Ein Schnäppchen mit Tücken
Für unter zwei Millionen Euro: Ganzes Skigebiet in Tirol steht zum Verkauf
Ein ganzes Skigebiet zum Preis eines Einfamilienhauses? Das Skigebiet Jungholz in Tirol sucht einen Käufer – doch der niedrige Preis hat seine Gründe: Marode Infrastruktur und hohe Investitionskosten schrecken potenzielle Investoren ab.
Reutte/Tirol – In Jungholz, einem kleinen Skigebiet im Bezirk Reutte, ist der Winterbetrieb vorerst Geschichte. Nach der Insolvenz der Skilifte im Sommer 2023 steht das gesamte Skigebiet nun zum Verkauf. Für 1,8 Millionen Euro könnte ein Käufer eine malerische Alpinlandschaft samt Liftanlagen, Schneekanonen und Pistenraupen erwerben. Doch die Zahlen trügen: Die marode Infrastruktur macht das vermeintliche Schnäppchen zu einem potenziellen Fass ohne Boden. So berichtet die „Tiroler Tageszeitung“.
Tiroler Skigebiet für 1,8 Millionen Euro zu haben
Das Skigebiet Jungholz blickt auf eine lange Tradition zurück. Seit 1948 sorgte die Liftgesellschaft auf den Hängen des Sorgschrofens für Wintersportvergnügen. Doch zuletzt summierten sich die Schulden auf 3,5 Millionen Euro, und die Anlagen wurden seit Jahren nur notdürftig instand gehalten. Zur Insolvenzmasse gehören vier Schlepplifte, zwei über 20 Jahre alte Vierersessellifte, 46 Schneekanonen, zwölf Schneelanzen, zwei Speicherteiche, drei Pistenraupen und diverse Gebäude wie eine Gerätehalle und Betriebsgebäude.
Ein Gutachten zeichnet ein düsteres Bild: Einige Lifte sind am Ende ihrer Lebensdauer, die Speicherteiche nicht fertiggestellt, und die Beschneiungsanlage funktioniert nur mit stark erhöhten Kosten. Der geschätzte Restwert von Liften und Beschneiungsanlagen? Null Euro. Lediglich Maschinen, Fahrzeuge und Schneekanonen bringen einen Restwert von 645.000 Euro, während die Gebäude und Grundstücke auf 1,2 Millionen Euro geschätzt werden.
Hoffnung auf neue Betreiber
Trotz des schlechten Zustands gibt es Hoffnung auf einen Neuanfang. Bürgermeisterin Karina Konrad bestätigt gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“: „Es gibt Interessenten, die das Skigebiet weiter betreiben wollen.“ Allerdings wird es im Winter 2024/25 keinen Skibetrieb geben. Der Verkauf gestaltet sich schwierig, da potenzielle Käufer nicht das Unternehmen, sondern nur die Anlagen erwerben können. Neue Genehmigungen für Betriebsanlagen, Wasserrechte und Naturschutzauflagen wären erforderlich. Hinzu kommen geschätzte Investitionen von 1,5 Millionen Euro, um die Infrastruktur den heutigen Standards anzupassen.
Ein Gutachten skizziert zwei Szenarien: Findet sich ein Käufer, hängt der Preis von der Nachfrage ab. Sollte kein Käufer gefunden werden, bleibt nur der Rückbau der Anlagen. Die Lifte und Gebäude müssten abgebaut und die Natur in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden. „Wir sprechen hier von einem nicht vorhandenen Markt“, heißt es im Gutachten – eine Einschätzung, die das Risiko für Investoren verdeutlicht. (mh)