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Gegenschlag nach heftiger Kritik

Das Wirrwarr geht weiter - ein Busfahrer im Chaos der ersten Schultage

Collage: Ein Haltestellenschild/Kinder drängen in einen Bus
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Der zweite Schultag als Höhepunkt - ein Busfahrer im Chaos der ersten Schultage 

Der Gegenschlag von Busfahrer Simon geht nach der herben Kritik am Rosenheimer Schulbussystem in die nächste Runde. Diesmal schildert er den Höhepunkt des Chaos, den zweiten Schultag nach den Sommerferien.

Landkreis Rosenheim - Der Rosenheimer Busfahrer Simon (Name von der Redaktion geändert) hat nach der herben Kritik am ÖPNV zum Gegenschlag ausgeholt, verteidigt seine Branche und bezieht Stellung. Nachdem er bereits im Gespräch mit rosenheim24.de über den ersten Schultag berichtet hat, erzählt er nun vom noch viel schlimmeren, zweiten Schultag.

Der Fahrplan ist am zweiten Schultag nur ein Wunschtraum

Bereits ab der ersten Haltestelle ist für Simon die Einhaltung des Fahrplans am zweiten Schultag in Gefahr. Das liegt daran, dass an fast jeder Haltestelle neben den aufgeregten Erstklässlern, die noch aufgeregteren Verwandten Platz genommen haben. Die Eltern stellen Fragen und verabschieden ihre Sprösslinge überschwänglich. Dabei ist laut Simon in der ersten Woche sowieso noch vieles in der Schwebe. Es müsse sich, wie jedes Jahr, alles erst einpendelt. „Auslasszeiten, Nachmittagsunterricht und Heimrouten ergeben sich zumeist erst in der zweiten Woche“, meint Simon hierzu.

Natürlich wollen die neuen Fahrgäste mitunter auch noch das eine oder andere Wort mit dem Busfahrer wechseln. Simon bleibt trotz des eng getakteten Fahrplans immer freundlich und versucht, die besorgten Eltern, sowie seine Fahrgäste entsprechend zu versorgen und zu informieren, dauern tut das trotzdem. Das hat zur Folge, dass man spätestens ab der dritten Haltestelle unter Zeitdruck steht. Selbst mit langjähriger Berufserfahrung lässt sich eine kleine Verspätung am zweiten Tag nicht vermeiden. Der Busfahrer betont, dass trotz aller „Widrigkeiten im Dienstablauf“ alle Kinder pünktlich in der Schule ankommen. Womöglich zwar ein paar Minuten später als im Regulärbetrieb, aber dennoch rechtzeitig zum Unterricht.

Danach geht es für den Busfahrer ins Sekretariat. Dort steht ein Austausch mit Kollegen, Rektor, Hausmeistern und Sekretären an. Bereits hier werden Auffälligkeiten besprochen, wie verwaiste oder nicht existente Haltestellen. Auch wird der Fahrplan diskutiert und über Verbesserungsmöglichkeiten beratschlagt, mit dem Ziel, die Linien im Laufe des Schuljahrs zu optimieren. Vor allem im Interesse der Schüler meint Simon. „Vielleicht können sie ja statt der Schulbank noch fünf Minuten länger den Kopf in ihr Kissen drücken.“

Ab Mittag wird es richtig „interessant“

Richtig „interessant“ wird es dann, wenn die Kinder Schulschluss habe, meint Simon. Denn, zu den bekannten Kindern, die genau wissen, in welchen Bus sie einsteigen sollten, kommen nun auch die Erstklässler. So stehen neben den Frischlingen jetzt auch die Lehrer an der Haltestelle und versuchen mit den Busfahrern zusammen, die ABC-Schützen in die richtigen Busse einzusortieren. Die allermeisten wissen, wo sie wohnen oder an welcher Haltestelle sie eingestiegen sind, da sollten sie auch in der Regel dann wieder aussteigen. Aber es gibt auch viele, die nach den aufregenden Erfahrungen des Tages einfach nicht mehr wissen, wohin sie müssen und manche vergessen vor lauter Reizüberflutung sogar ihren Namen. Das macht es den Lehrkräften nicht gerade leicht, das betreffende Kind seiner Haltestelle zuzuordnen.

Glücklicherweise kennt zumindest auf dem Land fast jeder jeden und so kann hier auch oft das Nachbarskind helfen. Dem Busfahrer bleibt dennoch nichts anderes übrig, als loszufahren und zu hoffen, dass es am Ende seiner Runde kein Kind mehr im Bus zu sitzen hat. Und selbst, wenn dieser unwahrscheinliche Fall eintritt, geht mit Sicherheit kein Kind einfach so verloren. Für Simon heißt es hier Ruhe bewahren, den womöglich sogar weinenden, hilflosen Fahrgast zu trösten und dafür zu sorgen, dass auch der letzte dorthin kommt, „wo er von seiner Mutter, dem Vater, den Großeltern, Onkeln, Tanten oder wem auch immer, in Empfang genommen wird. Wer hat noch nicht mal eine Haltestelle übersehen“, zeigt sich Simon verständnisvoll.

Zur allergrößten Not fährt man halt dann die Runde nochmal ab und bringt den Nachzügler persönlich nach Hause. Das kommt aber zum Glück nur äußerst selten vor. So geht auch der zweite Schultag zu Ende, doch damit ist noch lange nicht Schluss. Wie es in der ersten Schulwoche weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Artikel.

nt

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