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Genervt von den Mega-Staus

Ihm reicht’s mit der Blockabfertigung: Wie sich Trucker Andi Koller Tirol vorknöpfen will

Trucker Andreas Koller hat die Schnauze voll. Und sucht den Kontakt zur Politik.
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Blockabfertigung im Inntal? Nein, danke! Trucker Andreas Koller hat die Schnauze voll. Und sucht den Kontakt zur Politik.

Dieser Lastwagenfahrer hat für Brüssel eine spezielle Lieferung: Andreas Koller will der EU Dampf machen. Damit mit der Blockabfertigung und den Dauerstaus an der Grenze zwischen Bayern und Tirol mal Schluss ist.

Rosenheim - Er hat‘s jetzt besser. Andi Koller (49) muss sich immerhin keine Sorgen mehr machen, ob er am Wochenende wieder zu Hause ist. Oder ob er irgendwo in Frankreich oder Spanien einen Parkplatz abbekommt, auf dem er seinen Lkw abstellen kann, um dann in die Schlafkoje zu kriechen. Wenigstens das nicht mehr.

Dafür fährt er für Raab Karcher Güter im Umkreis von 200 Kilometern aus. Auch nach Tirol hinein. Durchs Inntal. Durch eben jenes Nadelöhr, das die Tiroler immer wieder verstopfen. Mit ihrer Blockabfertigung. Zuletzt am Montag (27. Februar). Mit Staus von fast 30 Kilometern Länge als Folge.

Das nervt. Andreas Koller sogar so, dass er sich jetzt Tirol verknöpfen will. Mit Hilfe der EU. Koller hat eine Petition nach Brüssel geschickt. Europa müsse die Tiroler zur Raison rufen. „Schaun wir mal“, sagt der Fahrer. „Wenn wir‘s nicht versuchen, können wir‘s auch nicht schaffen.“

Trucker spielte selbst mal Eishockey: „Ich bin ein Kämpfer“

Andreas Koller, geboren in Wasserburg, hat in seinem Wohnort Grafing mal Eishockey gespielt, beim EHC Klostersee. „Ich bin ein Kämpfer“, sagt er. Bis zu den Junioren spielte er, dann begann schon seine Trucker-Laufbahn. Eigentlich wollte er nach der Realschule Speditionskaufmann lernen. Die großen Fahrzeuge gefielen ihm aber besser.

So stieg er denn ins Führerhaus, zunächst als Fernfahrer. 1991 war das, und seitdem fährt Koller. Durchaus auch mal mit einem richtig aufgemotzten, mit Leuchten besetzten Truck. „Eine richtige Szene“ sei das, diese Trucker, „und ich kenne da sehr viele Leute.“ Letztes Jahr allerdings nahm er dann seinen Abschied von den ganz langen Fahrten quer durch Europa.

Lastwagenfahrer? Harter Job, den die Tiroler noch härter machen

Er weiß, bei aller Liebe zum Job, nur zu gut, dass Lkw-Fahren kein reiner Spaß ist. Das liegt auch an der Art und Weise, wie Konflikte auf dem Rücken der Fahrer ausgetragen werden. „Das ist einfach nicht in Ordnung“, schimpft Koller.

Anerkennung werde den Truckern allgemein zu wenig gezollt. Nirgendwo aber zeigt sich für ihn die Geringschätzung der Fuhrleute deutlicher als an der bayerisch-tiroler Grenze, frühmorgens, wenn die Tiroler mal wieder nur 100 oder 200 Lkw durch die Grenze lassen. Deswegen sein Schreiben an die EU. „Die müssen Tirol dazu bringen, damit aufzuhören.“ Auch wegen der Umwelt: Feinstaub, Abgase, das alles nehme überhand wegen der künstlich erzeugten Staus.

Spediteur Dettendorfer glaubt nicht mehr an große Lösungen

Georg Dettendorfer von der Spedition Johann Dettendorfer aus Nußdorf kennt derlei Klagen. Er weiß, wie schwierig es ist, überhaupt noch Fahrer zu bekommen. Das Fahren ist anstrengend, wirklich ausgelaugt werden die Fahrer aber durch das stundenlange Stehen im Stau. Er glaubt nicht wirklich an einen politischen Kraftakt, der die Tiroler einlenken lassen wird. „Wir wissen, dass Berlin und Brüssel kein Interesse an einem Vertragsverletzungsverfahren haben“, sagt er. „Der große Schritt wird uns nicht gelingen.“

Wenn etwas Erfolg bringt, dann sind es „kleine Schritte, Verbesserungen in homöopathischen Dosen“, wie er meint. Also zum Beispiel eine Verkürzung des Nachtfahrverbots. Oder eine Lockerung. „Wir dürften mit Batterie und Wasserstoff fahren“. sagt er. „Doch die gibt es noch gar nicht.“ Bislang haben die Tiroler aber nur verschärft, so wie sie auch die Zahl der Blockabfertigungstage von Jahr zu Jahr erhöhen. „Ich bin es leid zu hören, dass wir nichts tun. Wir haben unsere Flotte immer auf den neuesten Stand gebracht, haben investiert.“ An Entgegenkommen der Tiroler aber hat das bislang nichts gebracht.

Koller organisiert seine Kollegen in einer Facebook-Gruppe

Trucker Andreas Koller will nun erstmal abwarten, was aus Brüssel kommt. Auf Beschwerden von Bürgern hin könnte die Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren einleiten. „Mal schauen“, sagt er. Sicherheitshalber hat er schon mal mit CSU-Europapolitiker Markus Ferber Kontakt aufgenommen. Der sitzt im Verkehrsausschuss des EU-Parlaments und habe, so sagt es Koller, schon mal Unterstützung signalisiert.

Und wenn der Koloss der Europäischen Union sich nicht bewegen will? Andreas Koller hat die European Truck Society ins Leben gerufen, eine Gruppe von Lastwagenfahrern, die über Facebook und die Homepage Kontakte pflegt. Das Netzwerk wolle sich irgendwann auch mal dafür einsetzen, dass die Lastwagenfahrer besser wahrgenommen werden, sagt Koller. Über 2900 Fahrer haben sich bereits eingetragen. Die kritische Masse von Lkws für eine Demo-Fahrt nach Brüssel ließe sich da wohl mobilisieren. „Eigentlich eine coole Idee“, sagt Koller.

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