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Jugendliche Dummheit oder Straftat?

Starbulls- und BVB-Anhänger verschandeln Rosenheim mit Aufklebern: Geht Fanliebe zu weit?

Zahlreiche Schilder, Haltestellen und Laternenmasten wurden mit Stickern beklebt. Rund 90 Prozent der Sticker lassen sich Fangruppen von Sportvereinen zuordnen.
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Zahlreiche Schilder, Haltestellen und Laternenmasten wurden mit Stickern beklebt. Rund 90 Prozent der Sticker lassen sich Fangruppen von Sportvereinen zuordnen.

Der Unmut bei einigen Bürgern ist groß: Immer wieder bekleben Fans Verkehrszeichen, Stromkästen oder Ampeln mit den Stickern ihrer Lieblingsvereine. Doch was für viele ein harmloser Spaß ist, ist für die Verwaltung eine teure Angelegenheit – und kann sogar eine Straftat darstellen.

Rosenheim – Werner R. hat die Nase voll. Kaum ein Tag vergeht, an dem er nicht an einem Laternenpfahl oder Verkehrszeichen vorbeigeht, das von oben bis unten mit Stickern beklebt ist. „Das ist nicht mehr zu übersehen und schon lange nicht mehr lustig“, sagt er am Telefon. Die vergangenen Wochen habe er damit verbracht, die Missstände zu fotografieren.

Auf Laternenpfosten und Schildern

Die Fotos zeigen Bänke, auf denen Sticker des 1. FC Kölns sowie von Borussia Dortmund geklebt wurden. Auf einem Haltestellen-Schild sind die Informationen aufgrund weiterer Fußballsticker kaum noch zu erkennen. Es gibt Laternenpfosten, die Werbung für den FC Bayern München machen und auf dem Schild für ein eingeschränktes Halteverbot prangt ein Sticker des Sportbunds Rosenheim.

„Es scheint fast so, als ob sich die Vereine gegenseitig übertreffen wollen“, sagt Werner R. Er erinnert daran, dass es aufgrund der Aufkleber zum Teil zu gefährlichen Situationen kommen könnte. Nämlich dann, wenn aufgrund der Sticker die Verkehrszeichen nicht mehr erkennbar sind.

Einer von zahlreichen Laternenmasten, die mit Stickern ‚verschönert‘ wurden.

Unfälle aufgrund dessen scheint es aber bisher noch nicht gegeben zu haben. Das bestätigt Polizeihauptkommissar Robert Maurer auf OVB-Anfrage. Er sagt aber auch: „Wir werden uns die Örtlichkeiten ansehen und gegebenfalls ein Ermittlungsverfahren einleiten.“

Gefährlicher Eingriff in Straßenverkehr

Stellt sich heraus, dass tatsächlich eine verkehrsbedingte Beeinträchtigung der Schilder gegeben ist, also Autofahrer die Verkehrszeichen aufgrund der Sticker nicht mehr erkennen können, handelt es sich laut Maurer um einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr. Das wiederum würde eine Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren mit sich ziehen.

„Die Sticker beeinträchtigen nicht nur die Erkennbarkeit von Verkehrszeichen, sondern verschandeln auch das Gesamtbild des öffentlichen Raums“, ergänzt Christian Baab, Pressesprecher der Stadt Rosenheim. In den vergangenen Jahren seien immer mehr Sticker im Stadtgebiet aufgetaucht. Besonders betroffen seien die Innenstadt, der Bereich zwischen Eisstadion und Bahnhof sowie die südlichen Stadtteile.

Aufwand abhängig von Größe und Anzahl

Die Mitarbeiter des Baubetriebshofes kümmern sich um die Entfernung der Aufkleber, wenn sie sich an Verkehrszeichen oder Mülleimern befinden. Die Stadtwerke sind für die Masten der Straßenleuchten zuständig. „Der Aufwand hängt stark von Anzahl, Größe und Beschaffenheit der Sticker ab“, sagt Baab. Entscheidend sind ihm zufolge das Material sowie die Fage, ob sie sich in einem Stück oder nur mühsam in kleinen Stücken lösen lassen.

Informationen auf Haltestellen-Schildern sind aufgrund der Sticker zum Teil nicht mehr erkennbar.

Die jährlichen Kosten für die Entfernung bewegen sich laut Baab im unteren fünfstelligen Bereich. „Bei einer Schwerpunktaktion in diesem Jahr rund um die Fußgängerzone wurden bereits viele Sticker entfernt“, sagt er. Das Problem: Innerhalb weniger Tage seien die Schilder wieder komplett beklebt worden. Ähnlich wie Werner R. bereits vermutet hat, unterstreicht Baab, dass sich rund 90 Prozent der Sticker Fangruppen von Sportvereinen zuordnen lassen.

Schilder durch Sticker beschädigt

Hin und wieder komme es durchaus auch vor, dass Verkehrsschilder aufgrund der Aufkleber ausgetauscht werden müssten. Beispielsweise dann, wenn die Folienbeschichtung der Schilder durch den Kleber oder das Entfernen der Aufkleber beschädigt wurden. „Dies ist vor allem bei Schildern der Fall, die schon öfter beklebt wurden“, sagt Baab.

In einigen Fällen bleiben zudem Klebestoffreste zurück, die besonders nachts auffallen und die Reflexionswirkung der Schilder negativ beeinträchtigen. „Es wurde bereits versucht, Schilder mit einer Anti-Haft-Beschichtung zu behandeln, die das Anbringen von Aufklebern erschwert. Die Ergebnisse waren jedoch nicht zufriedenstellend“, sagt Baab.

Mehrkosten: 20 bis 30 Prozent

Ziel sei jetzt, an besonders neuralgischen Punkten, werkseitig beschichtete Schilder zu testen, auf denen Sticker laut Herstellerangaben leichter zu entfernen sind. „Die Mehrkosten liegen bei etwa 20 bis 30 Prozent, was sich bei Erfolg aber an besonders betroffenen Stellen rechnen könnte“, erklärt der Pressesprecher.

Standard-Verkehrsschilder kosten in der Regel zwischen 60 und 300 Euro, je nach Typ und Ausführung. Große Vorwegweiser oder Sonderanfertigungen können deutlich teurer sein.

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