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Ermittlungen gegen Ex-Chefärztin in Wasserburg

Romed-Geburtsklinik: Wer wusste was und wann? – Gutachten wirft brisante Fragen auf


Sorgfalt bei der Geburt (Symbolbild): Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die ehemalige Chefärztin der Geburtsklinik in Wasserburg. Brisanz entwickelt die Angelegenheit auch für den Romed-Aufsichtsrat. 
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Sorgfalt bei der Geburt (Symbolbild): Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die ehemalige Chefärztin der Geburtsklinik in Wasserburg. Brisanz entwickelt die Angelegenheit auch für den Romed-Aufsichtsrat.

Die Staatsanwaltschaft Traunstein ermittelt weiter wegen fahrlässiger Tötung gegen die Ex-Chefärztin der Romed-Geburtsklinik in Wasserburg. Mittlerweile stellen sich aber auch brisante politische Fragen.

Rosenheim/Wasserburg – Die Staatsanwaltschaft Traunstein ermittelt wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung in einem und der fahrlässigen Körperverletzung in elf Fällen gegen eine Ex-Chefärztin der Geburtsklinik in Wasserburg. Unter anderem gilt es, 200 Patientenakten auszuwerten. Unterlagen, die Ermittler bei einer Durchsuchungsaktion bei Romed am 6. August sichergestellt hatten. „Eine Durchsuchung in diesem Ausmaß kommt sehr selten vor“, sagt Oberstaatsanwalt Dr. Rainer Vietze von der Staatsanwaltschaft Traunstein auf Anfragen des OVB. „Aufgrund des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung erscheint die Verhältnismäßigkeit gewahrt.“ Die Angelegenheit, sie ist also ernst.

Romed: Nun stellt sich die Frage nach der Verantwortung

Und die Sache hat eine politische Seite. War dem Romed-Aufsichtsrat bewusst, wie ernst die Situation an der Geburtsklinik in Wasserburg offenbar war? Erhielten die 20 Mitglieder des Gremiums, jeweils zehn Politiker aus Kreistag und Rosenheimer Stadtrat, die entscheidenden Informationen?

Zweifel daran sind erlaubt. Das fragliche Gutachten, vom damaligen Romed-Geschäftsführer Dr. Jens Deerberg-Wittram veranlasst, untersucht lediglich sieben Fälle. Es beantwortet die Frage, ob eine Klinik des Levels IV, ohne angeschlossene Kinderklinik, in diesen Fällen ausreichend gewesen wäre. Es geht darum, ob Richtlinien eingehalten werden konnten. In zwei Fällen äußert der Gutachter Prof. Dr. Sven Kehl Zweifel. Aber ausgerechnet der Fall, der für ein Neugeborenes tödlich endete und der die Staatsanwaltschaft letztlich auf den Plan rief, taucht in dem Papier nicht auf.

Krise im Klinikum Wasserburg: Zwölf Fälle im Fokus

Viel Zeit hatte der Gutachter nicht, um vertieft Beobachtungen anzustellen. Bereits 2022 hatten sich Gerüchte verbreitet, dass in Wasserburg einiges nicht rund laufe. Im Februar 2023 trat der Aufsichtsrat zusammen, um sich über die Probleme zu beraten. Ergebnis: Ein unabhängiger externer Gutachter, der mit der Geburtshilfe vertraut sei, solle zur Klärung eingeschaltet werden. Prof. Dr. Sven Kehl, mittlerweile Chefarzt einer Geburtshilfe-Abteilung in Nürnberg, erhielt den Auftrag. Und erfüllte ihn offenbar schnell. Allerdings nicht zur allgemeinen Zufriedenheit. „Ich war und bin nicht zufrieden mit dem Gutachten“, sagt beispielsweise Josef Baumann von den Freien Wählern und Mitglied des Aufsichtsrates, dem OVB.

Warum sah der Aufsichtsrat nicht nach?

Spätestens seit dem Gutachten ist die Krise des Romed-Standorts Wasserburg eine Angelegenheit auch des Aufsichtsrats. Haben sich die Aufsichtsräte ihrer Aufgabe gestellt? Erreichten sie Aufklärung über die Turbulenzen in Wasserburg? Aus dem Kreis des Gremiums wurde Kritik laut. Auch deswegen, weil Deerberg-Wittram nur mündlich aus den Ergebnissen des Gutachtens vortrug.

Allerdings verlangte offenbar auch kein Aufsichtsrat das Gutachten selbst, um es zu Hause genauer zu lesen. Möglicherweise wäre bei der Lektüre aufgefallen, dass nicht alle Fälle, in denen die Staatsanwaltschaft nun ermittelt, untersucht wurden. Und dass nach möglichen Behandlungsfehlern nicht genauer gefragt wurde. Von den Ursachen des tödlichen Zwischenfalls zu schweigen.

Romed bestätigt nur, dass es Gutachten gab

Was genau steht in dem Gutachten? Wie wurden die untersuchten Fälle ausgesucht? Wer hatte Kenntnis von der Form der Untersuchung und ihrem Gegenstand? Und wann? Das sind die Fragen, die sich nun stellen. Und auf die Landratsamt, Stadt Rosenheim und Romed in einer abgestimmten Mitteilung antworten: Die damalige Geschäftsführung habe im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat die „externe unabhängige Begutachtung im erforderlichen Umfang“ beauftragt und in der Folge den Aufsichtsrat in „üblicher Weise über das Ergebnis informiert“.

Seit 6. August seien alle Unterlagen und Vorgänge – einschließlich des Gutachtens – in der Angelegenheit „Gynäkologie“ zum Gegenstand des Ermittlungsverfahrens geworden. Inhaltliche Auskünfte zu Ermittlungen seien der Staatsanwaltschaft vorbehalten. Auskünfte zu personenbezogenen Daten und medizinischen Unterlagen seien aus rechtlichen Gründen nicht zulässig. Zudem seien Aufsichtsräte nach dem Gesellschaftsvertrag zu Verschwiegenheit verpflichtet. Jens Deerberg-Wittram war für Anfragen nicht zu erreichen.

Was stand im Gutachten? SPD fordert Aufklärung

Auch wenn Landrat Otto Lederer aktuell den Vorsitz im Aufsichtsrat führt, betrifft die Romed-Krise natürlich auch die kreisfreie Stadt Rosenheim und ihren Oberbürgermeister Andreas März. Er führt den Vorsitz im Aufsichtsrat wieder im Jahr 2025. Die Stadt Rosenheim ist Partner im Gespann der Träger; sie kommt im Falle eines Defizits wie der Landkreis zu 50 Prozent auf. Und während März den Vorsitz im Gremium führte, war das Gutachten in Auftrag gegeben worden. Jenes Dokument, das eben aufgrund seiner Harmlosigkeit nunmehr Brisanz entwickelt.

Abuzar Erdogan, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Rosenheimer Stadtrat, selbst kein Mitglied des Aufsichtsrates, macht Druck. „Wir fordern Klarheit“, sagt er, „vor allem im Interesse der betroffenen Familien und der Romed-Patienten, die ein Recht haben, sich bei Romed sicher zu fühlen.“ Gegebenenfalls werde die SPD einen Antrag auf Einsicht in die Gutachten stellen.

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