Ehemalige Fußgängerzone
Blamage? Schildbürgerstreich? Neue Ideen für Münchener Straße in Rosenheim sorgen wieder für Ärger
Die Diskussion um die Münchener Straße in Rosenheim reißt nicht ab: Nachdem die Fußgängerzone aufgehoben wurde, schlugen die Freien Wähler/UP eine Einbahnstraßenregel vor. Auch sollte die Strecke für einige Autofahrer gesperrt werden. Jetzt ist wieder eine Entscheidung gefallen.
Rosenheim - Es braucht ein „gescheites Konzept“. Davon ist Christine Degenhart überzeugt. Die Stadträtin der Freien Wähler/UP hatte bereits in der Vergangenheit kein Geheimnis daraus gemacht, was sie von der Aufhebung der Fußgängerzone in der Münchener Straße hält.
Missachtung der Regel
„Wir machen uns lächerlich, weil es lächerlich ist“, sagte sie im März. Damals hatte die CSU die Verwaltung aufgefordert, den Verkehrsversuch zwischen Gillitzer- und Salinstraße für beendet zu erklären. Zum einen aufgrund der Autofahrer, die die neue Regel häufig missachteten, zum anderen aufgrund der Busse, die auch weiterhin durch die Fußgängerzone fuhren.
Nach zahlreichen Diskussionen wurde also beschlossen, die Fußgängerzone aufzuheben. Stattdessen sollte ein Gesamtkonzept erarbeitet werden. So soll unter anderem der Salingarten aufgewertet werden. Anschließend – so der Plan – soll die Fußgängerzone wieder eingeführt werden. Wenn möglich, jedoch ohne Busse und Radfahrer.
Aufenthaltsqualität verbessern
„Es wird schwer werden, den Busverkehr umzuleiten“, sagte Degenhart während der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Verkehrsfragen und ÖPNV. So handele es sich um die Stammstrecke der Stadt- und Regionalbuslinien. Aus diesem Grund machte sie gemeinsam mit ihrer Fraktion einen anderen Vorschlag. Das Ziel: Die Aufenthaltsqualität in der Münchener Straße verbessern.
Wir machen uns lächerlich.
Geht es nach den Freien Wählern/UP sollte in der Münchener Straße, zwischen Gillitzerstraße und Salinstraße, eine Einbahnregelung gelten. Und zwar in Fahrtrichtung des Busverkehrs. Heißt im Umkehrschluss: Die Radfahrer können weiterhin in beide Richtungen fahren. Auch für den Busverkehr würde sich nichts ändern. „Der Fahrradverkehr in die Gegenrichtung ist wegen der zur Verfügung stehenden Fläche ohne Gefährdung möglich“, erklärte Robert Multrus, Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler/UP.
Neben der Einbahnstraßenregelung schlägt die Fraktion zudem vor, die Kufsteiner Straße ab dem Kreisel in der Brixstraße bis zur Münchener Straße Einmündung Salinstraße für motorisierte Fahrzeuge zu sperren. Anlieger- und Linienverkehr ausgenommen. Gleiches soll – so heißt es in dem Antrag – wieder für die Gillitzerstraße ab der Herzog-Otto-Straße bis zur Münchener Straße gelten, wie es dort bereits früher der Fall war. In beiden Bereichen sollen Verkehrsteilnehmer nur noch 20 km/h fahren dürfen.
Jetzt wurde der Antrag dazu im Verkehrsausschuss diskutiert – und stieß zum Teil auf Kritik. „Ich lehne es ab“, sagte Oberbürgermeister Andreas März (CSU) während der Sitzung. Der Verkehrsversuch sei gescheitert, jetzt liege der Fokus darauf, den Salingarten aufzuwerten, anschließend könne man sich Gedanken darüber machen, wie es mit der Münchener Straße weitergeht.
„Das eine schließt das andere nicht aus“, entgegnete Christine Degenhart. Um ihren Antrag umzusetzen, brauche es lediglich ein bis zwei Schilder. Mit wenig Aufwand könnte somit erreicht werden, dass weniger Autos durch die Münchener Straße fahren und die Rosenheimer nach und nach darauf vorbereitet werden, dass nach der Aufwertung des Salingartens wieder eine Fußgängerzone eingeführt werden soll.
Lösung aus einem Guss
Doch genau von diesem Vorschlag hielt Stadtrat Dr. Wolfgang Bergmüller (CSU) so gar nichts. Er plädierte dafür, abzuwarten, was bei der Untersuchung des Busverkehrs herauskomme. Im Rahmen dieser soll eruiert werden, ob eine Umleitung der Busse überhaupt möglich wäre. „Wir brauchen eine Lösung aus einem Guss“, sagte er. Bis dahin sollte man die Situation so lassen, wie sie ist. Zumal es ja bereits eine Tempo-20-Regel gibt.
Genau das spricht laut Sonja Gintenreiter, Fraktionsvorsitzende der Grünen, dafür, den Antrag der Freien Wähler/UP weiterzuverfolgen. „Es muss dringend etwas gemacht werden“, sagte sie. Der Vorschlag sei eine „charmante Lösung“, um die Aufenthaltsqualität schon jetzt zu erhöhen. „Durch die Vorschläge wird der Busverkehr priorisiert“, sagte Gintenreiter. Gleichzeitig würden weniger Autos durch die Münchener Straße fahren.
„Wenn wir jetzt wieder was machen, würden wir uns grenzenlos blamieren“, sagte Robert Metzger (SPD). Er sprach von einem Schildbürgerstreich, plädierte dafür, politische Entscheidungen zu akzeptieren. „Der nächste Schritt muss jetzt einfach sitzen“, stimmte ihm Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzende der CSU, zu.
Fokus auf Salingarten
Mit 7:4 Stimmen sprachen sich die Stadträte für den Vorschlag der Verwaltung aus. In diesem heißt es: „Eine baldige Umgestaltung des Salingartens sowie eine bauliche und verkehrliche Neugestaltung des Bereichs ist vorgesehen.“ Die von den Freien Wählern/UP beantragten Maßnahmen würden in diesem Zusammenhang zum Teil ohnehin berücksichtigt werden.
„Ein Vorgreifen auf die geplante verkehrliche Neukonzeption ist daher zum jetzigen Zeitpunkt weder notwendig noch zielführend“, so die Verwaltung abschließend.

