14,5 Grad Wassertemperatur im Freibad Kolbermoor
„Da kann ich gleich in die Mangfall springen“: Hitzige Diskussion ums kalte Schwimmbecken
Die einen freuen sich, dass das Freibad bereits geöffnet hat, aber die meisten mosern über die Wassertemperatur von 14,5 Grad im Kolbermoorer Freibad. Die Stadt kann die Aufregung nicht verstehen und giftet zurück.
Kolbermoor – Rund 400 Besucher zählte das Kolbermoorer Freibad in den ersten drei Tagen seit Eröffnung am Freitag, 5. Mai. Doch neben der Freude der Badegäste darüber, dass die Einrichtung bereits wieder geöffnet hat, mischen sich auch kritische Stimmen in die Diskussion: Denn einigen Badegästen ist‘s einfach zu kalt – und zwar im Wasser. Denn seit vergangenem Jahr verzichtet die Stadt darauf, das Wasser im Becken mithilfe fossiler Energie zu erwärmen – laut Bürgermeister Peter Kloo (SPD) vor allem aufgrund des Klimaschutzes.
Zwar wird das Wasser anhand von Solarschläuchen auf dem Dach der Einrichtung durch die Kraft der Sonne aufgewärmt. Doch die ist derzeit noch relativ unkonstant, was dazu geführt hat, dass beispielsweise am Eröffnungstag (5. Mai) die Wassertemperatur gerade einmal bei 14,5 Grad lag. Was wiederum in der Facebook-Gruppe „Kolbermoor!“ für eine kontroverse Diskussion gesorgt hat. „Hey, da kann ich ja gleich in die Mangfall springen“, teilte ein Mitglied mit, ein anderer User bezeichnete die Wassertemperaturen gar als „Zumutung“.
Reaktionen, mit denen Sabrina Eickmann, bei der Kolbermoorer Stadtverwaltung für die Verwaltung des Freibads zuständig, in den vergangenen Tagen selbst konfrontiert war. Sie sieht die Diskussion um die Wassertemperatur aber gelassen. „Die einen haben sich gefreut, dass wir bereits geöffnet haben“, gibt Eickmann, die an den bisherigen drei Tagen selbst vor Ort war, ihre Eindrücke wieder. „Anderen war‘s allerdings noch zu kalt.“ Daher würde in der Regel auch direkt an der Kasse auf die derzeit noch niedrigen Wassertemperaturen verwiesen. „Mir ist in den drei Tagen nur eine einzige Person bekannt, die aufgrund der Temperaturen dann wieder gegangen ist.“
Letztlich sei es nach Angaben der Verwaltungsmitarbeiterin ein Abwägen, ob man mit der Eröffnung noch warte, bis die Tages- und Nachttemperaturen konstanter sind und damit letztlich auch die Wassertemperatur, oder ob man Badefans eben auch trotz noch recht „zapfiger“ Temperaturen die Möglichkeit gebe, bereits jetzt Bahnen im Freibad zu ziehen. Schließlich sei das Personal sowieso da – dann könne man den Bürgern auch jetzt schon die Möglichkeit geben, zu schwimmen. Sie selbst zieht zwar höhere Wassertemperaturen vor, betont aber auch: „Es zwingt mich ja niemand, ins Wasser zu gehen.“
Peter Kloo: „Ich verstehe die Aufregung überhaupt nicht.“
Eine Aussage, der Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo nur beipflichten kann. „Ich verstehe die Aufregung überhaupt nicht“, so der Rathauschef auf Anfrage des OVB. „Wenn jemand nicht reingehen will, muss er das doch auch nicht tun.“ Die Stadt habe im Zuge der Energiekrise im vergangenen Jahr entschieden, das Wasser nicht mehr per Gas zu heizen – und werde an dieser Entscheidung auch nicht rütteln.
Wobei Kloo betonte, dass die Entscheidung weniger aus Kostengründen gefallen sei, sondern aus Gründen des Klimaschutzes. Denn wenn in Deutschland ein Umdenken bei der Nutzung von fossilen Energiequellen hin zu regenerativer Energie erfolgen soll, um dem Klimawandel entgegenzuwirken, müsse eine Kommune wie Kolbermoor eine Vorreiterrolle übernehmen. Kloo: „Wie soll ich denn sonst erklären, dass ein Hausbesitzer sein Geld für energetische Sanierung ausgeben soll, wenn wir im Gegenzug Gas für die Heizung des Schwimmbads einsetzen?“
Rosenheimer Freibad kann mit Abwärme des Müllkraftwerks beheizt werden
An die Bürger richtete Kloo den Appell, „das Komfortdenken“ abzulegen. „Wir müssen uns daran gewöhnen, im Kreislauf der Natur zu leben“, so der Bürgermeister. Und das beinhalte auch, dass das Wasser des Freibads bei niedrigen Außentemperaturen nicht zusätzlich beheizt werde. Schließlich habe nicht jede Kommune „das Glück“ der Stadt Rosenheim, direkt neben dem Freibad ein Müllkraftwerk zu haben, das das Wasser klimaneutral durch die Abwärme aufheize.
Wobei aber auch nicht alle Kolbermoorer über die niedrige Wassertemperatur schimpfen. „Ich bin froh, dass die Stadt Kolbermoor ein Freibad betreibt“, kommentierte beispielsweise ein anderes Mitglied der Gruppe „Kolbermoor!“ den Facebook-Post zur Wassertemperatur im Freibad. „Es gibt genügend Kommunen, die sich solche kostenintensiven Einrichtungen nicht mehr leisten, denn Bäder sind für Kommunen Minusgeschäfte. Dafür sollten wir alle dankbar sein, anstatt ständig nur rumzumeckern.“
