Meinungen gehen auseinander
Forderung nach Tempo 30 wird lauter: Ist die Küpferlingstraße in Rosenheim als nächstes dran?
Auf der Küpferlingstraße in Rosenheim soll bald Tempo 30 gelten. Jedenfalls, wenn es nach einigen Politikern geht. Grund sind unter anderem eine Kita und ein Seniorenwohnheim. Passiert ist bisher nichts – zum Unverständnis der Anlieger.
Rosenheim – Es hätte schon lange etwas getan werden müssen. Davon ist Kathrin Lange überzeugt. Seit fünf Jahren betreibt sie die Großtagespflege „Märchenklang“ an der Küpferlingstraße 6 in Rosenheim. Der Verkehr ist ihr schon seit einiger Zeit ein Dorn im Auge. „Viele Autofahrer sind deutlich zu schnell unterwegs und halten sich nicht an das Tempolimit“, sagt sie am Telefon. Umso mehr begrüßt sie den Vorstoß der Rosenheimer Grünen.
Viele Autofahrer deutlich zu schnell unterwegs
Gemeinsam mit FDP-Stadträtin Maria Knott-Klausner und ÖDP-Stadtrat Horst Halser haben sich die Grünen in einem Antrag dafür eingesetzt, die Situation an der Küpferlingstraße sicherer zu machen. So plädieren sie dafür, die Geschwindigkeit sowohl am Seniorenwohnheim an der Küpferlingstraße 1 bis 5, als auch an der Großtagespflege „Märchenklang“ auf 30 Kilometer pro Stunde zu beschränken. Im Moment gilt dort Tempo 50. Jedenfalls in der Theorie. Doch die Praxis sieht laut Kathrin Lange oft anders aus. „Es ist ein Wunder, dass bisher noch nie etwas passiert ist“, sagt sie. Zumal an der Stelle zahlreiche Kinder und Senioren unterwegs sind.
„Ich finde, den Vorschlag gut“, sagt Michael Holzner, Rektor an der Mittelschule am Luitpoldpark. Bei der Küpferlingstraße handele es sich um einen Schulweg. Eine Reduzierung des Tempos würde die Situation nicht nur entspannen, sondern sie auch sicherer machen. Das unterstreicht auch Ralf Schwärz. Er arbeitet im Seniorenwohnheim „Seniorenwohnen Küpferling“, kennt die Situation vor Ort und geht sogar noch einen Schritt weiter. „Der Straßenübergang vor unserem Haus sollte mit einem Zebrastreifen versehen werden“, sagt er auf OVB-Anfrage. Immer wieder beobachte er, wie schwer es den Bewohnern aufgrund der Autofahrer fällt, die Straße zu überqueren. „Niemand hält an, besonders auf der mittigen Verkehrsinsel“, sagt er.
Gefährliche Situation?
Das weiß auch ÖDP-Stadtrat Horst Halser. Er wohnt in der Nähe der Küpferlingstraße, ist dort immer wieder zu Fuß unterwegs. „Es ist gefährlich“, sagt er. Denn ein Großteil der Autofahrer sei mit mehr als 50 Kilometern pro Stunde unterwegs – trotz des Seniorenwohnheims, der Großtagespflege und der Hauptwache der Freiwilligen Feuerwehr Rosenheim.
Argumente, die laut Horst Halser dafür sprechen, das Tempo zu reduzieren. Zumal die Straßenverkehrsordnung eine Änderung durchaus zulassen würde. „Sie ermöglicht streckenbezogenes Tempo 30 an sensiblen Stellen an Hauptstraßen“, sagt Peter Rutz, Fraktionsvorsitzender der Rosenheimer Grünen. Darunter fallen ihm zufolge Einrichtungen wie Alten- und Pflegeheime, Kindergärten und Kindertagesstätten, allgemeinbildende Schulen, Förderschulen oder Krankenhäuser. Vor allem dann, wenn die Einrichtungen über einen direkten Zugang zur Straße verfügen und im Umkreis starker Verkehr vorhanden ist.
Beitrag zur selbstbestimmten Teilhabe
„Trotz der vorhandenen Verkehrsinsel ist die Situation kritisch“, heißt es in dem Antrag. Viele Senioren seien mobilitätseingeschränkt und auf einen Rollator angewiesen. „Die Küpferlingstraße wird eher langsam gequert“, sagt Peter Rutz. Tempo 30 erhöhe an dieser Stelle die Sicherheit für die Senioren und leiste einen „Beitrag zur selbstbestimmten Teilhabe am öffentlichen Leben“.
Polizei verzeichnet keine Unfälle in 2023
Wie realistisch eine Reduzierung des Tempos von 50 auf 30 Kilometer pro Stunde ist, wird sich in einem der kommenden Ausschüsse zeigen. Zumindest die Rosenheimer Polizei steht dem Vorhaben eher kritisch gegenüber. „Im Jahr 2023 kam es zu keinem Unfall, der mit dem Seniorenheim oder der Kindertagesstätte in Verbindung steht oder durch einen Bewohner des Heims oder Kind verursacht wurde. Auch wurden weder Senioren des Heims noch Kinder dort verletzt oder waren involviert“, sagt Polizeikommissarin Tamina Schelter.
Da an der Stelle aus rechtlichen Gründen aktuell keine Geschwindigkeitsmessungen stattfinden können, können über die tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeiten keine Angaben gemacht werden. Eine Messstelle an der Prinzregentenstraße weise jedoch nicht darauf hin, dass im Umkreis zu schnell gefahren wird.
Keine übermäßige Fahrbahnquerung
Die Polizeihauptkommissarin erinnert daran, dass die Verkehrsinsel errichtet wurde, um Senioren das Überqueren der Fahrbahn zu erleichtern. Inwieweit dies jedoch das subjektive Sicherheitsgefühl der Senioren gestärkt hat, könne vonseiten der Polizei nicht eingeschätzt werden. „Eine durch die Bewohner des Seniorenheims übermäßig häufige Fahrbahnquerung konnte bis dato an dieser Stelle nicht wahrgenommen werden. Auch besteht kein starker Ziel- und Quellverkehr resultierend aus den zwei genannten Einrichtungen“, ergänzt sie.
Kein Gefahrenpunkt
Alles in allem handele es sich an dieser Stelle also weder um einen Gefahrenpunkt noch um eine Stelle, an der besonders häufig Unfälle passieren. „Verkehrszeichen dürfen nur angeordnet werden, wenn dies zwingend geboten ist, um den angestrebten Zweck zu erreichen“, sagt Tamina Schelter. Dies wäre in ihren Augen nur dann der Fall, wenn aufgrund der besonderen örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenlage besteht. Und genau das sei in dem besagten Bereich der Küpferlingstraße eben nicht der Fall. Zudem diene die Verkehrsinsel bereits dazu, das Risiko von Unfällen zu verringern.