Geschäftsführer gibt ersten Einblick
Freizeitanlage unter der Westtangente? Diese Pläne gibt es für den Rosenheimer Aicherpark
Unter dem Namen „Bridge 15“ soll im Aicherpark, direkt unter der neuen B15, ein Freizeitgelände für Jugendliche entstehen. Jetzt verrät Christian Hlatky, Geschäftsführer der Bürgerstiftung was genau geplant ist – und wie wichtig ein solches Projekt für Rosenheim wäre.
Rosenheim – Kufstein, Hamburg und New York: In zahlreichen Städten gibt es großzügige Freizeitflächen für junge Leute. Jetzt soll ein ähnliches Konzept in Rosenheim entstehen. Hinter dem Projekt steckt unter anderem die Rosenheimer Bürgerstiftung. Welche Pläne sie für das Areal unter der B15 hat – und was im vergangenen Jahr sonst noch alles passiert ist.
Sie und die Bürgerstiftung haben für das kommende Jahr große Pläne.
Christian Hlatky: Das stimmt. Wir wollen ein inklusives Freizeitgelände für junge Menschen unter der neuen B15 im Aicherpark entwickeln. Es soll ein cooler Ort entstehen, an dem man Fußball, Basketball oder Tischtennis spielen und Skaten kann. Das Gelände entwickeln wir im Moment gemeinsam mit vielen Partnern sowohl wie Jugendlichen und Vereinen in der Stadt – beispielsweise dem Rollstuhlverein des Sportbunds Rosenheim. Es war uns von Anfang an ein Anliegen, auch Menschen mit Behinderung in die Planungen einzubeziehen. Derzeit kümmern wir uns um die Finanzierung.
Warum braucht es ein solches Freizeitgelände?
Hlatky: Die Endorfer Au soll nachverdichtet werden und auch in Oberwöhr sollen zahlreiche neue Häuser entstehen. Deshalb brauchen wir zusätzliche Bewegungsflächen und Treffpunkte im Rosenheimer Westen. Zudem wollen wir ein Zeichen für Inklusion und Integration setzen.
Im Moment sind Sie noch dabei, Spenden zu sammeln. Aber sobald das Geld beisammen ist: Wie lange dauert eine Umsetzung?
Hlatky: Nicht lange. Da es keine Ausschreibung braucht, würde die Bauphase ungefähr ein halbes Jahr dauern. Das Staatliche Bauamt hat der Stadt das Gelände unter der Brücke überlassen, die wiederum stellt es der Bürgerstiftung zur Verfügung. Die Eigentümerverhältnisse sind also geklärt. In anderen Worten: Wenn uns heute jemand eine halbe Million Euro überweist, könnten wir morgen mit dem Bau beginnen.
Wer soll das Gelände nutzen?
Hlatky: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus Rosenheim und Umgebung. Aber auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Es soll ein freies Angebot sein, ohne Anmeldung oder Gruppenzugehörigkeit. Wir wollen einen Ort schaffen, an dem sich junge Menschen ganz ohne Konsumzwang aufhalten können.
Ist Vandalismus etwas, um das Sie sich Sorgen machen?
Hlatky: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass künstlerisch hochwertige Orte kein Ziel von Vandalismus sind. Es muss eine Wertigkeit geschaffen werden. Für die jungen Menschen handelt es sich so um nicht irgendeinen Platz, es ist ‚Der Platz‘. Außerdem bespielen wir den Platz gemeinsam mit dem Jugendhilfeträger Startklar und dem Projekt „Bewegung im Westen“ – das sorgt für eine gewisse soziale Kontrolle.
Wer wird sich um die Instandhaltung des Platzes kümmern?
Hlatky: Um die Sauberkeit und die Pflege kümmert sich die Stadt Rosenheim. Wir koordinieren die Angebote und organisieren Veranstaltungen.
„Bridge15“ ist nur eines von vielen Projekten der Bürgerstiftung.
Hlatky: Das stimmt, wir bieten Schwimmkurse an Rosenheimer Grundschulen an und veranstalten einen Chor für krebskranke Menschen und deren Angehörige. In den vergangenen Jahren gab es zudem ein Nachhilfeprojekt in der Endorfer Au. Wir haben festgestellt, dass die Mittagsbetreuung bis 14 Uhr nicht ausreichend ist. Dadurch entstand die Idee, einen Ort zu schaffen, an dem sich die Kinder aufhalten können, bis ihre Eltern sie abholen können. Den benötigen wir ab nächstem Schuljahr jedoch nicht mehr.
Inwiefern?
Hlatky: Die Grundschule Pang bekommt eine Ganztagsklasse. Dort können die Kinder versorgt werden. Und das ist genau das, was unser Verständnis von der Bürgerstiftung ist. Wir helfen, wenn der Staat nicht kann oder will. Wir springen ein und versuchen Strukturen aufzubauen, die irgendwann in andere Hände übergeben werden können. Das ist uns mit dem Nachhilfeprojekt gelungen – auch dank der finanziellen Unterstützung von der Sparkassenstiftung und den Rotariern.
Ist die Bürgerstiftung so etwas wie ein Impulsgeber?
Hlatky: Ich glaube schon. Wir können beispielsweise schnelle, niedrigschwellige Hilfe anbieten. Mit unserem Ukraine-Projekt konnten wir über 140.000 Euro sammeln. Damit haben wir unter anderem Deutschkurse finanziert und für die Geflüchteten aus der Ukraine Dinge gekauft, die sie dringend benötigen. Erst vor einigen Wochen brauchte jemand in der Luitpoldhalle einen Rollstuhl. Während man an anderer Stelle zahlreiche Anträge hätte ausfüllen müsste, konnten wir innerhalb kürzester Zeit einen Rollstuhl besorgen.
Die Bürgerstiftung hat bereits vor dem Krieg in der Ukraine mit geflücheten Menschen gearbeitet.
Hlatky: Das stimmt. Wir hatten beispielsweise ganz lange das Projekt ‚Paten für Geflüchtete‘. Im Rahmen dessen haben wir das ehrenamtliche Engagement genutzt, damit Geflüchtete gut integriert werden. Und genau das ist ja auch die Idee hinter „Bridge15“. Wir wollen Plätze schaffen, an denen sich Menschen begegnen können. Wir schaffen Begegnungsorte, an denen die Menschen auf Augenhöhe miteinander reden können. Das baut Vorurteile ab. Und da ist es ganz egal, ob wir Sportplätze schaffen oder Leerstände bespielen.
Wie beispielsweise die Alte Druckerei in der Königsstraße.
Hlatky: Wir nutzen die Alte Druckerei nicht nur als Ort für unsere Büroräume, sondern bieten sie auch für Kunstkurse oder Konzerte an. Zudem finden hier Treffen von Sportvereinen oder anderen Organisationen statt.
Bräuchten es noch mehr solcher Angebote in der Stadt? Leerstand gibt es ja durchaus.
Hlatky: Für die Stadt sind solche Angebote ein absoluter Mehrgewinn. Da gibt es auch keinen Konkurrenzgedanken. Das sieht man jetzt beispielsweise an der Zusammenarbeit zwischen dem ‚Affekt“ und der ‚Alten Druckerei‘. Wir unterstützen uns gegenseitig.

