Einigkeit in der Stadtverwaltung
Die Entscheidung ist gefallen: Das sind die Pläne für das Lehrschwimmbecken „Am Nörreut“
Seit fünf Jahren ist das Lehrschwimmbecken „Am Nörreut“ gesperrt. Jetzt gibt es für die Rosenheimer Schulen und Sportvereine erfreuliche Nachrichten: Das Schwimmbad soll abgerissen und neu gebaut werden. Allerdings gibt es eine Hürde.
Rosenheim – Andreas Aigner ist dankbar. Die Geduld und der Kampf des Sportlehrers des Sebastian-Finsterwalder-Gymnasiums für ein neues Lehrschwimmbecken „Am Nörreut“ haben sich ausgezahlt: Das Bad soll abgerissen und neu gebaut werden. Das haben die Mitglieder des Haupt-und Finanzausschusses in der Mai-Sitzung einstimming beschlossen. Bei den Kosten gibt es allerdings einen Wermutstropfen.
16 Millionen Euro Baukosten
„Wir rechnen mit rund 16 Millionen Euro für den Neubau“, sagt Daniel Artmann, zweiter Bürgermeister, während der Sitzung. Da die Förderungen des Bundes wegfallen und nur die Fördermittel des Freistaates in Höhe von rund drei Millionen Euro eingeplant werden könnten, bleibe der Verwaltung eine Haushaltsbelastung von 13 Millionen Euro.
„Das ist sehr viel Geld, aber das ist es uns wert“, betont Artmann. Jedes Kind in der Stadt soll ihm zufolge schwimmen können oder zumindest die Möglichkeit haben, es zu erlernen. Dies sei vor allem in Rosenheim mit den vielen Seen und Freizeitangeboten im Umland wichtig. „Und, dass wir Möglichkeiten für jenen Schwimmunterricht schaffen, liegt in unserer Verantwortung als Verwaltung gegenüber der Gesellschaft“, sagt Artmann.
Beitrag zur Sicherheit der Kinder
Das sieht auch Abuzar Erdogan so. „Die Stadt muss einen Beitrag zur Sicherheit der Kinder leisten“, sagt der Fraktionsvorsitzende der SPD. Er verwies während der Sitzung nochmals auf eine Umfrage der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), die belegt, dass sich die Zahl der Grundschüler, die nicht schwimmen können, seit 2017 verdoppelt hat. „Zudem können sechs von zehn Kindern nach der Grundschule nicht sicher schwimmen, das ist alarmierend“, sagt Erdogan.
Zudem sehe er auch keine Probleme bei der Finanzierung. „Die 16 Millionen Euro belasten den Haushalt ja nicht nur dieses Jahr, sondern wird auf mehrere Jahre verteilt“, sagt der Franktionsvorsitzende der SPD. Deshalb habe er keine Bedenken, warum der Neubau nicht „schnellstmöglich beginnen“ könne. Insbesondere, da die verbliebenen Lehrschwimmbecken in Aising und Westerndorf zu klein und ebenfalls in die Jahre gekommen seien. Dadurch könne es auch dort zu Einschränkungen oder sogar zu Sperrungen kommen.
Weniger Schwimmunterricht als davor
Ähnlich wie beim Schwimmbad „Am Nörreut“, das seit dem Schuljahr 2018/2019 aufgrund von statischen Mängel nicht genutzt werden kann. „Im Moment können wir nicht für alle Jahrgangsstufen einen Schwimmunterricht anbieten“, beklagt Andreas Aigner. Und das, obwohl das Schwimmen verpflichtend in den Lehrplänen stehe. Auch deshalb hat der Sportlehrer vor Kurzem in einem offenen Brief an die Rosenheimer Stadräte den Neubau des Lehrschwimmbeckens gefordert.
Aigner berichtet zudem, dass ohne das Lehrschwimmbecken für fünf Klassen, die gleichzeitig Sportunterricht haben, nur vier Sportstätten zur Verfügung stehen. „Dadurch hat eine Sportgruppe keinen Unterricht und der Schwimmsport kommt zu kurz.“ Ein Umstand, den man Peter Rutz, Fraktionsvorsitzender der Grünen, zufolge nicht akzeptieren kann. „Schwimmen gehört genauso zu den Grundkenntnissen der Kinder wie Lesen oder Schreiben.“
Vielseitige Nutzung des Lehrschwimmbeckens
Von der Sperrung betroffen ist jedoch nicht nur das Sebastian-Finsterwalder-Gynasium, sondern auch alle anderen Schulen in der Innenstadt sowie Rosenheimer Sportvereine wie zum Beispiel die Schwimm- und Triathlonabteilung des TSV 1860 Rosenheim oder der Kajak-Klub. „Die Sportvereine brauchen endlich wieder mehr Platz zum trainieren“, sagt Robert Multrus, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler/UP. Aber auch die Wasserwacht, die dort für Einsätze übt, müsse berücksichtigt werden. „Für uns ist ein Neubau dementsprechend alternativlos.“
Aufgrund der vielseitigen Nutzung soll das neue Schwimmbad über ein Becken mit einer Länge von 25 Metern und fünf Bahnen verfügen, teilt die Verwaltung mit. Dadurch könnten dort auch wieder Wettkämpfe stattfinden und zwei Klassen gleichzeitig unterrichtet werden. Zudem werde ein Hubboden eingebaut. Durch diesen höhenverstellbaren Schwimmbeckenboden kann die Wassertiefe individuell anpasst werden. „Das entlastet uns Lehrer brutal, da wir die Sicherheit haben, dass jeder stehen kann“, sagt Andreas Aigner.
Barrierefreier Neubau
Der Neubau soll darüberhinaus durch einen Aufzug bis ins Obergeschoss sowie einem mobilen Lift am Beckenrand barrierefrei werden. Durch „modernste Gebäudetechnik und solarer Energiegewinnung“ sei auch der ökologische Aspekt beachtet worden.
„Die Pläne sind super“, findet Andreas Aigner. „Auch wenn wir jetzt lange darauf gewartet haben, wissen wir, dass die Entscheidung in einer finanziell nicht einfachen Zeit gefallen ist.“ Für denn Fall, dass der Stadtrat dem Vorhaben am Mittwoch, 17. Mai, zustimmt, sollen die ersten Baumaßnahmen in den Sommerferien 2023 beginnen.
