Was tun bei schlechten Noten?
Es gibt Zeugnisse! So reagiert Ihr richtig auf die Zensuren Eures Kindes
Vor dem Start in die wohlverdienten Sommerferien warten die Jahreszeugnisse auf die Schülerinnen und Schüler! Bei manchen lief es super im vergangenen Schuljahr, bei manchen weniger. Aber egal, wie die Noten Eures Kindes ausgefallen sind: Ärger und Druck bringen gar nichts - da sind sich die Experten sicher. Wie Ihr auf schlechte Zensuren reagiert und welche Maßnahmen sinnvoll sind, erfahrt Ihr hier.
In Mathe eine Fünf, in Latein eine Vier ... Und auch die restlichen Noten auf dem Zeugnis sind nicht gerade berauschend. In solchen Fällen droht vielen Schülern zu Hause Ärger - und Druck fürs nächste Schuljahr. Doch solche Reaktionen der Eltern bringen gar nichts, im Gegenteil …
Ärger der Eltern wirkt demotivierend und entmutigend
Es gibt Eltern, die mit ihrem Kind als Team zusammenarbeiten, Lösungen suchen und den Blick nach vorne richten. Es gibt aber auch Eltern, die Probleme damit haben, mit ihrem Kind zusammenzuarbeiten, vielleicht weil sie nicht genügend Informationen bekommen haben und ihre Kinder sie nicht ausreichend einbezogen haben. Dann kann so ein Zeugnis zu Streitereien und zu einem Gegeneinander führen.
„Viele Eltern reagieren mit Enttäuschung, gepaart mit Vorwürfen und Konsequenzen wie „Das Fußballspielen ist für dich erstmal gestrichen“, sagt Diplom-Pädagoge Detlef Träbert in einem Interview mit dem Bildungsportal NRW. Mit solchen Maßnahmen sollten Eltern vorsichtig sein, denn es sind ja oft die Bereiche, in denen das Kind außerhalb der Schule noch Erfolgserlebnisse hat. Wenn man ihm diese streiche, habe es nichts mehr, worin es gut ist, und das ist alles andere als motivierend.
Eltern, die über ein schlechtes Zeugnis verärgert sind, geben die Botschaft weiter: „Ich bin unzufrieden mit dir!“ Diese Botschaft beeinträchtigt das Selbstbild des Kindes negativ, denn es erlebt sich als Auslöser von elterlichem Ärger, hat Schuldgefühle und ist entmutigt. Kinder wollen geliebt werden und tun alles, um ihren Eltern zu gefallen!
Wie Ihr keinesfalls auf schlechte Zeugnisse reagieren solltet:
- Werdet nicht wütend oder ärgerlich und wertet Euer Kind auf keinen Fall ab („Wie dumm muss man sein, um so ein Zeugnis zu bekommen?”) Sprecht auch vor Dritten nicht abwertend über Euer Kind. Ihr zerstört damit jedes Selbstvertrauen.
- Bestraft Euer Kind nicht für schlechte Zeugnisse und droht auch keine Strafe für zukünftige schlechte Zensuren an. Ihr löst damit nur Ängste aus.
- Vergleicht Euer Kind nicht mit Geschwistern oder Freunden oder gar mit sich selbst, also mit früheren Leistungen. Vergleiche machen unglücklich, schüren Neid und erzeugen Versagensängste.
- Setzt Euer Kind nicht unter Druck („Wenn du im nächsten Jahr die Vier nicht weg bekommst, dann…”). Die Kinder stehen schon genug unter Leistungsdruck - schulisch und privat. Da brauchen sie daheim vor allem Sicherheit und Stärkung. Zu viel Druck führt zu Versagensängsten, psychosomatischen Problemen bis hin zu Depressionen.
