Nach Wasser-Skandal in Skigebiet
„Nicht tragbar“ oder wichtig für die Wertschöpfung? Über den Nutzen von Schneekanonen in der Region
Immer wieder steht die Beschneiung von Skigebieten in der Kritik. Besonders Naturschützer stellen den Nutzen der Schneekanonen infrage. So auch jetzt, als ein Wasser-Skandal in einem Skigebiet für Diskussionen sorgt. Braucht es den künstlichen Schnee in unserer Region?
Rosenheim/Sudelfeld – Breite Pisten, mehrere Skilifte und glückliche Skifahrer. Und drumherum? Alles grün. Bilder, die man in den Skigebieten in der Region in den vergangenen Jahren häufiger gesehen hat – und infolge des Klimawandels wohl auch noch häufiger sehen wird. Die Beschneiung von Skigebieten steht immer wieder in der Kritik. So fordert nun der Bund Naturschutz (BN) in Bayern, die staatliche Förderung von Schneekanonen zu beenden.
Schneekanonen-Skandal: Wasser illegale abgezweigt
„Schneekanonen sind ökologisch und gesellschaftlich nicht tragbar. Sie verbrauchen Unmengen an Strom und Wasser und haben nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung einen fragwürdigen Nutzen“, erklärt der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe in einer Mitteilung. Zudem bezieht er sich auf einen Skandal aus dem Skigebiet Balderschwang. Dort soll Medienberichten zufolge Wasser aus zwei kleinen Bächen rechtswidrig entnommen worden sein. Gerade jetzt sei es „höchste Zeit, umzudenken“, fordert Geilhufe.
Etwas nüchterner sieht das Klaus Stöttner, Präsident des Tourismusverbands München und Oberbayern. „Schneekanonen werden nur mit zehn Prozent gefördert, während Lifttechnik und Co. mit 33 Prozent gefördert wird“, erklärt er auf OVB-Anfrage. Das merkt auch Henrik Volpert, Vorstand beim Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte, an. „Schneeerzeuger werden in Bayern überhaupt nicht direkt, beziehungsweise alleine gefördert“, sagt Volpert. Sie seien nur Teil der Seilbahnförderung, wenn ein kleines oder mittleres Skigebiet in eine ganzjährig genutzte Seilbahninfrastruktur investiere.
Schneesicherheit wichtig für Tourismus und Beschäftigte
In Bayern liege der Schwerpunkt ohnehin nicht auf Schneekanonen. Die Grundbeschneiung durch die Kanonen sichere Stöttner zufolge allerdings auch den Naturschnee, sodass die Skigebiete eine gewisse Schneesicherheit bieten können. Dies sei besonders für Hotelgäste und somit für den lokalen Tourismus von großer Bedeutung. Das betont auch Volpert: „In den alpinen Tourismusorten bleibt der Skisport wesentlich für die Wertschöpfung und ermöglicht eine ganzjährige Beschäftigung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein Arbeitsplatz bei einem Seilbahnunternehmen schafft insgesamt 5,3 Arbeitsplätze in der Region.“
„Das Abzweigen von Wasser ist kriminell und nicht richtig“, betont Stöttner zu dem Vorfall aus Balderschwang. „Aber es sollte nicht alle Skigebiete in Verruf bringen.“ Am Sudelfeld sei der Wasserverbrauch beispielsweise durch einen Speichersee geregelt. Eine bayerische Förderung der modernen Technik – einschließlich Schneekanonen – sei wichtig. „Schon jetzt werden 74 Prozent der Seilbahnen mit Strom aus regenerativer Energie oder eigenen PV- und Wasserkraftwerken betrieben“, merkt Volpert an.
Stöttner: Man muss sich Alternativen überlegen
Dennoch: Der Klimawandel schreitet voran und schneereiche und kalte Winter kann man schlichtweg auf Dauer nicht garantieren. „Man muss überlegen, wie man die Gebiete anders nutzen kann, wenn der Schnee nicht mehr ausreicht“, weiß auch Stöttner. Daher müsse auch jeder Unternehmer selbst entscheiden, ob sich die Investition in Schneekanonen lohne.
Volpert schreibt der Beschneiung eine große Rolle zu. „Vor allem die Zunahme von extremen Wetterereignissen und die Anhäufung starker Wetterschwankungen reduziert die Planungssicherheit für die Tourismusanbieter“, sagt der Verbandschef. Zudem seien Bayerns Seilbahnen in der Regel ohnehin Ganzjahresbetriebe, die „auf einen bunten Mix ganzjähriger Freizeitangebote“ setzen. Dieses werde man künftig noch diversifizieren.