Gegenschlag nach heftiger Kritik
„Verlorene Kinder“, Verkehrskollaps und Co. - ein Busfahrer im Chaos der ersten Schultage
Der erste Schultag nach den Sommerferien ist für alle eine Herausforderung. Aufgeregte Schüler, noch aufgeregtere Eltern und Busfahrer an ihren Grenzen, kein Wunder, dass da die Nerven blank liegen. Nachdem Eltern in den vergangenen Tagen auf die Barrikaden gingen, holt nun ein Busfahrer zum Gegenschlag aus.
Landkreis Rosenheim - Es waren harte Vorwürfe, denen sich die Busunternehmen in der Region zum Schulstart ausgesetzt sahen. Von Kindern, die stehen gelassen werden, zur Schule laufen müssen oder gar „verloren gehen“ war die Rede. Diese Töne will sich ein Busfahrer, der das Chaos live miterlebt, nicht gefallen lassen und schildert im Gespräch mit rosenheim24.de seine Eindrücke der ersten Schultage. Da er anonym bleiben möchte, nennen wir ihn nur Simon. Er ist vor allem auf dem Land unterwegs.
Dass der ÖPNV vor allem im Landkreis Rosenheim ziemlich verschrien ist, weiß auch Simon. Und dass es tatsächlich, beispielsweise in und um Rosenheim, an mehreren Ecken deutlich hapert, will er auch gar nicht leugnen. Doch bei der Kritik am Schulbusverkehr nach dem Ferienstart hört es bei Simon auf. Denn er berichtet von einem Konzept, das funktioniert, wie es funktionieren soll - zumindest in dem Rahmen, der als Busfahrer, beziehungsweise -Unternehmer beeinflussbar ist.
Der erste Tag - ein Spießrutenlauf ins Ungewisse
Der erste Tag ist laut Simon ein unterfangen für sich. Alles ist vorbereitet, geplant und organisiert. Die Busse sind geputzt und poliert, die Fahrer sind eingewiesen und voller Tatendrang. Alle Fahrpläne stehen, alles ist geplant, was geplant werden kann. Was allerdings nicht planbar ist, sind Schüler und Eltern - vor allem Erstklässler, die völlig neu in diesem eingespielten Uhrwerk sind.
Für den Busfahrer geht es am Morgen in der Zentrale mit einem letzten Briefing los, bevor er die erste Haltestelle anfährt. Dann beginnt für Simon ein Spießrutenlauf ins Ungewisse. Während viele bekannte Gesichter winken, traut sich auch der eine oder andere Erstklässler bereits in den Bus. Der Auflauf hält sich aber noch in Grenzen, denn die meisten werden laut Simon am ersten Tag in die Schule gefahren. Zu Chaos und Verzögerungen kommt es dennoch, denn die mitunter übermotivierten Eltern achten weder auf Durchgangswege für Schulbusse, noch auf Halteverbote oder gar Bus-Haltestellen. Mit einem Augenzwinkern sagt Simon, das sorge bei ihm und seinen Kollegen schonmal für einen Puls, der in einem Krankenhaus Generalalarm auslösen würde.
Laut dem Busfahrer vergeht kein erster Schultag, an dem es nicht mindestens zu einem mittelschweren Verkehrskollaps kommt. Der Wahnsinn vom Morgen nimmt am Mittag dann seinen Lauf, denn das Ballett der Elterntaxis ist zum Unterrichtsschluss dasselbe. Als Busfahrer hat man laut Simon keinen Einfluss darauf, man kann nur Ruhe bewahren, zur Not mit Atemübungen und Mantras. Ansonsten ist es allerdings noch „relativ“ entspannt, denn auch am Nachmittag steigen hauptsächlich bekannte und somit sich auskennende Gesichter zu.
Der wirkliche Horror beginnt am zweiten Tag nach den Ferien. Wie es da zugeht, erfahrt ihr im nächsten Artikel.
nt