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Meilenstein oder Fluch

Schummeln mit ChatGPT? So nutzen Wasserburger Schüler KI im Unterricht

Können Künstliche Intelligenz und Bots wie ChatGPT im Unterricht sinnvoll genutzt werden oder sind sie nur Helfer zum Schummeln? Rosmarie Gacia (oben) und Johannes Mühlbacher (mitte) von der Schülervertretung der FOS/BOS Wasserburg und Ingeborg Huber (unten), Lehrerin an der FOS/BOS nehmen neben weiteren Schulleitern aus dem Altlandkreis Stellung.
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Können Künstliche Intelligenz und Bots wie ChatGPT im Unterricht sinnvoll genutzt werden oder sind sie nur Helfer zum Schummeln? Rosmarie Gacia (oben) und Johannes Mühlbacher (mitte) von der Schülervertretung der FOS/BOS Wasserburg und Ingeborg Huber (unten), Lehrerin an der FOS/BOS nehmen neben weiteren Schulleitern aus dem Altlandkreis Stellung.

Künstliche Intelligenz (KI) und ChatGPT: Über 100 Millionen Nutzer gibt es seit der Einführung des Programms Ende 2022. Zwei davon sind Johannes Mühlbacher und Rosmarie Gacia. Die beiden Schüler der FOS/BOS Wasserburg nutzen die KI regelmäßig. Wo sie Fallstricke sehen und was die Schulleiter dazu sagen.

Wasserburg/Gars – Ende November 2022 ging ChatGPT für die Öffentlichkeit an den Start und bereits im Januar 2023 verzeichnete das Programm über 100 Millionen Nutzer – also können alle ab sofort Künstliche Intelligenz (KI) nutzen. Der Chat-Roboter spuckt zu jeder Frage eine Antwort aus und kann theoretisch bei Hausaufgaben und Seminararbeiten helfen.

Wie wirkt sich das auf den Schulalltag aus? Dürfen die Heranwachsenden die KI benutzen? „Natürlich nutzen die Schüler die Hilfe der KI, um sich Arbeit zu ersparen“, erklärt Julian Zwirglmaier, Schulleiter des Garser Gymnasiums. Junge Leute seien technisch versiert. „Man erkennt aber, ob ein Text von KI oder von einem Menschen verfasst wurde“, sagt er. Der Unterricht werde dahingehend ausgerichtet, die Jugendlichen im Umgang mit KI zu schulen. „Sie sollen kritisch hinterfragen“, verdeutlicht er.

Julian Zwirglmaier, Schulleiter am Gymnasium Gars.

Auch Verena Grillhösl, Schulleiterin des Luitpold-Gymnasiums in Wasserburg, meint, es sei die Aufgabe einer zeitgemäßen Schule, die Heranwachsenden mit der notwendigen Kompetenz im Umgang mit neuen Technologien auszustatten. Jedoch sei es für die Schüler verlockend, sich Hausaufgaben und Referate von der KI erstellen zu lassen, um damit vermeintlich Zeit einzusparen. „Schon vor ChatGPT haben die Kinder und Jugendlichen den Stoff nicht verstanden, wenn sie die Hausaufgaben nur abgeschrieben haben“, sagt Grillhösl.

KI bei Prüfungen und Seminararbeiten

An beiden Gymnasien gelte weiterhin, dass die Verwendung von KI, beispielsweise bei Prüfungen, Klausuren oder Referaten, die benotet werden, verboten sei. Sie wird als Unterschlag geahndet, so Zwirglmaier und Grillhösl.

Es gebe jedoch Ausnahmen. „Bei der Seminararbeit werden keine pauschalen Verbote ausgesprochen. Wer KI benutzt, muss das angeben und zitieren“, erklärt Grillhösl. Inwiefern ChatGPT und Co. im Unterricht verwendet werden, liege in der pädagogischen Eigenverantwortung der Lehrkraft, erklärt Zwirglmaier. Laut den beiden Schulleitern soll so ein verantwortungsvoller, aktiver und kritischer Umgang mit KI gefördert werden. „Die Welt, in die wir unsere Schülerinnen und Schüler entlassen, wird sicherlich stärker von neuen Technologien geprägt sein als die heutige“, betont Grillhösl.

Verena Grillhösl, Schulleiterin des Luitpold-Gymnasiums in Wasserburg.

Eigenleistung oder Produkt Künstlicher Intelligenz?

