„Miteinand für unser Land“ im OVB-Interview
Wird der Mittelstand von der Politik vergessen? Rosenheimer Initiative findet deutliche Worte
Die Mitglieder der Initiative „Miteinand für unser Land“ aus dem Raum Rosenheim sind unzufrieden. Kurz vor der Wahl machen sie deshalb ihrem Unmut Luft und rufen dazu auf, wählen zu gehen. Ihre Hoffnung: Dass sich vor allem für den Mittelstand die Situation verbessert.
Rosenheim – Zu hohe Steuern, zu viel Bürokratie und Altersarmut: Es gibt viele Punkte, die im Moment nicht so laufen, wie sie laufen sollten. Jedenfalls, wenn man bei den Mitgliedern der Initiative „Miteinand für unser Land“ nachfragt. Erst vor wenigen Tagen sind sie auf die Straße gegangen, um ihren Unmut kundzutun. Jetzt spricht Josef ‚Sepp‘ Engl, stellvertretend für die gesamte Initiative, darüber, wie wichtig es ist, wählen zu gehen – und wieso sich seiner Meinung nach, dringend etwas verändern muss.
Wie ist die Initiative „Miteinand für unser Land“ entstanden?
Josef ‚Sepp‘ Engl: Unsere Gruppe ist aus einem Whatsapp-Chat heraus entstanden. Wir haben uns dann immer mal wieder getroffen und haben auch gemeinsam Veranstaltungen besucht. Es war uns allen ein Anliegen, auf die Straße zu gehen und unseren Unmut darüber kundzutun, wie es gerade in der Politik läuft. Vor allem mit Blick auf den Mittelstand.
Wo genau muss sich Ihrer Meinung nach etwas ändern?
Engl: Es braucht dringend einen Abbau der Bürokratie. Wir setzen uns für eine Stärkung des Gesundheitswesens ein und dafür, dass die Altersarmut besser bekämpft wird. Noch besser wäre natürlich, wenn es sie gar nicht erst geben würde. Diese Menschen haben ihr ganzes Leben lang für uns gearbeitet. Es kann nicht sein, dass sie sich jetzt Sorgen ums Geld machen müssen. Wichtig wäre uns auch, dass Produkte aus Deutschland wieder besser gefördert werden.
Das ist ja eine ganze Menge.
Engl: Uns sind noch weitere Punkte wichtig: Wir setzen uns für eine bessere Bildung in Kindergärten und Schulen ein. Die Steuern müssen aufhören zu steigen. Zudem wollen wir, dass das Geld wieder in Deutschland investiert wird und nicht im Ausland. Es muss erst dafür gesorgt werden, dass es in Deutschland vorwärtsgeht, bevor man andere Länder unterstützt. Im Moment geht es bei uns vor allem bergab.
Seit wann bereitet Ihnen die Entwicklung in Deutschland Bauchschmerzen?
Engl: Im vergangenen Jahr sind wir zum ersten Mal auf die Straße gegangen. Aber unzufrieden sind wir sicher nicht erst seit letztem Jahr.
Spüren Sie die Auswirkungen auch persönlich?
Engl: Ich kenne viele Menschen, die Angst davor haben, ihren Job zu verlieren. Da muss man ja nur einmal an die Autozulieferer denken. Ich persönlich merke es an meiner Nebenkostenabrechnung und bei der Stromrechnung. Aber wir haben beispielsweise auch Lkw-Fahrer bei uns, die immer wieder davon berichten, dass die Fixkosten massiv nach oben geschossen sind. Gleichzeitig bleiben die Aufträge aber aus. Die Kosten steigen, die Einnahmen bleiben gleich. Kleinere Firmen können das nicht stemmen.
Sie nennen sich „Miteinand für unser Land“. Woher kommt der Name?
Engl: Wir sind ein zusammengewürfelter Haufen, der gemeinsam für unser Land kämpft.
Wer ist denn Teil dieses zusammengewürfelten Haufens?
Engl: Wir haben Krankenschwestern, Lkw-Fahrer, Servicetechniker, Schlosser, Elektriker sowie Vertreter des Groß- und Einzelhandels bei uns. Unsere Leute kommen aus Rosenheim, vom Irschenberg oder aus Glonn.
Sie haben zwei Wochen vor der Wahl zu einer Kundgebung aufgerufen. Mit rund 60 Fahrzeugen – darunter Lkw und Traktoren – sind Sie von Bad Aibling über Rosenheim bis nach Rosenheim gefahren. Sind weitere Aktionen geplant?
Engl: Nein. Es war uns vor der Wahl wichtig, auf die Missstände aufmerksam zu machen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass jeder, der wahlberechtigt ist, wählen geht. Wir haben die Chance, dass sich etwas ändert.
Und wen sollte man dann Ihrer Meinung nach wählen?
Engl: Unsere Gruppe ist politisch neutral. Wir sind weder rechts noch links. Das ist uns ganz wichtig. Jeder von uns macht sein Kreuz woanders. Wir wollen niemanden beeinflussen, deshalb kann ich mich zu dieser Frage nicht äußern. Fest steht: Es muss sich etwas verändern. So wie die Regierung jetzt ist, kann sie nicht bleiben.
Fühlen Sie sich von den heimischen Politikern im Stich gelassen?
Engl: Nicht von allen, aber von einigen würden wir uns schon mehr Unterstützung wünschen. Es wird immer schwieriger, dass man beispielsweise ein Gespräch mit einem Bürgermeister führen kann – ganz egal über was.