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Teilweise „unverschämte“ Aktionen der Eltern

Wilde Szenen vor Rosenheimer Grundschulen: So gefährlich sind Elterntaxis für Kinder

Viele Eltern in Rosenheim fahren ihre Kinder direkt vor die Schule - das brigt Gefahren (Symbolbild)
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Viele Eltern in Rosenheim fahren ihre Kinder direkt vor die Schule - das birgt Gefahren (Symbolbild)

Immer mehr Eltern fahren ihre Kinder mit dem Auto in die Schule. Diese Elterntaxis sorgen nicht nur für ein tägliches Verkehrschaos in Rosenheim, sondern sind auch gefährlich für die Schüler. Wie die Polizei die Situation einschätzt und welche „wilden“ Szenen sich teilweise an den Schulen abspielen.

Rosenheim – Die Zahl ist dramatisch. Rund 26.000 Kinder sind 2022 in Deutschland im Straßenverkehr verunglückt. Das berichtet der ADAC. Vor allem auf dem Schulweg kommt es dem Verband zufolge immer wieder zu gefährlichen Situationen – unter anderem weil zu viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto in die Schule fahren. Auch vor den Rosenheimer Grundschulen gibt es zunehmend Probleme mit den sogenannten Elterntaxis.

Steigende Gefahr durch Elterntaxis vor den Grundschulen

„Es grenzt an ein Wunder, dass da noch nichts Schlimmeres passiert ist“, sagt Helga Wagner, Schulleiterin der Prinzregentenschule. Ihr ist es schon länger ein Dorn im Auge, dass es „fast täglich zu brenzligen Situationen“ vor der Schule kommt.

Besonders schlimm sei es in der Früh. „Da ist der Verkehr wahnsinnig unübersichtlich“, berichtet die Schulleiterin. Der Grund: Einige der Eltern stünden mit ihren Autos in der Feuerwehrzufahrt, in zweiter Reihe auf der Hohenzollernstraße oder direkt auf dem Gehsteig – mit laufendem Motor bis die Kinder ein- oder ausgestiegen sind. „Und zwischendurch quetschen sich die Kinder, die zu Fuß gehen und die Radlfahrer“, sagt Wagner.

Autoputzen während der Wartezeit

Noch weiter sind einige Eltern an der Grundschule in Fürstätt gegangen. „Es kam schon vor, dass die bis direkt vor die Tür gefahren sind“, sagt Schulleiter Kai Hunklinger. Trotz Verbotsschilder an der Einfahrt. Ein Vater habe sogar einmal – während er auf sein Kind gewartet hat – das Auto mitten auf dem Pausenhof geputzt. „Und wenn du dann was sagst, werden manche auch noch unverschämt“, sagt Hunklinger.

Um Vorfälle wie diese zu vermeiden, hat der Schulleiter mit Beginn diesen Schuljahres eine Schranke vor dem Schulgelände anbringen lassen. Seitdem sei es unmittelbar an der Schule besser geworden. „Aber jetzt stehen die Autos halt ein paar Meter weiter mitten in der Siedlung und parken die Einfahrten von Privathäusern zu.“ Dadurch gebe es rund um die Grundschule trotzdem Verkehrsprobleme.

Polizei kontrolliert Verstöße gegen die Regeln

Die gibt es auch in der Innsbrucker Straße an der Astrid-Lindgren Grundschule. „Eltern lassen ihre Kinder dort auf dem Busparkplatz direkt vor der Schule aussteigen. Das führt dazu, dass die Schulbusse nicht mehr in die Einbuchtung einfahren können“, teilt Johanna Heil, Medienbeauftragte der Rosenheimer Polizei mit. Die Folge sei, dass die Busse auf der Innsbrucker Straße halten und die Kinder auf der Fahrbahn aussteigen müssen. „Zudem führt es unweigerlich zu Stau bis zur TÜV-Kreuzung“, berichtet Heil.

Um das Problem mit Elterntaxis in den Griff zu bekommen, kontrolliere die Polizei vor allem zu Schuljahresbeginn „gezielt an den Schulen“, ob es zu Verstößen gegen Verkehrsgesetze kommt. Zudem gebe es Schulwegaktionen und Präventionsunterricht durch Polizeibeamte bei der Ersteinschreibung der Erstklässler, um „gezielt zu diesem Thema aufzuklären und Alternativen anzubieten.“

Bußgelder möglich

Wirklich geholfen habe dies bisher allerdings nicht. „Teilweise werden Eltern an einem Tag mit einem Bußgeld verwarnt und am nächsten Tag fahren sie erneut an“, sagt die Medienbeauftragte. In solchen Fällen könne bei einem vorsätzlichen Handeln der Bußgeldsatz verdoppelt werden.

Warum es so viele Elterntaxis gibt, darüber sind sich Schulleiter, Polizei und auch der ADAC einig: Eltern haben Angst, dass ihren Kindern auf dem Schulweg etwas passiert. „Das Paradoxe ist, dass Eltern ihre eigenen Kindern vor den Gefahren schützen wollen, die sie mit den vielen Elterntaxis für andere Kinder heraufbeschwören“, sagt Bernd Emmerich, Fachreferent für Verkehr und Umwelt beim ADAC. Ihm zufolge könnte die Unfallgefahr im Umfeld der Schulen deutlich reduziert werden, wenn „mehr oder gar alle zu Fuß oder mit dem Radl kämen“.

ADAC rät auf das Auto in der Früh zu verzichten

Und das sei zum Beispiel an der Prinzregentenschule und in Fürstätt durchaus möglich. „Die meisten Schüler wohnen alle in einer Entfernung, die zu Fuß machbar ist“, sagt Kai Hunklinger. Zudem seien die Wege alle mit Schulweghelfern gesichert. „Man darf den Kindern schon mal was zutrauen und muss beim Behüten nicht so übertreiben“, sagt der Schulleiter.

Auch der ADAC – eigentlich ein Fürsprecher der Autofahrer – rät Eltern, auf das Auto zu verzichten. „Es ist wichtig, dass Kinder früh und altersgerecht an den Straßenverkehr herangeführt werden und den Schulweg selbstständig absolvieren“, sagt Bernd Emmerich. Dadurch entwickelten die Schüler ein Risikobewusstsein und Verständnis für den Verkehr.

Umdenken in der Elternschaft

Ein weiterer Vorteil: „Die Kinder bewegen sich gleich an der frischen Luft und können im Unterricht besser aufpassen“, sagt Helga Wagner. Damit mehr Kinder in Zukunft zu Fuß zur Schule kommen, müsste ihr zufolge aber ein Umdenken bei der Elternschaft stattfinden. „Am besten wäre, wenn sich die besorgten Eltern als Schulweghelfer engagieren“, sagt die Schulleiterin. So wäre der Schulweg sicherer und es gäbe weniger Elterntaxis.

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