„Markante Steigerung festzustellen“
Immer mehr Fahrrad-Diebstähle in Rosenheim: Jetzt meldet die Polizei einen ersten Durchbruch
In Rosenheim verschwinden immer mehr Fahrräder. Vor allem in den vergangenen Monaten häuften sich die Fälle, die bei der Polizei angezeigt wurden. Jetzt haben die Beamten zwei mutmaßliche Fahrraddiebe gefasst. Wie es dazu kam – und warum Rosenheimer trotzdem auf ihr Rad aufpassen sollten.
Rosenheim – Es muss ein kurioser Anblick gewesen sein: Vor einigen Tagen beobachtete ein Lehrer des Sebastian-Finsterwalder-Gymnasiums einen jungen Mann dabei, wie er mit einem Bolzenschneider durch die Gegend spazierte. Hin und wieder blieb er stehen, blickte sich um, bevor er sich schließlich am Schloss eines E-Bikes zu schaffen machte. „Der Lehrer hat den Täter daraufhin angeschrien“, sagt Polizeihauptkommissar Robert Maurer auf OVB-Anfrage. Wohl, um den Mann in die Flucht zu schlagen. Dieser ließ sich davon jedoch nicht beirren und flüchtete mit dem E-Bike in unbekannte Richtung.
Bolzenschneider ins Gebüsch geworfen
Einige Tage später ereignete sich am Kardinal-Faulhaber-Platz ein ähnlicher Fall: Auch hier versuchte ein Unbekannter mit einem Bolzenschneider, ein E-Bike zu stehlen, bevor er von einem Fußgänger angesprochen wurde. „Er hat den Bolzenschneider daraufhin weggeworfen und ist geflüchtet“, sagt Maurer. Ohne Fahrrad.
Es sind zwei von zahlreichen Fahrraddiebstählen, die der Rosenheimer Polizei in den vergangenen Monaten gemeldet wurde. „Wir konnten eine markante Steigerung feststellen“, bestätigt Maurer. Der Beuteschaden liege bei mehreren 10.000 Euro – was auch daran liege, dass der Wert der Räder in den vergangenen Jahren teils deutlich gestiegen ist. Tatorte sind vor allem der Bereich rund um den Rosenheimer Bahnhof sowie das Umfeld der Fußgängerzone.
Prüfung der Rahmennummer
Weil die Diebstähle zunahmen, führte die Polizei verschiedene Kontrollen durch – uniformiert und in zivil. „Wir haben uns beispielsweise am Bahnhof hingestellt und die Umgebung beobachtet“, sagt Maurer. Zudem wurde bei Radfahrern, die ohne Licht unterwegs waren, die Rahmennummer geprüft. „Die Rahmennummer kann im Fall eines Diebstahls eine wertvolle Hilfe sein“, sagt der Polizeihauptkommissar. Denn: Wurde ein Fahrrad gestohlen, gibt der Eigentümer bei der Anzeige in der Regel auch die Rahmennummer an.
Mit diesem Wissen konnten die Rosenheimer Polizei sowie die zivile Einsatzgruppe des Ergänzungsdienstes schließlich zwei Erfolge vermelden. „Bei einem 29-jährigen Rosenheimer wurden mehrere hochwertige E-Bikes gefunden und sichergestellt“, sagt Maurer. Einige davon seien bereits als gestohlen bei der Polizei gemeldet worden. „Zudem konnten wir Tatwerkzeug vorfinden“, ergänzt der Polizeihauptkommissar. Der 29-Jährige fiel der Zivilen Einsatzgruppe bei einer Personenkontrolle ins Auge, da er eine geringe Menge an Betäubungsmitteln bei sich hatte. „Bei der anschließenden Wohnungsdurchsuchung wurden die Beamten dann auch auf die Räder aufmerksam“, ergänzt Maurer.
Ermittlungsverfahren eingeleitet
Gegen den 29-Jährigen wurde laut Polizei ein Ermittlungsverfahren wegen besonders schweren Fahrraddiebstahls eingeleitet. „Abgeklärt werden muss vor allem, bei welchen Taten das aufgefundene Werkzeug vom 29-Jährigen verwendet wurde“, sagt Maurer. Die Räder, die anhand der bekannten Rahmennummer zugeordnet werden können, müssen jetzt laut Polizei mit den Unterlagen der Geschädigten beziehungsweise mit dem Eigentümer nochmals kurz abgeglichen werden.
Zudem ergab sich, dass ein minderjähriges Kind aus dem Raum Rosenheim ebenfalls hinter einer Vielzahl von Fahrraddiebstählen stecken soll. Das bestätigte Maurer auf OVB-Anfrage. „Geklärt werden muss, wie viele Diebstähle zuordenbar sind sowie die genaue Höhe des Diebstahls- beziehungsweise Beuteschadens“, sagt der Hauptkommissar.
Kauf eines hochwertigen Schlosses
Er rät dazu, Fahrräder mit einem hochwertigen Schloss zu sichern. Rahmen sowie Reifen sollten an Gegenständen verankert werden, die fest angeschlossen sind – beispielsweise einem Fahrradständer. Zudem sei es hilfreich, Kaufbelege und Rahmennummern parat zu haben. „Die können bei der Ermittlung des Täters helfen“, sagt Maurer. Er hofft jetzt, dass sich die Eigentümer der beiden Fahrräder melden, die bisher noch nicht zugeordnet werden konnten.