Staus im Inntal zu erwarten
Blockabfertigung: An diesen Tagen droht in der Region Rosenheim Verkehrschaos
Sie gehören mittlerweile zum Inntal wie das Städtchen Kufstein zu Tirol: Staus infolge der Blockabfertigung. Nun haben sich Bayern und Tirol zwar angenähert, eine schnelle Besserung aber ist nicht zu erwarten. Warum noch mehr Ungemach zu erwarten ist. Und an welchen Tagen mit Verkehrschaos gerechnet werden muss.
Rosenheim - Trucker Andy Koller hat man schon mal besser gelaunt im Lkw-Führerhaus angerufen. Sauer ist er, weil nix richtig geht. Nicht im Papierverkehr mit Berlin und Brüssel, und oft genug nicht im Güterverkehr auf der Inntalautobahn.
„Kürzlich bin ich mindestens eine Stunde auf der Inntalautobahn gestanden“, schimpft er. 60 Minuten Verzögerung, in denen er über seine Eingaben nachdenken konnte: Sowohl bei der EU als auch bei der Bundesregierung hatte er darauf gedrängt, gegen das österreichische Bundesland Tirol vorzugehen und die Blockabfertigung abzuschaffen. „Aber da geht irgendwie nichts weiter“, sagt der aus Wasserburg stammende Lkw-Fahrer.
Sperre für Lkw-Verkehr an Tagen vor Ostersonntag
In den kommenden Monaten wird er noch öfter über den Kampf gegen die Mühlen von Bürokratie und Politik nachzudenken. Es sind massive Staus zu erwarten, mehr als in den vergangenen Jahren. Denn Tirol wird den Verkehr heuer noch an über 30 Tagen drosseln. Die nächsten Tage gilt sogar Fahrverbot für Lastwagen: An Gründonnerstag, 6. April, es los, dazu ist Lkws an Karfreitag, 7. April, und Ostersamstag, 8. April, die Durchfahrt Richtung Italien verboten.
Verboten ist für Lkw über 7,5 Tonnen auch die Fahrt auf der Brenner-Autobahn und der Ausweichstrecke über die Brenner-Bundesstraße. Dies teilt der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung mit.
Einschränkungen auf dem Weg zum Brenner gelten auch für Autos
Einschränkungen gelten aber nicht nur für Lkw, mit Zeitverlusten müssen auch Autofahrer rechnen.. Für die nächsten Monate rechnet der ADAC mit massiven Behinderungen. Nach Einschätzung des Clubs drohen Staus auf dem Weg Richtung Süden über den Brenner zum Dauerbrenner zu werden: Neben insgesamt 41 Blockabfertigungstagen in diesem Jahr - 17 im Rest des ersten Halbjahres, 17 weitere im zweiten - bremsen größere Bauvorhaben auf der Brennerautobahn den Verkehr aus.
Vor allem die Baustellensituation an der Luegbrücke, kurz vor der Grenze zu Italien, wird bis zum Sommer 2024 für Behinderungen sorgen. Zeitweise ist auf dem entsprechenden Streckenabschnitt nur eine Spur befahrbar. Was erschwerend hinzukommt: Auf der Brenner-Passhöhe sind Gleise der Eisenbahn gesperrt - es wird noch mehr Verkehr auf der Straße transportiert werden müssen.
Wird das die Lösung sein? Tirol und Bayern setzen auf Slots
Bei dermaßen trüben Aussichten für 2023 kommt die Nachricht wie gerufen, dass Bayern, Tirol und Südtirol in Gesprächen vorangekommen sind. Die Digitalisierung soll helfen, die Verkehrsströme besser zu steuern und somit den Transit im Fluss zu halten. Südtirol hatte dazu zuletzt Slots vorgeschlagen: Zeitfenster, die von Speditionen über ein digitales Buchungssystem gebucht werden können. Man erhoffe sich davon „wirksame Verbesserungen“, ließen Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) und sein Tiroler Kollegen René Zumtobel (SPÖ) in einer gemeinsamen Pressemitteilung verlauten.
Spediteure aus der Region Rosenheim sehen Zeitfenster skeptisch
Skeptisch zeigen sich Vertreter der Transport-Branche. Etwa Georg Dettendorfer von der Spedition Johann Dettendorfer in Nußdorf. „Da wird ein neues Bürokratiemonster geschaffen“, sagt er. Aufgrund der Tiroler Beschränkungen - Beispiel Nachtfahrverbot - sei der Spielraum gering, und Slots engten ihn zusätzlich ein.
Auch sei absehbar, dass dann unter der Hand schwunghafter Handel mit den Slots gestartet werden würde. „Da werden einige ihr Geschäftsmodell entdecken“, sagt der Spediteur. Ein drittes Problem: Für die wartenden Lkw-Fahrer müssten erst einmal Parkplätze geschaffen werden. Ein Problem wäre das auch für Trucker Andy Koller: „Es weiß doch kein Mensch, wo man die hinbauen könnte.“
Tirols Drossel-Kalender: Die geplanten Termine 2023
Wie man dazu auch steht - so schnell wird es nicht zu einer Lösung kommen. Also wird Tirol weiterhin auf seine berüchtigten „Dosier“-Termine setzen. An diesen Tagen gibt es Blockabfertigung - erstes Halbjahr: 26. April, Mittwoch; 27. April, Donnerstag; 2. Mai, Dienstag; 15. Mai, Montag, 16. Mai, Dienstag; 17. Mai, Mittwoch; 19. Mai, Freitag; 0015 26. Mai, Freitag; 27. Mai, Samstag; 30. Mai, Dienstag; 31. Mai, Mittwoch; 1. Juni, Donnerstag; 3. Juni, Samstag; 5. Juni, Montag; 6. Juni, Dienstag; 7. Juni Mittwoch; 9. Juni, Freitag.
Die Termine im zweiten Halbjahr: 3. Juli, Montag; 10. Juli, Montag; 17. Juli, Montag; 24. Juli, Montag; 31. Juli, Montag; 29. Juli, Freitag; 5. Oktober, 5. Oktober, Donnerstag; 27.. Oktober, Freitag ; 2. November, Donnerstag; 15. November, Mittwoch; 16. November, Donnerstag; 22. November, Mittwoch; 23. November, Donnerstag; 29. November, Mittwoch; 30. November, Donnerstag; 11. Dezember, Montag; 12. Dezember, Dienstag.
Das ist die Liste der geplanten und angekündigten Dosier-Termine. „Zusätzlich dazu können kurzfristige Blockabfertigungstage aufgrund von Wetter- und Naturereignissen, Unfällen oder dringend notwendigen Bauarbeiten angeordnet werden“, heißt es von Seiten Tirols. Das Bundesland hat allein im Jahr 2022 fünf weitere Termine außerplanmäßig verhängt.