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Kleiner Zuschuss, große Grundsatzdebatte

Rechnung ohne Wirt gemacht: Warum Wasserburger Löwen für Stirnrunzeln bei der Stadt sorgen

Die Löwen wollen sich in der Landesliga behaupten und vorne mitspielen. Sprecher Dr. Hannes Hain (rechts) kann deshalb die Debatte um einen kleinen Zuschuss für eine Fremdplatzmiete nicht nachvollziehen.
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Die Löwen wollen sich in der Landesliga behaupten und vorne mitspielen. Sprecher Dr. Hannes Hain (rechts) kann deshalb die Debatte um einen kleinen Zuschuss für eine Fremdplatzmiete nicht nachvollziehen.

Da haben die Wasserburger Löwen die Rechnung ohne den Wirt gemacht. 4200 Euro wollen sie von der Stadt für eine Platzmiete und sorgten damit für Stirnrunzeln beim Finanzausschuss. Warum sich die Fußballer zu Unrecht kritisiert sehen und es bei der Debatte um mehr als nur um einen Zuschuss geht.

Wasserburg – Eine Rechnung über 4200 Euro, weitergeleitet an die Stadt: dieses Vorgehen verstimmte die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses. In der vergangenen Sitzung diskutierten sie darüber, ob sie der Bitte der Fußballabteilung des TSV 1880 nachkommen und die Kosten für eine Platzmiete in Stephanskirchen übernehmen sollen. Der Hintergrund: Die Fußballer hatten in ihrem Antrag mitgeteilt, dass sie von Januar bis März dieses Jahres weder den Sportplatz in der Landwehrstraße, noch die Anlage am Badria nutzen konnten. Daher musste für die „notwendige Saisonvorbereitung“ auf einen Kunstrasenplatz des SV Schloßberg in Stephanskirchen ausgewichen werden. Die in Rechnung gestellte Platzmiete beträgt 4200 Euro. Die Fußballabteilung macht in ihrem Antrag die Hoffnung deutlich, dass die Stadt diese Kosten erstattet, weil sie den Fußballern „durch das Fehlen eines allwettertauglichen“ Trainingsplatzes entstanden seien.

Keine Verpflichtung gegenüber Fußballern

Die Wasserburger Stadtverwaltung machte dazu deutlich, dass man keinerlei Verpflichtung gegenüber den Fußballern habe, jederzeit Trainingsplätze in bestimmter Qualität zur Verfügung zu stellen. Die Stadt biete ihre Sportanlagen den Vereinen kostenlos an. Erfahrungsgemäß müsse bekannt sein, dass im Winter witterungsbedingt eventuell nur eingeschränkte Trainingsmöglichkeiten beim Outdoorsport Fußball vorherrschen könnten. In der Verwaltung ist aber auch bekannt, dass heutzutage bereits im Amateursport die Anforderungen immer höher werden. So würden von Vereinsseite „semiprofessionelle Bedingungen“ gefordert, die aber mit öffentlicher Hand erfüllt werden sollten. Das decke sich nicht mit der ursprünglichen kommunalen Aufgabe zur Förderung des Breitensports.

Was den Vertretern der Stadt sowie den Ausschussmitgliedern besonders missfiel: Es habe keine vorherige Abstimmung über die Anmietung von Ausweichplätzen gegeben. „Man macht irgendwas und schickt dann der Stadt die Rechnung – das geht einfach nicht“, meinte Bürgermeister Michael Kölbl (SPD). Er zeigte sich dennoch kulant und schlug einen Kompromiss vor: Die Stadt könne einen Zuschuss in Höhe von 2000 Euro leisten. Künftig, so betonte er, würden Mietkosten für Sportanlagen aber nur noch nach vorheriger Absprache übernommen werden.

