Daniela Ludwig schreibt Offenen Brief an DB
Sieben Bahn-Tote in Soyen: Wie viele muss es noch geben? „Bitte Sie eindringlich, tätig zu werden“
Sieben Menschen haben bereits an den Soyener Bahnübergängen ihr Leben gelassen – eine traurige Bilanz. Das findet auch CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig. Warum sie findet, dass die Kommune „oberste Priorität“ haben sollte – und was die Bahn dazu sagt.
Soyen – Die Bahnübergänge in Soyen sind seit vielen Jahrzehnten ein großes Ärgernis in der Kommune. Trotz verschiedener Lösungsansätze für die insgesamt acht Bahnübergänge und zwei Umlaufsperren auf der insgesamt elf Kilometer langen Gleisstrecke, die den Ort praktisch durchschneidet, ist das Problem bislang ungelöst geblieben. In Mühltal wurde nach langem Bemühen 2019 die Eisenbahnbrücke eingeweiht, vor allem durch das Zutun der beiden Altbürgermeister, Lorenz Kebinger und Karl Fischberger.
Bahnübergänge in Buchsee, Grasweg und Seeburg unbeschrankt
Doch damit ist in Soyen das Problem rund um die unbeschrankten Bahnübergänge nicht gelöst. Es bleiben immer noch die Übergänge in Buchsee, Grasweg und Seeburg. Doch auch hier gibt es Schwierigkeiten: Die drei Übergänge hängen technisch zusammen, wie Bürgermeister Thomas Weber auf Anfrage vergangenes Jahr erklärte. Das Verfahren für eine Beschrankung in Seeburg sei fertiggestellt, doch in Buchsee und Grasweg laufe es noch.
Das bestätigt eine Sprecherin der Deutschen Bahn. „Die Planung für den Bahnübergang Grasweg wird aktuell überarbeitet. Grund dafür sind umfangreiche privatrechtliche Einsprüche. Die überarbeiteten Unterlagen werden nach aktuellen Planungen Ende des Jahres 2025 beim Eisenbahnbundesamt neu eingereicht. Dort wird dann ein neues Planfeststellungsverfahren durchgeführt“, so die Sprecherin.
Planfeststellungsverfahren nötig
Der Plan der Bahn: „Die neuen Bahnübergänge sollen mit Halbschranken gesichert werden. Um diese aufzubauen, ist jedoch aus technischen Gründen zunächst der erneuerte Bahnübergang nötig. Mit der aktuellen Technik ist die Ergänzung mit Halbschranken nicht möglich. Gleichzeitig ist die derzeitige Straßenbreite zu gering. Entsprechend ist für diese Änderung das Planfeststellungsverfahren nötig“, erklärt sie das Vorhaben.
Ein großer Wunsch der Bürger wäre es zudem, wenn der Zug in Soyen öfter halten würde. Momentan stoppt die Bahn laut Fahrplan alle zwei Stunden. Doch auch dieses Anliegen rückt in weite Ferne: „Mit dem Umbau der Bahnübergänge Grasweg, Buchsee sowie Soyensee kann die Geschwindigkeit zwischen Wasserburg und Soyen in beiden Fahrtrichtungen von 90 km/h auf 120 km/h angehoben werden. Damit kann die Fahrtzeit um circa 25 bis 30 Sekunden reduziert werden. Für zusätzliche Verkehrshalte reicht das nicht aus. Es wären circa 90 Sekunden für einen Verkehrshalt im Vergleich zu einer Durchfahrt an der Verkehrsstation nötig“, erläutert die Bahn-Sprecherin.
Die Züge würden nach zulässigen Streckengeschwindigkeiten fahren, die sich aus verschiedenen Parametern der Eisenbahnstrecke, wie zum Beispiel der Gleisgeometrie, Radien und Weichen, ergeben würden. Diese Geschwindigkeiten werden durch Signale angezeigt und sind durch die Lokführer und Triebfahrzeugführer zwingend einzuhalten, erklärt sie.
Strecke Rosenheim – Wasserburg wird mit 120 km/h befahren
Die Strecke Rosenheim – Wasserburg werde mit einer Geschwindigkeit von 120 km/h befahren. Diese werde in bestimmten Bereichen verringert, unter anderem an Bahnhöfen, unübersichtlichen, nicht technisch gesicherten Bahnübergängen, Übergängen mit alter Sicherungstechnik ohne Halbschranken oder auch enge Radien. Im Gegensatz zu Straßenfahrzeugen sei es bei Geschwindigkeiten auf Eisenbahnstrecken unerheblich, ob die Strecken innerorts oder außerorts von Ortschaften seien, erklärt die Sprecherin.
Soyen hat „oberste Priorität“
Auch CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig setzt sich laut eigenen Angaben für den Umbau an den Soyener Bahngleisen ein. Sie und Bürgermeister Thomas Weber würden sich im regelmäßigen Austausch befinden, betonen die beiden.
In einem offenen Brief vom 6. März hat sich Ludwig an Ingrid Felipe, Mitglied des Vorstandes für Infrastrukturprojekte und -planung bei der Deutschen Bahn, gewandt: „In der Gemeinde Soyen gibt es drei unbeschrankte Bahnübergänge, an denen es regelmäßig zu gefährlichen Situationen und Unfällen kommt. Dies betrifft die stündlich getaktete Zugverbindung Rosenheim – Landshut. Mehrere Menschen verloren hier schon ihr Leben“, erklärt die CSU-Abgeordnete darin.
„Der Bürgermeister der Gemeinde, Thomas Weber, steht laufend in Kontakt mit den zuständigen Projektplanern. Bedauerlicherweise wird er immer wieder vertröstet, mit der Begründung: fehlende personelle Kapazitäten bei den Planungsingenieuren. Größere Projekte binden die vorhandenen Ressourcen, sodass keine verbindliche Zeitschiene für die Projektentwicklung ersichtlich ist“, so Ludwig.
„Dies ist die Aussage aus Ihrem Haus und das bereits seit über zwei Jahren“, richtet sich die Abgeordnete an Felipe. „Für mich ist dieser Zustand so nicht mehr akzeptabel und mir fehlt das Verständnis, dass gerade so enorm lebensgefährliche Bahnübergänge nicht endlich beseitigt werden“, kritisiert sie scharf. „Ich bitte Sie eindringlich, tätig zu werden und die Gemeinde nicht länger warten zu lassen“, fordert sie. Bis heute (Stand: 10. März) habe die Abgeordnete keine Antwort darauf erhalten. Für sie steht aber fest: „Die Bahn muss in Anbetracht der hochgefährlichen Situation vor Ort Soyen höchste Priorität einräumen und gegebenenfalls Planungskapazitäten umschichten.“