Quelle: www.alpha-lernhilfe.de
Zeugnisse zeigen nur den aktuellen Stand des Kindes an und nicht, wie es sich entwickelt hat, ob es sich angestrengt und Mühe gegeben hat. Die Qualität der Beziehung zwischen Lehrer und Schüler und das Klassenklima sind entscheidend für den Erfolg. Auch häufiger Unterrichtsausfall oder Vertretungslehrer können sich negativ auf die Leistung der Schüler auswirken. Und die Pubertät! Schüler, die während der Pubertät hochmotiviert und konzentriert sind, gibt es nur selten.
Wie können Eltern ihr Kind beim Lernen unterstützen?
Zuallererst sollten Eltern versuchen, die Perspektive ihres Kindes zu verstehen und sich fragen „Was wünscht sich mein Kind in dieser Situation?“ Sie sollten mit ihm mitfühlen und sich solidarisch zeigen. Das Kind weiß selbst, dass Eltern auf ein schlechtes Zeugnis nicht freudig reagieren.
„Eltern sollten sich ganz klar als Helfende positionieren. Es ist sinnvoll, sich auf die Zukunft zu konzentrieren und gemeinsam zu überlegen, was man besser machen kann“, sagt Schulpsychologe Andreas Heidecke gegenüber dem Bildungsportal NRW. Ihr solltet Euer Kind ganz konkret fragen: „Willst du weiterhin auf diese Schule gehen? Und wie können wir dich dabei unterstützen?“ Ihr solltet auf keinen Fall fordern und sanktionieren - das ist Aufgabe der Schule.
Bei Kindern gibt es in diesem Fall grundsätzlich zwei Knöpfe, auf die Eltern drücken können:
- Kontrolle und Begleitung: Das spielt vor allem bei jüngeren Kindern eine Rolle. Denn ab einem bestimmten Alter sind diese Maßnahmen nicht mehr geeignet, um wesentlichen Einfluss zu nehmen. Wenn Kinder älter werden, ist die Selbstständigkeit wichtiger als die Fehlerfreiheit von erledigten Hausaufgaben.
- Vertrauen: Das kann bei älteren Schülern eine deutlich wirksamere Methode sein. Hier würde man eher fragen: „Brauchst du Hilfe?“ Auch „Ich verlasse mich auf dich“ kann bei älteren Kindern genutzt werden. Hier muss allerdings eine gute Dosierung gefunden werden, was nicht zuletzt auch vom Kind selbst abhängt. Zeigen sich Kinder überfordert mit dem Vertrauen und der Selbstständigkeit, sollte der Umfang der selbst zu erledigenden Aufgaben wieder zurückgefahren werden.
Quelle: www.aok.de (Interview mit Schulpsychologe Andreas Heidecke)
Zeugnisgeld – ja oder nein?
Viele Eltern versuchen, die Lernmotivation ihrer Kinder mit der Aussicht auf eine finanzielle Belohnung zu erhöhen. Schwierig: Das Zeugnisgeld stellt einen schmalen Grat zwischen der Motivation auf eine Belohnung und einem negativen Leistungsdruck dar. Ganz wichtig ist deshalb, dass das Geld nicht das einzige Mittel schulischer Motivation darstellt und die finanzielle Belohnung vor allem nicht die Unterstützung beim Lernen ersetzt. Keinesfalls angebracht sind Kürzungen oder Erhöhungen beim Taschengeld aufgrund schlechter oder guter Noten.
Resümee - was wirklich zählt
Das Wichtigste ist, die Kinder zu unterstützen, zu motivieren und ihren Glauben an die eigenen Fähigkeiten zu stärken. Ganz unabhängig von den Noten. Durch eine einfühlsame und positive Begleitung hilft man ihnen, aus Rückschlägen wie einem schlechten Zeugnis gestärkt hervorzugehen und fördert zusätzlich die individuelle Entwicklung.
Bei einem schlechten Zeugnis ist es wichtig zu zeigen, dass man an die Fähigkeiten und das Potenzial seines Kindes glaubt. Vertrauen auszudrücken und sein Kind zu ermutigen, seine Stärken zu entdecken, hat eine positive Wirkung auf dessen Motivation und Selbstwertgefühl. Ohne es zu überfordern!
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