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Kommt jetzt die Lösung?

„Der Versuch ist gescheitert“: Wie es mit der neuen Fußgängerzone in Rosenheim jetzt weitergeht

Haben sich Gedanken über die neue Fußgängerzone in Rosenheim gemacht: (von links) Zweiter Bürgermeister Daniel Artmann, Oberbürgermeister Andreas März, SPD-Fraktionsvorsitzender Abuzar Erdogan.
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Haben sich Gedanken über die neue Fußgängerzone in Rosenheim gemacht: (von links) Zweiter Bürgermeister Daniel Artmann, Oberbürgermeister Andreas März, SPD-Fraktionsvorsitzender Abuzar Erdogan.

Der Streit über die neue Fußgängerzone in der Münchener Straße in Rosenheim geht weiter: CSU, SPD und AfD wollen die Sache abblasen. Grüne und Freie Wähler/UP weiter daran festhalten. Jetzt hat Oberbürgermeister Andreas März zu einem Ortstermin geladen – und einen Kompromiss vorgestellt.

Rosenheim – Oberbürgermeister Andreas März will Rosenheim attraktiver machen. Das hat er sich bereits bei seinem Amtsantritt vor fünf Jahren auf die Fahne geschrieben. Und weil Fußgängerzonen durchaus zu eben dieser Attraktivität beitragen können, unterstützte er das Vorhaben, in einem Teil der Münchener Straße eine autofreie Zone einzurichten – vorerst für ein Jahr.

Akzeptanz bleibt aus

Schilder wurden aufgehängt, Fahrradständer und vier Pflanzentröge aufgestellt. Polizei und Ordnungsamt stellten sich auf die Straße, machten die Autofahrer auf die neue Regel aufmerksam. Doch die Akzeptanz blieb aus. Drei Monate später fahren die Autos immer noch munter durch die Fußgängerzone. „Man hat nicht das Gefühl, dass man sich wirklich in einer Fußgängerzone befindet“, sagt Daniel Artmann.

Der Zweite Bürgermeister der Stadt Rosenheim, der für die CSU im Stadtrat sitzt, hat an diesem Vormittag gemeinsam mit Oberbürgermeister Andreas März (CSU) und SPD-Fraktionsvorsitzenden Abuzar Erdogan zum Ortstermin eingeladen. Die drei Männer treffen sich vor dem Rosenpavillon, der sich direkt neben dem Salingarten befindet. Ihr Blick schweift durch den Park, bleibt an der Fußgängerzone hängen.

Unzufriedenheit über Umsetzung

„Wir begrüßen die Aufwertung der Münchener Straße“, sagt Artmann. Aber er macht auch kein Geheimnis daraus, dass er mit der aktuellen Umsetzung nicht zufrieden ist. In einem Antrag an Oberbürgermeister März hatte seine Fraktion deshalb gefordert, dass die Fußgängerzone aufgehoben wird.

Immer noch fahren der Polizei zufolge rund fünf bis sechs Autos pro Kontrolle verbotenerweise durch die Fußgängerzone.

Gründe dafür gebe es mehrere. Da wären zum einen die Autofahrer, die die neue Regel häufig missachten und die Busse, die auch weiterhin durch die Fußgängerzone fahren. „Dadurch entstehen gefährliche Situationen für Fußgänger“, sagt Artmann und zeigt auf einen Bus, der genau in dieser Sekunde um die Kurve biegt.

„Es ist nicht ungewöhnlich, dass Busse durch eine Fußgängerzone fahren. Das gibt es in ganz Deutschland. Wir sind es nur nicht gewohnt“, entgegnet März, während er den Busfahrer grüßte. Aber auch ihm sei nicht entgangen, dass die Fußgängerzone, so wie sie jetzt ist, nicht funktioniert. „Wir haben uns jetzt die Frage gestellt, wie wir weiter vorgehen“, sagt der Oberbürgermeister.

