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Analyse zur Europawahl

Rechtsruck in Rosenheim? Wo die AfD besonders viele Stimmen gesammelt hat

Bei der AfD war die Stimmung nach der Europawahl gut, sagte auch der Rosenheimer Landtagsabgeordnete Andreas Winhart.
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Bei der AfD war die Stimmung nach der Europawahl gut, sagte auch der Rosenheimer Landtagsabgeordnete Andreas Winhart.

Bei der AfD herrschte am Abend der Europawahl Partylaune. Bundesweit konnte die Partei Erfolge einfahren. Auch in Rosenheim war sie stark. Wo besonders – und welchen Zusammenhang es mit der Wahlbeteiligung gibt.

Rosenheim „Wir freuen uns über ein tolles Ergebnis in Rosenheim“, sagte Andreas Winhart am Abend der Europawahl. Der AfD-Landtagsabgeordnete zeigt sich überzeugt von der Arbeit, die er und seine Parteimitglieder vor der Wahl in Rosenheim geleistet hatten. „Wir können dem Bundestrend nicht komplett entgegensteuern, aber wir haben von den Menschen in Rosenheim durchweg positives Feedback erhalten“, sagte Winhart. Betrachtet man das Gesamtergebnis aus dem Stadtgebiet, so ist die AfD mit 11,8 Prozent als drittstärkste Kraft hinter der CSU (35 Prozent) und den Grünen (15,4 Prozent).

AfD in der Endorfer Au besonders stark

Besonders interessant ist hier die genauere Betrachtung der einzelnen Wahlbezirke. Denn mancherorts konnte die AfD enorme Erfolge mit deutlich über 20 Prozent verzeichnen. Die meisten Stimmen konnte die „Alternative“ im Wahlbezirk 16 sammeln. Dieser erstreckt sich über die Endorfer Au und das Aicher Gelände. Hier stimmten 25,3 Prozent der insgesamt 310 Wähler für die AfD. Zweitstärkste Kraft war hier mit 24,3 Prozent die CSU. Auch auffällig: In diesem Gebiet sind nur 24,7 Prozent der Wahlberechtigten zur Wahl gegangen.

Das zweitstärkste AfD-Gebiet war der Wahlbezirk Nummer eins am Roßacker. Dieser schließt das Gebiet zwischen Münchener Straße, Wittelsbacher Straße und Schmettererstraße ein. Hier lag die AfD zwar mit 24,5 Prozent knapp hinter der CSU mit 26,6 Prozent. Dennoch hat die Partei SPD und Grüne deutlich abgehängt. Aber auch hier ist die Wahlbeteiligung mit nur 24,4 Prozent deutlich unter dem Stadt-Durchschnitt von 61,6 Prozent.

Große Erfolge feierte die AfD außerdem in den Wahlbezirken neun und elf mit 23 und 23,2 Prozent der Stimmen. Wahlbezirk neun zieht sich einmal durch die Lessingstraße und Hausstätt. Der Bezirk Nummer elf zieht sich an der Stadtgrenze entlang über die Schirmbeckstraße, die Rechenauerstraße und Pernauerstraße. In diesen beiden Gebieten zeichnet sich ein ähnliches Bild ab wie in den beiden anderen AfD-Erfolgsgebieten. Denn auch hier lag die Wahlbeteiligung mit unter 30 Prozent deutlich unter dem städtischen Durchschnitt.

In den Wahlbezirken eins, neun, elf und 16 feierte die AfD die größten Erfolge.

AfD im Wahllokal erfolgreicher als per Brief

Die geringsten Wahlerfolge verzeichnete die AfD in den Wahlbezirken drei, acht und 21. Diese befinden sich im Bereich Kufsteinerstraße und Brianconstraße, rund um die Schillerstraße sowie am Stadtrand Richtung Wehrfleck. Dort konnte die AfD jeweils keine zehn Prozent erreichen. Dagegen konnten dort die Grünen überdurchschnittliche Erfolge einfahren.

Auffällig ist außerdem der Vergleich zwischen Urne und Briefwahl. Hieraus ergibt sich, dass AfD-Wähler vermehrt ihr Kreuz im Wahllokal gemacht haben, während CSU und Grünen-Wähler eher die Briefwahl bevorzugten.

„Eine Mischung aus Wut und Resignation“

Betrachtet man die für die AfD erfolgreichen Wahlbezirke der Stadt, so sieht man deutlich, dass sich diese vermehrt im Stadtzentrum und in dichter besiedelten Gebieten befinden. Für die Wahlerfolge, aber auch die geringe Wahlbeteiligung in solchen Gebieten hat Florian Wenzel, Politik-Wissenschaftler aus Halfing, eine Erklärung: „In Gebieten, die als soziale Brennpunkte zu sehen sind, herrscht eine Mischung aus Wut und Resignation“, erklärt er. Es gebe dort besonders viele Menschen, die sich zurückziehen und gar nicht mehr wählen gehen. Aber auch zahlreiche Menschen, die die AfD aus einem Wut-Impuls wählen. „Dort zeichnet sich auch gut die Spaltung der Gesellschaft ab, von der immer wieder die Rede ist“, sagt Wenzel.

Diese Gebiete seien eine Art „Brennglas“ unter dem sich zeigt, was passiert, wenn sich die Krisenphänomene verschärfen. Viele Parteien hätten die sozialen Ungleichheiten schlichtweg nicht mehr auf dem Schirm, macht Wenzel deutlich. Und Parteien, deren Fokus darauf liegt, wie beispielsweise die SPD, können zu den „Wutbürgern“, die die AfD wählen, nicht mehr durchdringen. „Der Fokus dieser Menschen liegt einfach nur darauf, dass sich etwas, oder sogar alles ändern muss“, erklärt Wenzel.

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