Auch Loretowiese bald kostenpflichtig
Schwierige Parkplatz-Suche in Rosenheim: Vor welchen Problemen Anwohner nun stehen
Wer in Rosenheim einen freien Parkplatz sucht, ist an manchen Tagen eine Weile beschäftigt. Das führt vor allem bei den Anwohnern zu Unmut. Auch weil einige der Stellplätze für Fahrradständer oder Blumenbeete weichen müssen. So steht es um die Parkplatz-Situation in der Stadt.
Rosenheim – Die Verzweiflung und der Ärger sitzen tief bei Christa Schmidt. Das betont sie gleich mehrmals während des Gesprächs. „Die Situation ist momentan sehr schwierig“, sagt die 75-jährige Rosenheimerin am Telefon. Fast jedes Mal, wenn sie zu ihrer Wohnung im Färberviertel zurückkommt, stehe sie vor einem Problem: Einen Parkplatz zu finden. Verantwortlich dafür sei für Schmidt unter anderem auch die Stadt Rosenheim.
Parken in Rosenheim: „Stellplätze müssen Blumenkästen weichen.“
„Es gibt in der Innenstadt immer weniger Parkplätze“, sagt die Rentnerin. Der Grund sei für sie klar: „Viele Stellplätze müssen für Fahrradständer oder Blumenkästen weichen.“ Das sei ihr zwar schon in der ganzen Stadt aufgefallen, besonders aber im Färberviertel.
Dort ist die Parksituation Schmidt zufolge „schlimm“. Vor allem, da in den beiden vergangenen Jahren „mindestens neun oder zehn Parkplätze“ weggefallen seien. Erst vor wenigen Wochen seien vier weitere Stellplätze in der Hofmannstraße in der Nähe der Wertstoffinsel gesperrt worden, berichtet Schmidt. Arbeiter hätten ihr mitgeteilt, dass dort Blumenbeete entstehen sollen.
Das bestätigt Christian Schwalm, Pressesprecher der Stadt Rosenheim: „Dort sollen Bäume im Bereich hinter den Wertstoff-Containern gepflanzt werden.“ Das habe der Stadtrat vor zwei Jahren im Rahmen des Sondersfonds „Innenstadt beleben“ beschlossen, um wieder mehr Grün in die Stadt zu bekommen.
Nachvollziehen könne Christa Schmidt das nicht. „Die Straße wird damit auch nicht wirklich schöner.“ Auf der anderen Seite gebe es dadurch aber wesentlich mehr Probleme – insbesondere für die Anwohner. „Wer zu den Stoßzeiten nachhause kommt, muss manchmal lange nach einem Parkplatz suchen“, sagt Schmidt. Vor allem, wenn in Rosenheim Veranstaltungen oder Events sind, ginge gar nichts mehr, da das Viertel auch von vielen Auswärtigen zum Parken genutzt werde.
Wenn Anwohner am Fenster „auf der Lauer“ liegen
Zum Glück sei Schmidt nur selten auf ihr Auto angewiesen. Meist, wenn sie zum Einkaufen oder ihren Mann zum Arzt oder anderen Terminen fahre. Allerdings sitze ihr Mann im Rollstuhl. „Da ist es nicht von Vorteil, wenn der Parkplatz weit weg von der Haustür ist.“ Das sei genauso belastend, wie das Tragen der schweren Einkäufe samt Wasserflaschen durch die halbe Siedlung. Denn selbst das kurze Halten vor dem Haus sei selten möglich, da sowohl Färber- als auch Hofmannstraße so eng seien. Auch ihren Besuchern müsse sie oft sagen, dass sie am besten irgendwo anders nach einer Parkmöglichkeit suchen sollen.
Am schwierigsten sei die Suche, wenn man abends oder am Wochenende zurückkommt. „Da stellt sich schon beim Losfahren die Frage: Finden wir dann was oder finden wir nichts.“ Dadurch verliere man „die Lust mal wegzufahren, Essen zu gehen oder Verwandte zu besuchen, sagt Schmidt. Teilweise müsse sie sich sogar am Fenster „auf die Lauer legen“ bis ein anderes Auto wegfährt, damit sie ihres zumindest in der Nähe parken könne.
Parkhaus keine Option
Schmidt habe sich daher bereits überlegt, mit anderen Bewohnern eine Fahrgemeinschaft zu gründen oder einen festen Stellplatz im Parkhaus zu mieten. „Das kann sich aber keiner leisten, weil es so teuer ist“, sagt die Rentnerin.
Insgesamt gebe es derzeit rund 1400 Park-und Haltemöglichkeiten in der Innenstadt, teilt Christian Schwalm mit. „Davon sind rund 150 reine Anwohnerparkplätze“, sagt der Pressesprecher. Zudem könnten Bewohner „mit einem entsprechendem Parkausweis auch kostenpflichtige Kurzparkbereiche nutzen“. Davon gebe es rund 420 Stück im Innenstadtbereich.
1000 Fahrrad-Abstellmöglichkeiten zusätzlich
Die Ursache, warum vereinzelt Parkplätze wegfallen, sei, dass die Verwaltung Anfang 2020 das Bürgerbegehren „Radentscheid Rosenheim“ angenommen hat, bestätigt Schwalm. „In diesem Zusammenhang hat sich die Stadt Rosenheim ausgesprochen, 1.000 Fahrradabstellmöglichkeiten im Straßenraum zu errichten.“ Auch zu Lasten von Pkw-Stellplätzen am Fahrbahnrand. Hinzu komme, dass einige Stellplätze „temporär aufgrund von Schanigärten und Baumaßnahmen“ nicht genutzt werden können.
Dass Rosenheim eine Fahrradstadt werden soll und weniger Autos in der Innenstadt sind, sei grundsätzlich auch in Ordnung, findet Christa Schmidt. Allerdings sollten die Anwohner so nicht gezwungen werden, dass sie kein Auto mehr besitzen dürfen. Zudem wenn die Fahrräder „trotz der neuen Ständer noch kreuz und quer in der Gegend rumstehen“. Parkplätze für Anwohner seien für sie daher „wesentlich sinnvoller“.
Gebührenpflicht auf Loretowiese
Ab Herbst könnte sich die Situation nochmals verschärfen. Denn da werden auf der Loretowiese Parkgebühren fällig. Die Folge könnte sein, dass die Parkplatzsuchenden auf die umliegenden Wohngebiete ausweichen. Zum Beispiel auf das Färberviertel.

