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Politiker bekamen am Nockherberg ihr Fett weg

Warum es plötzlich um den Altöttinger Windpark und eine Grüne aus Traunstein ging

Nockherberg Söder Schafroth Aiwanger
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Wirtschaftsminister Aiwanger (links) und Ministerpräsident Söder (rechts) bekamen von Kabarettist Schafroth auf dem Münchner Nockherberg ihr Fett weg.

München/Landkreis – Das Politiker-Derblecken auf dem Münchner Nockherberg hat große Tradition. Dabei knöpft sich Kabarettist Maxi Schafroth die versammelte Politprominenz – vor allem Ministerpräsident Söder (CSU) und Wirtschaftminister Aiwanger (FW) vor. Auch der geplante Windpark im Landkreis Altötting wurde plötzlich zum Thema.

Schafroth übte am Mittwochabend (28. Februar) bei der Traditionsveranstaltung bissige Kritik am zunehmenden Dauerfeuer in der politischen Auseinandersetzung. Besonders knöpfte er sich dabei den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) vor - noch viel deutlicher aber dessen Stellvertreter Hubert Aiwanger (Freie Wähler). „Eine Spirale der verbalen Hochrüstung ist das, was ihr die letzten zwölf Monate abliefert“, sagte Schafroth in seiner Fastenrede vor zahlreichen Spitzenpolitikern aus Bayern und dem Bund. Richtige „Rampensäue“ seien Söder und Aiwanger geworden, gerade im Bierzelt, nach dem Motto: „Bringen wir die Demokratie mal an ihre Grenzen wie den alten Diesel am Reschenpass. (...) Weg von den langweiligen Fakten. Hin zur Emotion.“

In der Schule bekomme man eingeimpft, höflich zu sein. Und dann rede Aiwanger so ungeniert, dass man sagen müsse: „Ihr habt‘s einen verbalen Saustall beieinander.“ Aiwanger sei „zum politischen Holzspalter mutiert. Weil Forstwirte und Scheitholzheizer wissen: Gespaltenes Holz ist besser zum Zündeln“. Aber auch bei Söders Ton am Aschermittwoch, mit Honecker- und Hunde-Vergleichen, da müsse man sich fragen: „Wer bremst euch noch?“ Die Grünen müssten schon eine Veranstaltung nach der anderen absagen. An Söder gewandt sagte er: „Du siehst: Die Taktik ist aufgegangen.“

„Markus, Hubert: Menschen sind weiter, als ihr denkt...“

Dass die Grünen mit ihren Themen in den ländlichen Gegenden nicht so punkten können wie in der Stadt, holte Schafroth noch etwas weiter aus und „konkretisierte“ etwas überspitzt: „Auf dem Land gilt die sogenannte Gummistiefel-Credibility. Das ist jetzt nicht das Maß aller Dinge, aber es macht was mit den Leuten. Da habt ihr jetzt nachgelegt, jetzt habt ihr eine Bio-Bäuerin am Start!“ Gemeint war damit die Traunsteiner Abgeordnete Gisela Sengl. „Die hat jetzt gar nicht damit gerechnet, dass sie vorkommt. Gisela Sengl, der Name ist Programm. Die räumt auf auf dem Land, vom Chiemgau kommt's. Die liefert sich mit dem Hubert bald ein Dialekt-Battle“, sagte Schafroth.

Auch beim Thema Klimawandel nahm Schafroth kein Blatt vor den Mund und knöpfte sich die Staatsregierung vor. Plötzlich ging es dabei um den geplanten Windpark im Landkreis Altötting (innsalzach24.de hatte darüber berichtet). Wenn man sehe, wie mit zunehmender Regelmäßigkeit andere Länder von Stürmen zerlegt und überflutet würden, müsse man zusehen, dass man die globale Erwärmung in den Griff bekomme. „Markus, Hubert: Die Menschen da draußen sind weiter, als ihr denkt.“ Die Bürger würden irgendwo zwischen den Ansichten von Söder und Aiwanger und denen der Grünen stehen. „Nehmt sie bei der Hand, anstatt sie zu verunsichern und anstatt eine Angst vor der Veränderung zu schüren, die euch dann selbst wieder einholt“, mahnte der Kabarettist. Als Beispiel nannte Schafroth den abgelehnten Windpark im Landkreis Altötting. „Jetzt haben sie im Landkreis Altötting den Windpark abgelehnt, weil ihr Hitzköpfe jahrelang dagegen geredet habt. Das kann doch nicht wahr sein …“

Auch die Ampel in Berlin muss kräftig einstecken

Nachdem auch die schlagzeilenträchtige Flugblatt-Affäre um Aiwanger „abgefrühstückt“ war, widmete sich Schafroth auch noch der überregionalen Politik – und nahm Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ampel-Koalition ins Visier. „Der Olaf ist in Berlin in eine Schockstarre verfallen“, spottete er. Und die Ampel insgesamt sehe „wahnsinnig ungelenk aus, völlig falsch zusammengebaut“. „Außerdem erfordert es wahnsinnig viel Geschick, wenn einer schaltet, ein anderer kuppelt, und der einzige, der einen Führerschein hat, den Zündschlüssel rumdreht und sich dann hinten schlafen legt.“ Speziell lästerte er über die Grünen: „Voller Ideale, aber am Ende doch stark überfordert mit der Realität“. Und: Die Grünen seien wie ein Smoothie: „War mal in, aber auf Dauer zu teuer.“

„Schön insgesamt“, es habe echte Höhen und ein paar Tiefen gegeben – so lautete eine erste Reaktion von Söder im BR-Fernsehen auf die Derbleckerei. Manches stimme nicht, sei überzeichnet gewesen - und manche Personen hätten zu sehr im Mittelpunkt gestanden. Aiwanger sagte, er hätte es schlimmer erwartet, er könne „damit leben“. Er verteidigte aber sein Auftreten gegen die Ampel seit deren umstrittenem Heizungsgesetz. Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) konstatierte, Schafroth habe nach allen Seiten gleichmäßig ausgeteilt – wenn auch teils zugespitzt und mit einer „Zuwendung“, die manche auch gebraucht hätten. Trotzdem gilt immer noch die alte Weisheit: Für Spitzenpolitiker ist es das „Schlimmste“, überhaupt nicht erwähnt, parodiert oder verspottet zu werden …

mw/fgr (teilweise mit Material von dpa)

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