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Schildkröten, Spinnen und Schnecken

Schlangen aus dem Online-Shop: Warum exotische Reptilien im Rosenheimer Tierheim landen

Berührungsängste? Ein Fremdwort für Janina Bruckner. Rechts mit Therapie-Schlange Korni.
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Berührungsängste? Ein Fremdwort für Janina Bruckner. Rechts mit Therapie-Schlange Korni.

Ein Skorpion, der aus dem Italien-Urlaub mitgebracht wurde, oder eine Schildkröte, die plötzlich im Garten saß. Immer wieder landen Reptilien im Rosenheimer Tierheim. Was ihre Haltung so anspruchsvoll macht und wie eine Schlange zum Therapie-Helden wurde, erzählt Tierpflegerin Janina Bruckner.

Rosenheim Schlangen, Schildkröten, Spinnen – und sogar Schnecken. Im Rosenheimer Tierheim finden sich nicht nur flauschige Hunde und niedliche Katzen. Derzeit leben dort nämlich auch ganze 107 Reptilien. Und die benötigen mehr Pflege, als man als Laie vermuten würde, wie Janina Bruckner weiß. Die Tierpflegerin sorgt tagtäglich für das Wohlergehen von 87 Schildkröten, sieben Schlangen, zwei Bartagamen, zwei Leopardgeckos, acht Achatschnecken und einer Vogelspinne.

Diese exotischen Tiere leben im Rosenheimer Tierheim

Reptilien im Tierheim Rosenheim
Der Leopargecko Pixel © Tierschutzverein Rosenheim
Der Leopardgecko Percy.
Der Leopardgecko Percy. © Tierschutzverein Rosenheim
Griechische Landschildkröten im Außengehege.
Griechische Landschildkröten im Außengehege. © Tierschutzverein Rosenheim
Große Achatschnecken
Große Achatschnecken. © Tierschutzverein Rosenheim
Der schwarz-weiße Teju Godzilla durfte inzwischen schon ausziehen.
Der schwarz-weiße Teju Godzilla durfte inzwischen schon ausziehen. © Tierschutzverein Rosenheim
Der schwarz-weiße Teju Godzilla durfte inzwischen schon ausziehen.
Der schwarz-weiße Teju Godzilla durfte inzwischen schon ausziehen. © Tierschutzverein Rosenheim
Die Bartagame Chili.
Die Bartagame Chili. © Tierschutzverein Rosenheim
Kira, die Südliche Rückenstreifen Zierschildkröte.
Kira, die Südliche Rückenstreifen Zierschildkröte. © Tierschutzverein Rosenheim
Die Kornnatter Korni.
Die Kornnatter Korni. © Tierschutzverein Rosenheim
Korni ist auch beim Tag der offenen Tür immer wieder ein Besucherhighlight.
Korni ist auch beim Tag der offenen Tür immer wieder ein Besucherhighlight. © Tierschutzverein Rosenheim
Malka, die chinesische Dreikielschildkröte.
Malka, die chinesische Dreikielschildkröte. © Tierschutzverein Rosenheim
Mr. Big, die griechische Landschildkröte.
Mr. Big, die griechische Landschildkröte. © Tierschutzverein Rosenheim
Kettennatter Noodle.
Kettennatter Noodle. © Tierschutzverein Rosenheim
Schlumpfi die Vogelspinne.
Die Vogelspinne Schlumpfi. © Tierschutzverein Rosenheim

Reptilien-Haltung mit hohem Aufwand verbunden

Als sie im Mai 2023 im Rosenheimer Tierheim angestellt wurde, landete sie direkt bei den Reptilien. Was für manche Schlangen- oder Spinnen-Phobiker ein regelrechter Albtraum wäre, war für Bruckner „nicht schlimm“, wie sie selbst im OVB-Gespräch sagt. „Reptilien haben mich schon immer fasziniert und interessiert.“ Das merkt man auch, wenn man sie bei ihrer Arbeit beobachtet. Berührungsängste oder gar Ekel? Fehlanzeige.

Doch die Arbeit mit Reptilien beinhaltet deutlich mehr, als nur ein wenig füttern und Terrarien pflegen. Inzwischen hat Bruckner die Leitung bei den Reptilien übernommen. Zudem absolvierte sie die Prüfung für den Sachkundenachweis. „Da sind wir sehr stolz“, lobt die erste Vorsitzende des Tierschutzvereins, Andrea Thomas. „Es ist wichtig, dass man die entsprechende Qualifikation auch gegenüber dem Veterinäramt nachweisen kann“, ergänzt sie.

Das umfassende Wissen sei besonders bei Reptilien von großer Bedeutung. „Reptilien sind sehr unterschiedlich“, sagt Thomas. „Das fängt bei jeder Schildkröte an, die andere Voraussetzungen der artgerechten Haltung hat." Diese Anforderung machen es teilweise auch schwieriger, die Tiere zu vermitteln. So beispielsweise bei den griechischen Landschildkröten. Diese sind meldepflichtig, da es sich um eine geschützte Art handelt. Heißt also: Im Fünf-Jahres-Abstand müssen Fotos der Schildkröte unaufgefordert beim Landratsamt eingereicht werden. Es sei zwar „gut und wichtig“, dass es diese Anforderungen gibt, betont Bruckner. Allerdings sorge dies in Teilen sicherlich auch dafür, dass so viele Schildkröten im Tierheim landen.