Grüne und Freie Wähler mit klarer Meinung

Die ganze Sache abblasen? Noch mehr nachjustieren? Oder doch einen ganz anderen Weg einschlagen? Die Meinungen dazu gehen auseinander. Zumindest im Stadtrat. Grüne und Freie Wähler/UP wollen auf keinen Fall, dass der Verkehrsversuch abgebrochen wird. Grünen-Chefin Sonja Gintenreiter hält einen Rückbau für ein „falsches Signal“, Robert Multrus, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler/UP forderte „Beständigkeit und Verlässlichkeit“. Dass es dennoch Verbesserungsmöglichkeiten gibt, auch darin waren sich die beiden Politiker einig.

In Rosenheim gibt es eine neue Fußgängerzone. Noch halten sich nur die wenigsten an die neue Regel.

Doch genau die reichen laut Daniel Artmann und Abuzar Erdogan eben nicht aus. Stattdessen sollte die Fußgängerzone aufgehoben werden. Zumindest vorläufig. „Wir haben den letzten Schritt vor dem ersten gemacht. Der Versuch ist gescheitert. Die Fußgängerzone wird nicht angenommen“, sagte Erdogan. Er plädierte dafür, den Fokus zuerst auf den Salingarten zu richten.

Dort gebe es nicht nur ein Alkoholproblem, auch würde ein Großteil der Rosenheimer die Grünanlage im Moment meiden. Das soll sich ändern. So sprachen sich die Stadträte bereits Ende 2024 für eine Aufwertung aus. Ziel sei es, eine „helle, freundliche und offene Grünanlage“ zu schaffen, mit breiten Wegen, zahlreichen Sitzmöglichkeiten, einem Café sowie einem Spielplatz.

Zudem soll der Park geöffnet werden, sodass man einen klaren Blick von der Münchener Straße auf das Kultur- und Kongresszentrum hat. Einzelsträucher und kleiner Strauchgruppen sollen dafür entfernt und die Bäume höher aufgeastet werden. Geht es nach Oberbürgermeister März, soll es außerdem einen fließenden Übergang zwischen Salingarten und Münchener Straße geben. „Ähnlich wie im Hofgarten in München“, sagte er.

„Unsere Idee ist es, die Aufenthaltsqualität im Salingarten zu steigern“, unterstreicht Artmann. Neben der Möglichkeit, in einem Café zu sitzen, soll es zudem konsumfreie Räume geben. „Es soll ein zweiter Riedergarten entstehen“, fügt Erdogan hinzu. Im Moment sei man davon jedoch noch weit entfernt. Er erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass es in der Vergangenheit immer wieder zu Übergriffen durch teilweise stark alkoholisierte oder berauschte Menschen gekommen ist.

„Es ist keine Lösung, mit einfachen Platzverweisen zu arbeiten“, sagte er. Stattdessen schlug er vor, Streetworker einzusetzen, die sich mit den Menschen im Salingarten auseinandersetzen, Hilfe anbieten und als Ansprechpartner bei Problemen vor Ort sind. Auch über die Errichtung einer Wärmestube sollte ihm zufolge nachgedacht werden. „Diese bietet den Menschen in den kalten Monaten eine warme Zuflucht und Ansprache“, sagt Erdogan.

Aufwertung des Salingartens vorziehen

Geht es nach den drei Männern, sieht der Plan also folgendermaßen aus: Die Fußgängerzone soll vorerst aufgehoben und die Aufwertung des Salingartens vorgezogen werden. So könnte bereits noch in diesem Jahr mit den Planungen begonnen werden, eine Umsetzung sei dann für 2026 geplant. Sobald die Maßnahmen im Salingarten umgesetzt wurden, soll die Fußgängerzone in der Münchener Straße wieder eingerichtet werden. „Ich habe keine Zweifel daran, dass sie sinnvoll ist“, sagte Oberbürgermeister März.

Entscheidung am 13. März

Ob sich der Wunsch von Artmann, März und Erdogan erfüllt, wird sich in der Sitzung des Verkehrsausschusses zeigen. Am Donnerstag, 13. März, soll sich entscheiden, ob die Fußgängerzone in der Münchener Straße aufgehoben wird – oder eben nicht. „Meine Prognose ist, dass wir den Versuch wohl vorerst beenden“, sagte März.

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