Edith Stürmlinger (BF) erklärte, dass es sich im vergangenen Winter um eine Ausnahme gehandelt habe. Die Fußballer hätten nicht auf ihrem Spiel-Platz trainieren können, weil sich dieser sonst in einen Acker verwandelt hätte. Sie betonte aber auch, dass es sich bei dem Zuschuss nur um eine Symptombekämpfung handele und das eigentliche Problem dadurch nicht gelöst werde: „Die Plätze sind überspielt.“ Es gebe auch einen großen Zulauf durch die Jugend. Daher bat Stürmlinger um die Prüfung einer zusätzlichen Trainingsmöglichkeit. Außerdem werde sie dem TSV empfehlen, frühzeitig einen Antrag auf Kostenübernahme für das nächste Jahr zu stellen. Werner Gartner (SPD) fand den Vorschlag des Bürgermeisters einen „fairen Kompromiss“. Christian Stadler (Bündnis 90/Die Grünen) konnte sich damit nicht anfreunden. „Das ist ein Outdoorsport, die wissen eigentlich, wie das läuft“.

Er hinterfragte die Erwartungshaltung der Fußballer. Mit einer Gegenstimme sprach sich der Ausschuss dafür aus, einen einmaligen Zuschuss von 2000 Euro zu bewilligen, in Zukunft aber nur noch nach vorheriger Absprache.

Dr. Hannes Hain: „Kritik schlichtweg unangebracht“

Dr. Hannes Hain, Sprecher der Löwen, kann die Aufregung nicht nachvollziehen. „Ich bin sehr überrascht über den Grundton der Debatte“, sagt er. Die Kritik sei „schlichtweg unangebracht“. Denn die Löwen hätten keine Chance gehabt, den Antrag auf Bezuschussung vorab einzureichen. Von Woche zu Woche habe die Landesliga-Mannschaft im Winter situativ auf die Situation reagieren müssen, dass die Wasserburger Plätze unbespielbar gewesen seien. Die Anmietung in Schloßberg hätte immer wieder verlängert werden müssen. Dass sich diese Situation aufgrund der Witterungsbedingungen so lange hingezogen habe, sei nicht vorhersehbar gewesen. Der Verein habe sich „wirklich um den kostengünstigsten Weg“ bemüht. Trotz der schwierigen Bedingungen aufgrund des „Nomadendaseins“ – „wir waren nur noch auf Tour“ – hätten die Löwen eine „famose Rückrunde“ gespielt. Jetzt zu Beginn der neuen Saison eine solche Debatte zu führen, sei kontraproduktiv und lenke von der sportlichen Leistung ab. „Das Altstadtstadion ist unsere Heimat. Ohne Not würden wir niemals woanders spielen und trainieren. Doch wir hatten in diesem Winter keine andere Option, als nach Schloßberg zu wechseln.“ Das sei nur dank der guten Zusammenarbeit mit dem dortigen Sportverein gelungen.

Hain stellt fest, dass die Plätze der Stadt Wasserburg sehr stark frequentiert seien, hier finde nicht nur Vereins-, sondern auch Schulsport statt. Wenn es längere Zeit regne, „hast du ein Problem“. Das gelte nicht nur für die erste Mannschaft, sondern auch für die vielen Nachwuchsteams. Auch hier müsse Training regelmäßig ausgelagert werden in Hallen oder auf Plätze von Partnervereinen in der Nachbarschaft. „Wir müssen einfach feststellen, dass die Platzkapazitäten nicht ausreichen und dass die Fußballplätze zu oft unbespielbar sind“, findet Hain. Von der ersten Mannschaft, die Landesliga spiele, werde erwartet, dass sie sportlich erfolgreich sei. Sie könne deshalb in der Vorbereitung nicht auf Trainingseinheiten von Januar bis März verzichten. Und leider im Winter kein Heimspiel in Wasserburg ausmachen, bedauert er. Auch der gewünschte Aufbau einer Mädchenmannschaft sei derzeit aufgrund fehlender Trainingskapazitäten nicht möglich.

Kunstrasenplatz gefordert

Hain sieht es deshalb als „alternativlos“ an, dass in Wasserburg auf Dauer ein Kunstrasenplatz gebaut wird. Das wäre auch eine Lösung, von der Mannschaften aus dem Umland profitieren würden, ist er überzeugt. Der Verein sei seit zehn Jahren dran, eine solche Anlage umzusetzen. „Das geht nur in Zusammenarbeit mit der Stadt.“

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