abschwächen lässt.

„Schockierend!“ So bezeichnet Feldkirchen-Westerhams Bürgermeister Johannes Zistl eine Simulation, die aufzeigt, wie der Ortsteil Vagen bei Starkregen im wahrsten Sinne des Wortes absaufen könnte. Doch es gibt Möglichkeiten, dieses Horrorszenario zu verhindern.

Feldkirchen-Westerham – Sie sind zwei der vielen Gegebenheiten, die den Feldkirchen-Westerhamer Ortsteil Vagen zu diesem idyllischen Fleckchen Erde machen: die beiden beschaulichen Bachläufe Gold- und Kotbach, die sich durch das Dorf schlängeln. Dabei können die beiden Bachläufe bei Starkregen zu reißenden Gewässern und damit im schlimmsten Fall sogar zur tödlichen Gefahr werden, wie Dr. Florian Pfleger vom Unternehmen cfLab aus Grassau am Donnerstag (22. Februar) vor rund 120 Vagenern deutlich machte. Damit ein derartiges Sturzflut-Horrorszenario drastisch minimiert werden kann, hat die Gemeinde bei dem Ingenieurbüro ein sogenanntes Sturzflut-Risikomanagementkonzept für das Dorf in Auftrag gegeben, das Pfleger nun erstmals der breiten Öffentlichkeit präsentierte.

Das geografische Problem für Vagen: Über die Hänge, die den Feldkirchen-Westerhamer Ortsteil von Süden her begrenzen, strömt bei Niederschlägen jede Menge Wasser ins Tal hinab. Wassermassen, die Gold- und Kotbach bei extremen Niederschlägen aber nicht fassen können. Die Folge: Die Bäche treten über die Ufer und können im schlimmsten Fall zu reißenden Fluten werden. „Die Abflüsse kommen relativ diffus über die südlichen Hangbereiche“, schilderte Pfleger die Ergebnisse eines simulierten Abflussmodells. „Nur der kleinste Teil wird über die Gewässer ablaufen, weil diese für die Massen viel zu klein sind.“ Wobei die Vagener weniger bei durchschnittlichem Dauerregen über ein, zwei Tage Angst haben müssten. Pfleger: „Das Problem sind kurzfristige Ereignisse wie ein heftiges Gewitter.“

Staatliche Förderungen beim Einhalten eines Schutzziels

Die gute Nachricht für die Vagener: Es gibt durchaus mehrere bauliche Möglichkeiten, wie eine derartige Jahrhundert-Katastrophe zumindest drastisch minimiert werden könnte. Als Grundlage zur Ausarbeitung diente dem Unternehmen cfLab dabei ein Schutzziel von Wassermassen einer Jahrhundert-Sturzflut plus 15 Prozent, was es der Kommune möglich mache, staatliche Förderungen in Anspruch zu nehmen. Die 15 Prozent wurden dabei in den Förderrichtlinien bereits in Hinblick auf mögliche Auswirkungen durch den Klimawandel eingebaut.

Eine Möglichkeit, die Pfleger den Vagenern präsentierte, war die Errichtung von Rückhaltebecken, um das vom Hang herunterströmende Ablaufwasser aufzufangen und anschließend peu à peu wieder an die Bäche abzugeben. Baumaßnahmen, mit denen sich in Vagen vermutlich nur die wenigstens anfreunden könnten. So sei allein zur Entlastung des Goldbachs ein Rückhaltebecken mit einer Bauwerkshöhe von fast zehn Metern nötig, in dem letztlich bis zu 25.000 Kubikmeter Wasser aufgefangen werden müssten. Auch mögliche Maßnahmen wie beispielsweise den Ausbau der Gewässer, damit diese mehr Wasser aufnehmen könnten, seien beispielsweise aufgrund von Platzmangel eher schwierig, wenn nicht sogar unmöglich.

Wasserströme ab- und umleiten

In den Fokus rücken wird stattdessen eine Ab- und Umleitung der Wasserströme entlang des Hangs, die die Wassermassen bei einer Extremwetterlage in Richtung Leitzachwerke und ins dortige Becken leiten kann. Erreicht würde diese Umleitung in erster Linie durch eine sogenannte Modellierung der Hänge, sprich Wälle oder Gräben, die den Wassermassen ihren Weg vorschreiben und laut Pfleger das Erscheinungsbild der Landschaft dort „kaum verändern“ würden, wie er auf OVB-Nachfrage betont. Daher spricht er bei dieser Möglichkeit auch von „unserer Vorzugsvariante“, stellt aber dennoch klar: „Letztlich muss natürlich die Gemeinde die Entscheidung treffen, ob und was sie machen will.“

Eine Frage, die den Feldkirchen-Westerhamer Gemeinderat sicherlich in den kommenden Monaten begleiten wird. „Die Simulationen sind erst einmal schockierend“, machte Bürgermeister Johannes Zistl, der selbst in Vagen lebt, deutlich, dass dem Thema Hochwasserschutz in der Kommune eine hohe Priorität eingeräumt wird. Allerdings „kosten die ganzen Lösungen natürlich auch Geld“, wie Zistl weiter betonte. „Wir reden hier derzeit von fünf bis sechs Millionen Euro – und da sind mögliche Grundstückserwerbe noch gar nicht eingerechnet.“

Derzeit noch keine finanziellen Mittel im Haushaltsplan

Er verwies darauf, dass bislang im Haushaltsplan, der den Zeitraum von heute bis ins Jahr 2027 abdecke und in dem rund 60 Millionen Euro investiert werden sollen, derzeit noch kein Geld für eine derartige Maßnahme eingeplant sei. Daher gäbe es seiner Meinung nach zwei Möglichkeiten: „Wir planen es im Jahr 2028 ein, wobei die Planungen ja weiterlaufen können. Oder wird suchen etwas von unserer Investitions-Liste, was wir streichen können.“ Unabhängig davon, welche Entscheidung der Gemeinderat letztlich trifft – eine schnelle Umsetzung der Maßnahme sieht der Rathauschef nicht. „Ich glaube nicht, dass vor 2027/2028 der Bagger kommt“, stellte Zistl klar, der die Vagener daher auch dazu aufrief, „zunächst selber etwas“ für den Hochwasserschutz zu tun, beispielsweise durch den Einbau von hochwasserdichten Kellerfenstern.

Unterstützen will die Kommune diese Eigeninitiative beispielsweise durch einen noch zu bestimmenden „Hochwasser-Kümmerer“ als Ansprechpartner und Koordinator sowie durch eine Art Hochwasser-Sprechstunde, bei der sich die Bürger aus Vagen rund ums Thema Hochwasserschutz fachmännisch beraten lassen können. Zistl warnte seine Mitbürger allerdings eindringlich davor, bauliche Maßnahmen am eigenen Grundstück zu ergreifen, die sich wiederum negativ auf den Hochwasserschutz der Nachbarschaft auswirken könnten. „Dass das nicht passiert, darauf werden wir achten“, so die klare Ansage des Bürgermeisters. „Das ist nämlich nicht nur unzulässig, das gehört sich einfach auch nicht.“

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