Kornnatter Korni, hier auf Tierpflegerin Janina Bruckner, durfte auch schon als Therapie-Schlange zum Einsatz kommen.

Schlangen aus dem Online-Shop?

Die meisten Schildkröten seien Fundtiere. „Die sitzen dann irgendwo im Garten und landen letztlich bei uns”, sagt Thomas. Doch wenn der eigentliche Besitzer keine Papiere für das Tier hat, holt er es in der Regel auch nicht mehr aus dem Tierheim ab, erklärt die Vereinsvorsitzende. Das bestätigen auch die Zahlen: Im Jahr 2024 gab es bisher 42 Fundtiere bei den Reptilien – nur neun davon wurden von ihren Besitzern wieder abgeholt. „Der Rest sitzt noch hier und wird auch wahrscheinlich hier bleiben”, sagt Bruckner.

Außerdem sei nicht zu unterschätzen, wie viel Arbeit ein Reptil doch macht. Von wegen Licht im Terrarium an und einmal pro Woche füttern. Denn im Terrarium muss beispielsweise auch die Luftfeuchtigkeit stimmen. Für Bruckner bedeutet das, regelmäßig die Terrarien mit einer Sprühflasche zu befeuchten. Ein Problem sei auch, dass man Schlangen beispielsweise auch einfach im Internet bestellen kann. „Man kann die einfach wie Klamotten im Netz kaufen. Das sollte wirklich viel strenger kontrolliert werden", fordert Bruckner. Oftmals landen die Tiere dann wegen schlechter Haltung bereits todkrank im Tierheim

Schnecken am herausforderndsten

Aber nicht nur Schlangen und Co. fordern Bruckner täglich. Am herausforderndsten in der täglichen Arbeit sind die riesigen Achatschnecken, die ursprünglich aus Afrika stammen, sagt sie. Neben dem Füttern kommt hier noch die Suche nach den Eiern hinzu. Denn die Schnecken legen wöchentlich Eier – pro Gelegen zwischen 300 und 800 davon. Die Eier müssen anschließend in einer Plastiktüte ins Gefrierfach gelegt werden, um dort abgetötet zu werden.

Bei den Schnecken handelte es sich um eine Privatabgabe – der Besitzer hatte keine Zeit mehr, sich zu kümmern. Neben den Fundtieren kommt es aber auch immer wieder vor, dass Reptilien aus Versehen aus dem Urlaub nach Deutschland gebracht werden. Besonders häufig seien europäische Skorpione, die in Italien, Spanien und Frankreich beheimatet sind. „Die sind zwei, drei Zentimeter groß und den übersieht man schnell mal im Koffer“, sagt Bruckner.

Große Achatschnecken

Tierheim-Schlange gegen Therapie-Phobie genutzt

Was auch überrascht: Nicht nur Reptilien-Fans könnten im Tierheim Rosenheim glücklich gemacht werden. Erst kürzlich erreichte Bruckner eine außergewöhnliche Anfrage. „Eine Frau, die gerade wegen ihrer Schlangen-Phobie in Behandlung ist, hat sich bei uns gemeldet. Sie wollte wissen, ob wir eine Schlange hätten, mit der sie üben kann.“ Gesagt, getan. Kurzerhand durfte die Kornnatter Korni als Therapie-Schlange herhalten. „Das hat super funktioniert”, erzählt Bruckner. „Sie hat sich dann auch getraut, Korni anzufassen und alleine in die Hand zu nehmen. Das hätte sie auch selbst von sich nicht gedacht, dass sie das so weit schafft.“ Die Tierpflegerin würde sich auch in Zukunft über Anfragen dieser Art freuen. „Gegen eine kleine Spende”, ergänzt Thomas und lacht.

Tatsächlich sind die Finanzen ein Thema, welches die Vorsitzende schon lange beschäftigt. „Im Jahr 2023 hatten wir 1,4 Millionen Euro an Ausgaben. Eine halbe Million Euro davon waren nur Tierarztkosten“, sagt Thomas. Auch die Reptilien verursachen enorme Kosten. Einerseits alleine die Stromkosten für die Terrarien. Hinzu kommen die Kosten für die Reptilientierärztin, die extra aus München anreist. Die laufenden Kosten seien eine enorme Belastung für die Einrichtung, die sich hauptsächlich durch Erbschaften und Spenden finanziert.

Trotz der Schnecken-Eier-Suche, der Masse an Fundschildkröten und der vorherrschenden Vorurteile gegenüber Reptilien ist Janina Bruckner glücklich mit ihrem Job im Rosenheimer Tierheim. „Es macht mir großen Spaß und ich lerne jeden Tag etwas Neues”, sagt sie mit einem Lächeln.

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