Auch an der Mittelschule in Wasserburg würde über KI diskutiert werden, sagt Rektorin Maria Albert. „Es wird dann schwierig, wenn man nicht mehr zwischen Eigenleistung und künstlicher Leistung unterscheiden kann“, meint sie. Deswegen versuche die Mittelschule, den Fokus bei Projektarbeiten mehr auf die Präsentation der Schüler zu legen, als auf den Text, der abgegeben wird, erklärt sie. „Aber den richtigen Umgang damit zu finden ist ein Prozess, der noch etwas dauern wird.“ Ab der fünften Klasse sei der Informatikunterricht an der Mittelschule Pflicht. Dort würden Kompetenzen zum kritischen Umgang mit KI und auch mit digitalen Medien vermittelt werden, so Albert. „Die jungen Leute sind einer großen Informationsflut ausgesetzt. Dabei ist es wichtig, ihnen beizubringen, sich eine eigene Meinung zu bilden.“ KI biete viele Möglichkeiten, bringe jedoch auch Probleme mit sich, so die Rektorin.

Maria Albert, Rektorin der Mittelschule Wasserburg.

Schwerpunktthema: Digitale Bildung

Auch an der FOS/BOS Wasserburg werde KI in den Unterricht integriert, erklärt Ingeborg Huber, Lehrerin und Pressebeauftragte der Bildungsstätte. „Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, dieses neue Werkzeug reflektiert, kritisch und damit sinnvoll zu nutzen“, sagt sie. In verschiedenen Fächern würde der Einfluss von KI auf Gesellschaft, Wirtschaft und Arbeitswelt eruiert werden. „Schon seit einigen Jahren haben wir an der FOS/BOS das Schwerpunktthema ‚Digitale Bildung‘. In diesem Schuljahr steht der Themenkomplex des „Wissenschaftlichen Arbeitens“ im Fokus. Dabei wird es auch um den verantwortungsbewussten Umgang mit KI gehen“, erklärt Huber. Zum Beispiel sei im Fach Volkswirtschaftslehre für ChatGPT und die Suchmaschine „Microsoft Bing“ eine Frage formuliert worden. Die Antwort darauf hätten die Unterrichtsteilnehmer dann analysiert und kritisch beurteilt.

Ingeborg Huber ist Lehrerin und Pressebeauftragte an der FOS/BOS Wasserburg.

„Seit diesem Schuljahr steht die Entwicklung eines umfassenden pädagogischen Konzeptes im Umgang mit KI an der Schule an“, ergänzt Huber. Dafür füllten die Schüler der 12. Klassen einen Fragebogen zu ihren Kompetenzen im Umgang mit KI und im Verfassen von wissenschaftlichen Arbeiten aus. „Daraus ging hervor, dass sich nur etwa 50 Prozent in der Lage fühlen, Anfragen an einen Chatbot, sogenannte Prompts, so zu formulieren, dass sie ein verwertbares Ergebnis erhalten“, erklärt die Pressebeauftragte.

Ein ähnliches Bild zeige sich auch bei der Fähigkeit, Informationen aus Fachtexten sprachlich auf ein verständliches Niveau zusammenzufassen, so Huber. „Die KI kann eine wertvolle pädagogische Hilfestellung sein. Sie hilft bei der Erstellung von Gliederungen oder gibt inhaltliche Impulse“, so die Lehrerin.

ChatGPT für Seminararbeit

Bei den Schülern zeichnet sich ein ähnliches Bild im Hinblick auf die Verwendung von KI. Im Unterricht über Vor- und Nachteile zu diskutieren, sei wichtig für Johannes Mühlbacher, Zweiter Schülersprecher der BOS Wasserburg. Der 20-Jährige habe selbst schon Erfahrungen mit ChatGPT gesammelt. „Für meine Seminararbeit habe ich mir Anregungen für meine Gliederung und auch für meine Interviewfragen geholt. Die Ergebnisse hinterfrage ich aber, bevor ich sie verwende, denn die Antworten der KI sind nicht immer richtig.“

Johannes Mühlbacher ist stellvertretender Schülersprecher an der BOS in Wasserburg.

„Für die Mathematik-Hausaufgabe wollte ich meine Lösung mit dem, was ChatGPT ausspuckt, vergleichen. Die Ergebnisse waren unterschiedlich. Das von der KI war falsch und meins war korrekt“, sagt der stellvertretende Schülersprecher. Für ihn sei wichtig, dass sich die Lehrkräfte vor dem Thema „Künstliche Intelligenz“ nicht verschließen, sondern es in den Unterricht integrieren würden.

Rosmarie Gacia ist stellvertretende Schülersprecherin an der FOS in Wasserburg.

Dem stimmt Rosmarie Gacia, stellvertretende Schülersprecherin der FOS Wasserburg, zu. Die 20-Jährige sehe keinen Grund, bei dem technischen Fortschritt nicht mitzugehen. „Ich verwende ChatGPT, wenn ich eine Schreibblockade habe“, sagt sie. Ein Makel sei jedoch, dass der Bot keine Quellen ausgeben könne, so Gacia. „Zusätzlich muss man sich bewusst sein, dass man mit seinen Eingaben das Programm mit Informationen füttert“, gibt die Schülersprecherin zu bedenken.

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