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OVB-Reporter teilt Erfahrungen

„Wiederholen ist kein Versagen“: Sitzenbleiben kann ein Schritt zu neuem Erfolg sein

Schüler halten ihre Jahreszeugnisse hoch (Symbolbild) Doch nicht jeder kann sich über seine Noten freuen. Manche müssen die Klasse wiederholen. So ging es auch OVB-Reporter Manuel Hinmüller (oben rechts).
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Am 26. Juli gibt es die Jahreszeugnisse (Symbolbild). Doch nicht jeder kann sich über seine Noten freuen. Manche müssen die Klasse wiederholen. So ging es auch OVB-Reporter Manuel Hinmüller (oben rechts).

Am Freitag (26. Juli) gibt es Zeugnisse. Während die einen froh in die Ferien starten, überwiegt bei anderen die Enttäuschung. Sie müssen die Klasse wiederholen. Auch OVB-Reporter Manuel Hinmüller erging es zu Schulzeiten so. Sein Tipp und Trost: Damit sind große Chancen verbunden.

Prien/ Gars am Inn – Es ist Ende Juli. Die Schüler sind voller Freude: Den letzten Schultag hinter sich bringen, dann ist sechs Wochen Ruhe. Es wird noch das Jahreszeugnis ausgehändigt. Nach der Vergabe herrschen Gelächter und Jubel. Doch während der Großteil gut gelaunt durchs Klassenzimmer läuft, gibt es auch sehr betrübte Gesichter. Bei manchen steht im Zeugnis geschrieben, dass sie nicht in die nächste Jahrgangsstufe vorrücken. Sie müssen wiederholen.

So ging es mir in der neunten Klasse des Gymnasiums in Gars am Inn. In Französisch und Physik hatte ich nur die Note fünf erreicht. Ich wusste zwar schon vorher, was mir blüht, doch es dann nochmal auf dem Papier zu sehen, ist was anderes. Meine letzte Möglichkeit zum Vorrücken: eine Nachprüfung Anfang September. Leider ohne Erfolg und so kam der Anruf: „Manuel, du hast es leider nicht geschafft. Du musst die Jahrgangsstufe wiederholen. Du kommst dann in die 9b.”

Ängste über Verluste unbegründet

Sofort kamen Ängste und viele Fragen hoch: Was war Schuld an meinem Versagen? Wer ist diese 9b? Werde ich mich da gut integrieren können – oder immer nur „der Neue” bleiben? Und werde ich meine Freunde, die nun ein Jahr über mir sind, schon noch sehen? – Oder sie womöglich verlieren?

Ich wusste nicht, was mich im nächsten Schuljahr erwarten wird. Die genannten Ängste hatten auch andere Mitschüler, denen es in den darauffolgenden Jahren so ging wie mir. Einige durften – aufgrund ihrer Noten – nicht die Nachprüfung machen. Sie wurden bereits am letzten Schultag von all diesen Fragen geplagt.

Mittlerweile weiß ich, dass diese Sorgen unbegründet sind. Natürlich ist es erschütternd, wenn man nicht vorrücken darf. Aber: Sitzenbleiben ist kein Weltuntergang. Zum einen werden euch eure Freunde immer bleiben, auch wenn Ihr nicht mehr in derselben Klasse seid. Ihr könnt euch in den Pausen treffen oder am Nachmittag und an den Wochenenden.

Ihr braucht auch keine Angst haben, dass Ihr in der neuen Klasse den Anschluss nicht findet. Aller Anfang ist zwar bekanntlich immer schwer. Aber steht euren neuen Mitschülern bei Rat und Tat zur Seite. Ihr wisst, was euch im Unterricht erwarten wird, also helft anderen. Und so seid Ihr ganz schnell integriert.

Und lasst euch jetzt von den schlechten Noten nicht runterziehen. Genießt erstmal eure wohlverdienten Sommerferien und seht das Wiederholen dann nicht als eine Art des Versagens, sondern vielmehr als eine neue Chance. Vielleicht gab es Unterrichtsstoff, den Ihr nie wirklich verstanden habt. Ihr seid in ein Thema nie richtig reingekommen und alle anderen Bereiche, die darauf aufbauten, waren wie eine neue Fremdsprache. Jetzt gibt es die Möglichkeit, die Sache ganz anders anzugehen. Vielleicht bekommt Ihr eine neue Lehrkraft, die bestimmte Themen für euch verständlicher erklärt. Ihr wisst auch, wo es im vergangenen Jahr „gehakt” hat und könnt daher viel eher bei Problemen reagieren und nachfragen. Das half mir in Physik sehr weiter.

Eltern sollen für Kinder da sein

Und auch Eltern sollten jetzt besonders für Ihre Kinder da sein und nicht zu streng sein. Dass meine damals voll und ganz hinter mir gestanden sind, hat mir auch sehr viel Kraft gegeben. Vor allem, weil die Zeit als Kind oder Jugendlicher an sich schon schwierig sein kann. Wie Prof. Dr. Ulrich Voderholzer, Ärztlicher Direktor sowie Chefarzt der Psychosomatik & Psychotherapie in der Schön Klinik Roseneck in Prien in einem früheren Gespräch mit der Redaktion erklärte, hat die Anzahl der Anmeldungen von Jugendlichen, die wegen psychischer Belastung stationär behandelt werden müssen, in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Ihnen bereite der ungewisse Blick in die Zukunft sorgen, es fehle die Orientierung und Perspektive.

Mit einer liebevollen Zuwendung zu den Kindern ist daher sehr geholfen, wie Voderholzer erklärte: „Es ist das Stärkste, was ein Kind erleben kann, wenn es weiß, dass die Eltern zu ihm stehen.“ Die Eltern sollten daher ihren Kindern vermitteln, dass sie immer da sind für sie, auch wenn sie mal Fehler gemacht haben.

Und was die Zukunft angeht, will ich noch sagen: Ich wurde noch nie bei einem Vorstellungsgespräch gefragt, warum in meinem Lebenslauf ein Schuljahr mehr drinsteht. Wenn das Thema danach mal aufkam, sorgte es auch nicht für Empörung.

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