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Vorm Starkbieranstich in Rosenheim

Peter Kirmair und die Schwimmschule des Lebens: Was der Auerbräu-Prediger vorhat

Peter Kirmair (2. von rechts) nach der ersten Fastenpredigt nach drei Corona-Jahren, mit Auerbräu-Geschäftsführer Dirk Steinebach, Kirmairs Frau Angelika und Auerbräu-Braumeister Thomas Frank.
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Das Comeback 2023: Peter Kirmair (2. von rechts) nach der ersten Fastenpredigt nach drei Corona-Jahren, mit Auerbräu-Geschäftsführer Dirk Steinebach, Kirmairs Frau Angelika und Auerbräu-Braumeister Thomas Frank.

Bei der Starkbierprobe von Auerbräu steht ganz klar das flüssige Element im Mittelpunkt: Fastenprediger Peter Kirmair macht sich bei seiner Fastenpredigt am Freitag (1. März) Gedanken übers Schwimmen. So will er den Kopf über Wasser halten.

Rosenheim – Zu schwimmen beginnt man in der Regel dann, wenn einem das Wasser hoch genug steht, möglicherweise bis zum Hals. Das Schwimmen wiederum, als besonders gesunde Art der Bewegung unter vielen Sportfreunden sehr geschätzt, gilt in der Politik wie auch im Fußball als gefährliches Provisorium: Wer da schwimmt, droht unterzugehen.

Man darf sich vorstellen, dass Peter Kirmair sich derlei Doppeldeutigkeiten durch den Kopf gehen ließ, als er seine Fastenpredigt verfasste, nach Wochen und Monaten des Sammelns und Sinnierens. Wasser, ein trügerisches und unsicheres Element. Und so vieldeutig wie bildmächtig: Schließlich befindet sich die Politik in schwerer See, das Staatsschiff schlingert und am Himmel der Weltpolitik ziehen Gewitter auf. Peter Kirmair durfte also aus dem Vollen schöpfen.

Steht der Politik das Wasser bis zum Hals?

Und nun lädt er zur Schwimmschule in der Auerbräu-Festhalle (14.15 Uhr). Für die, die es ein bisserl können, für die, die fast gar nichts draufhaben. Und für die, die im Schwimmbad so weit kommen wie die berühmten Blechenten. „Die Schwimmschule ist für die Politiker“, sagt Peter Kirmair. Im Rahmen eines Schwimmlehrgangs wolle er sich den Schwimmstil der Betreffenden ansehen. Und auf Tauglichkeit in schweren Zeiten checken. Wichtig für den Fastenprediger: mit welchem Wasser wollen die Schwimmschüler zurechtkommen? Mit klarem Nass, mit trüber Brühe, mit dreckigem Wasser gar? „Manche haben auch gar keins zur Verfügung“, weiß Kirmair.

Peter Kirmair: Er lässt die Satire im Dorf

Nun ist es gerade in Mode, die Schwimmtauglichkeit der Berliner Koalition in Frage zu stellen. Peter Kirmair möchte der Versuchung nicht nachgeben, oder höchstens ein bisserl. „Im Fokus steht schon die Kommunalpolitik“, sagt er, das, was in Dörfern, Städten, dem Landkreis geschehe. „Die Landespolitik, die überlasse ich dem Maxi Schafroth am Nockherberg in München.“ Und Berlin? Vermutlich seinem Schicksal.

Also geht‘s um die Lokalmatadore und ihre Fähigkeit, sich über Wasser zu halten. Wer‘s packt, der bekommt Kirmairs Schwimmabzeichen. Nichts allzu Spezielles hat er sich notiert, keine Insidergeschichten. Sondern das, was die Allgemeinheit interessiert, „der Brenner-Nordzulauf zum Beispiel. Er muss sich da auf seine Beobachtungsgabe und sein Bauchgefühl verlassen. „So ganz weiß man‘s ja nie“, sagt er vor seiner nächsten Predigt.

Der Fastenprediger denkt über die Zukunft nach

Die Fastenpredigt ist in Rosenheim ein Hochamt. Und ihr Zelebrator ist Peter Kirmair. Vergangenes Jahr feierte er ein Comeback nach drei bitteren Jahren. Im März 2020 wurden Starkbierfeste allenthalben abgebrochen oder gar nicht erst eröffnet. Wenige Tage nach Kirmairs Auftritt 2020 legte sich die Furcht vor Corona wie Mehltau übers Land. Zweimal fiel das Starkbierfest in der Inntalhalle danach aus. In diesen drei Jahren änderte sich viel. Corona wurde zum Normalfall. Und die Inntalhalle zur Auerbräu-Festhalle.

Und Peter Kirmair? Wirkte im Vorgespräch 2023 nachdenklicher als sonst, bei seinem Comeback auf der Bühne dann aber ganz wie der Alte: Souverän, angemessen gemein und witzig; grätschte ordentlich, foulte kaum. Der Beifall: reichhaltig. „Es hat Spaß gemacht“, sagt er. „Deswegen trete ich heuer gern wieder an.“

Programm mit bewährter Kirmair-Mischung

Mit der bewährten Kirmair-Mischung. Keine übertriebene Milde, aber auch keine Grobheiten. Ernstlich verletzt fühlen soll sich eigentlich niemand, schließlich ist Rosenheim nicht so groß, dass man seinen Opfern nicht ab und an wieder begegnete. „Man muss schon auch aufpassen, was man sagt“, meint Kirmair. Und auch darauf, wie. „Bloß Gaudi machen, das ist auch nicht lustig“, findet er.

Kirmair muss andererseits keinem Beruf mehr nachgehen, er darf nach Herzenslust Leviten lesen. 66 Jahre ist er alt, sein Abschied könnte den Fachkräftemangel ganz akut auf die Bühne der Auerbräu-Festhalle bringen. Die Predigt für 2024 ist geschrieben. Ob er noch eine draufsetzt? „Schauen wir mal, aber 2025 will ich eigentlich schon nochmal antreten.“ Danach sei Schluss, ganz sicher – „glaub ich“, sagt Kirmair und lacht. „Jetzt red ich schon selbst wie ein Politiker.“

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