Protestaktion in der Rathausstraße
Klimakleber sorgen für Stau in Rosenheim und für verärgerte Passanten – März kritisiert Aktion scharf
Die Klimakleber-Bewegung ist jetzt auch in der Region angekommen: Fünf Aktivisten der „Letzten Generation“ haben am Freitag, 30. Juni, die Rathausstraße blockiert. Zahlreiche Polizisten waren im Einsatz. Kurzzeitig kam es zu Verkehrsbehinderungen. Ein Stimmungsbild.
Rosenheim - Regi und Mika sitzen im Schneidersitz mitten auf der Rathausstraße. Sie tragen orangefarbene Warnwesten, mit einer Hand haben sie sich aneinander festgeklebt. Hinter ihnen hupen Autos. Nur wenige Meter von Regi und Mika entfernt, sitzen drei weitere Aktivisten. Sie halten rote Banner mit der Aufschrift „Letzte Generation“ und dem Artikel 20a des Grundgesetzes in den Händen.
Forderung eines radikalen Umdenkens
Sie alle sind Teil der „Letzten Generation“ und fordern in Bezug auf die Klimakrise ein radikales Umdenken. Die Gruppe hat sich nach einem Klima-Hungerstreik in Berlin im Jahr 2021 gegründet und setzt sich vor allem durch zivilen Ungehorsam für ein entschiedeneres Vorgehen gegen den Klimawandel ein. Sie kleben sich an Hotels, beschütten berühmte Bilder mit Kartoffelbrei oder blockieren Straßen - wie am Freitagmittag in Rosenheim.
Es war die erste Aktion der „Letzten Generation“ in der Stadt – die innerhalb weniger Minuten zahlreiche Passanten anlockte. Einige suchten das direkte Gespräch mit den Aktivisten, andere hatten nur Beschimpfungen übrig. „Geht arbeiten, ihr Arschlöcher“, sagte ein älterer Herr, ein anderer hinterfragte, warum sie nicht in die Politik gehen, um etwas zu bewirken – anstatt sich auf der Straße festzukleben.
„Weil das zu lange dauern würde, bis etwas passiert. Wir müssen jetzt handeln, da wir nur ein Klimafenster von ein bis zwei Jahren haben“, entgegnete eine der Klimaaktivisten, während sich um sie herum gleich mehrere Polizisten versammelten.
Ein Dutzend Beamten im Einsatz
„Wir waren sehr schnell vor Ort“, bestätigt Stefan Sonntag, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Ein Dutzend Beamte sind ihm zufolge im Einsatz gewesen, um die Versammlung schnellstmöglich zu beenden. „Es war eine gefährliche Situation, weil es sich um eine der Hauptverkehrsstraßen in Rosenheim handelt“, so Sonntag weiter.
Nach einem kurzen Austausch wurden die fünf Aktivisten von den Polizisten erst von der Straße und einige Minuten später in die jeweiligen Polizeibusse getragen. Von dort ging es zur Polizeiinspektion, wo die Hintergründe der Aktion geklärt werden sollen. So muss laut Stefan Sonntag beispielsweise eruiert werden, ob die Versammlung angemeldet worden war. Zudem haben die Aktivisten mit ihrer Aktion in den Straßenverkehr eingegriffen und damit womöglich eine Straftat begangen.
Auf die Klimakrise aufmerksam machen
Es sind Konsequenzen, welche die Umweltschützer in Kauf nehmen. „Wir wollen auf die Klimakrise aufmerksam machen. Und die gibt es auch in Rosenheim“, sagt ein Mitglied der „Letzten Generation“, das die Aktion aus der Ferne beobachtet hat und seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.
Kritik an der Aktion gibt es neben den Passanten auch von Oberbürgermeister Andreas März: „Der radikale Protest der Klimachaoten hat in Rosenheim keinen Platz und wird auf gar keinen Fall geduldet. Die Extremisten versuchen bewusst, ein Spannungsfeld zwischen den Bürgerinnen und Bürgern zu erzeugen und damit die Gesellschaft zu spalten. Das werde ich nicht tolerieren.“ Zudem erinnerte er daran, dass die Stadt im Moment ein Klimawandelanpassungskonzept mit konkreten Handlungsempfehlungen erarbeite, das in den kommenden Wochen der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. „Dass der Klimawandel unserer Aufmerksamkeit bedarf, steht außer Frage“, ergänzte er.
Bereits vor der Aktion hatte die „Letzte Generation“ ihren Besuch in Rosenheim in den sozialen Medien angekündigt. Allerdings war dort nicht von einer Straßenblockade die Rede, sondern von einem Picknick samt Fragerunde mit Menschen, die auf Sylt Widerstand geleistet haben. „Es reicht, wenn die Störer von der ‚Letzten Generation‘ ihre Straftaten vor Gericht erzählen. Eine Fragerunde zu Sachbeschädigungen in Millionenhöhe brauchen wir nicht in Rosenheim“, kommentierte dazu die Rosenheimer CSU.
Klima-Aktivisten mit Sitzblockade in Rosenheim




Kritik von den Rosenheimer Linken
Kritik am Verhalten der Polizei und an dem der Passanten äußerte Martin Bauhof, Kreisvorsitzender der Linken: So habe ihm zufolge ein älterer Herr versucht, eine der Aktivistinnen an den Haaren von der Straße zu ziehen. Zudem kritisierte er, dass die Polizei eine politische Versammlung aufgelöst hat, ohne dies zu anzukündigen und die Gründe zu erläutern.

