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Der nächste Rosenheimer wird 100 Jahre alt

„Jeden Tag ein oder zwei Stamperl“: Dieses Geheimrezept hat ein 100-Jähriger fürs Älterwerden

Josef Hofmann bekam zum 100. Geburtstag von Oberbürgermeister Andreas März einen Blumenstrauß überreicht.
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Josef Hofmann bekam zum 100. Geburtstag von Oberbürgermeister Andreas März einen Blumenstrauß überreicht.

Wie schafft man es 100 Jahre alt zu werden? Der Rosenheimer Josef Hofmann hat sein ganz eigenes Rezept fürs Älterwerden entwickelt – das allerdings den ein oder anderen abschrecken wird. Was das Geheimnis des Mannes ist und was ein Getränk damit zu tun hat.

Rosenheim – Den linken Arm und vor allem die linke Hand kann Josef Hofmann nicht mehr wirklich bewegen. Schuld daran ist eine Schussverletzung aus dem Zweiten Weltkrieg, sagt der Rosenheimer. Deshalb brauche er bei alltäglichen Dingen manchmal ein bisschen länger. „Ansonsten fehlt sich gar nichts – das Meiste schaffe ich noch alles selber“, sagt der 100-Jährige. Auch krank sei er nie. „Einen Doktor brauch ich nicht, trotz meines Alters“, sagt Hofmann und lacht.

Rosenheimer feiert 100. Geburtstag

Er sitzt am Ende eines großen Tisches im Aufenthaltsraum des Pflegeheims Rosenholz, ihm gegenüber haben Familie und die anderen Bewohner des Heimes Platz genommen An den Wänden hängen bunte Luftballone und Luftschlangen. Auf dem Tisch stehen Sektgläser, eine riesige Schokoladentorte und einige Blumensträuße. Auch Oberbürgermeister Andreas März hat einen vorbeigebracht. Ungläubig blickt Josef Hofmann auf die goldene 100, die über ihm hängt. „Niemals hätte ich gedacht, dass ich so alt werde“, sagt er.

Geboren ist Hofmann 1923 auf einem kleinen Hof namens „Villa Rosa“ in Aising. Nach der Schule begann er eine Lehre zum Großhandelskaufmann bei einer Rosenheimer Firma. Arbeiten konnte er dort jedoch nicht lange – mit 18 wurde er eingezogen und musste sofort an die Ostfront nach Russland. Gerne spricht er nicht über den Krieg, das ist Josef Hofmann schnell anzumerken. Viel lieber erzählt er von den schönen Momenten des Lebens.

Nach dem Krieg als Skilehrer am Sudelfeld

Und davon habe es nach 1945 einige gegeben. Zum Beispiel, als er kurz nach dem Krieg als Skilehrer am Sudelfeld arbeitete. „Skifahren war damals das Höchste“, sagt der 100-Jährige. Nur eines sei ihm noch wichtiger gewesen: das Radlfahren. Fast jedes Wochenende sei er mit dem Fahrrad von Rosenheim aus nach Samerberg gefahren und auf die Hochries gegangen. „Das Beste daran war die Freiheit auf dem Radl oder in den Bergen“, erinnert sich Hofmann. Deshalb sei er auch mit 96 Jahren noch regelmäßig mit dem Fahrrad unterwegs gewesen.

Eine andere große Leidenschaften war die Gartenarbeit und das Basteln am eigenen Haus in Oberwöhr, erzählt Josef Hofmann. Gemeinsam mit seiner Frau Therese, die er 1965 heiratete, habe er Gemüse und Salat selbst angebaut und sich so weit wie möglich selbst versorgt. „Das hat bestimmt geholfen, dass es mir jetzt noch so gut geht“, sagt Hofmann und lacht. Jedenfalls sei das „Garteln“ immer ein Ausgleich zum Berufsalltag bei der Deutschen Bahn, in der Bank oder zum Schluss als „Mädchen für alles“ im Autohaus Vordermayer gewesen.

Positive Grundeinstellung als Geheimnis

Auch wenn es mal schwere Zeiten gab, habe Josef Hofmann immer versucht, positiv zu bleiben. Selbst dann, als seine Frau 2020 nach jahrelanger Pflege verstarb. „Das Leben bleibt nicht stehen, es geht einfach weiter“, sagt Hofmann. Deshalb müsse man schauen, dass man „aus jedem Trubel schnell wieder rauskommt, ehrlich ist und sich an ein paar Sachen hält.“

Diese Bescheidenheit hätte Hofmann immer ausgezeichnet, bestätigt sein Neffe Dieter Köhler. „Er hat einfach den Sinn für alles Schöne im Leben“, sagt Köhler. Allerdings habe Hofmann nie einen Wert auf materielle Dinge gelegt. Selbst heute verzichtet der 100-Jährige zum Beispiel auf einen Fernseher und verbringt die Zeit auf dem Balkon oder in der Sonne sitzend. „Was ich nicht zwingend brauche, das brauche ich auch nicht“, sagt er. Viel lieber mache er die Augen zu und genieße jeden Tag aufs Neue. „Nur das Berggehen geht mir ziemlich ab“, sagt der Rosenheimer. Deshalb freue er sich auch immer über die Auto-Ausflüge mit der Familie in die Berge.

Die genügsame Einstellung ist auch ein Grund, warum er wahrscheinlich so alt geworden ist, glaubt Hofmann. „Mein Geheimnis ist, sich viel an der frischen Luft zu bewegen, fröhlich und nicht immer so grantig zu sein“, sagt der Rosenheimer. Und einen Geheimtipp fürs Älterwerden hat der 100-Jährige auch: „Jeden Tag ein oder zwei Stamperl Knobi-Vital trinken.“ Das Getränk aus Knoblauch halte ihn „frisch und gesund“. Auch wenn das Zimmer in der Früh schon mal stark nach Knoblauch riecht und einige der anderen Bewohner und Angestellten weniger begeistert sind, sagt Hofmann.

Rückblick auf ein erfülltes Leben

Wie viele Geburtstage noch dazukommen, da will sich Josef Hofmann überraschen lassen. „Ich schau einfach, wie lange es noch geht“, sagt er. Bei einem ist sich der Rosenheimer aber ganz sicher: „Ich würde alles wieder ganz genauso machen, wie in den 100 Jahren zuvor auch.“

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