Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Reaktionen auf Offensive des Kultusministeriums

Quereinsteiger werden Lehrer? Wasserburger Schulen zweifeln und kritisieren die Politik

Sie werden immer weniger: die Lehrer. Das Kultusministerium will nun mit einer Offensive gegen den Personalmangel vorgehen, diese stößt aber auch auf Kritik.
+
Sie werden immer weniger: die Lehrer. Das Kultusministerium will nun mit einer Offensive gegen den Personalmangel vorgehen, diese stößt aber auch auf Kritik.

Die Schulen in Bayern leiden unter dem Personalmangel. Auch in Wasserburg sind einige Stellen unbesetzt. Das Kultusministerium plant mit einer Offensive, Quereinsteiger anzuwerben. Doch das stößt auch auf Kritik. 

Wasserburg - Der Lehrermangel, er ist kein neues Problem. Seit Jahren rufen die Schulen Bayerns um Hilfe. Kultusminister Michael Piazolo will nun mit einer Offensive helfen: Quereinsteiger sollen den Schulen aushelfen. An den Wasserburger Schulen stößt dies auch auf Skepsis.

Bisher war es nicht möglich, als Quereinsteiger an einer Realschule zu unterrichten, nach den neuesten Plänen soll sich dies bald ändern. Michael Morgott, Konrektor der Anton-Heilingbrunner-Realschule Wasserburg, ärgert sich darüber: „Da wird plötzlich gesagt: Jeder kann Lehrer machen.“ Das sei grundsätzlich nicht der Fall. „Man muss es können, mit jungen Menschen zu arbeiten“, erklärt der Konrektor. „Wenn man das nicht mit Leidenschaft tut, geht das nicht. Im Endeffekt wird uns Lehrern hier unsere Qualifikation abgesprochen“, ärgert er sich.

Keine kurzfristige Lösung

Die Lösung gegen den vorherrschenden Personalmangel seien Quereinseiger aber ohnehin nicht, so die Überzeugung von Morgott. Zumal er sich frage, wer seinen gut bezahlten Beruf in der freien Wirtschaft für eine Anstellung an der Schule tatsächlich aufgeben würde. „So eine Idee kann funktionieren, wenn es wenig Anstellungsmöglichkeiten in der freien Wirtschaft gibt, aber nicht jetzt.“

Es brauche kurzfristige Lösungen, um gegen den Lehrermangel vorzugehen und diese stelle die Umschulung von Quereinsteigern nicht dar. „Der Markt ist leergefegt, daran werden Quereinsteiger auf die Schnelle nichts lösen können“, so Morgott. Er spricht aus Erfahrung, denn die Personalprobleme spürt auch die Realschule Wasserburg. „Wir sind gut besetzt ins Schuljahr gestartet, haben jetzt aber tatsächlich Mangel aufgrund von längeren Krankheiten und Schwangerschaften.“ Ersatz zu finden, sei kaum möglich. „Im Endeffekt zeigt sich hier erneut die schlechte Personalplanung des Ministeriums.“

Berufsschule stellt seit 40 Jahren Quereinsteiger ein

Weniger kritisch sieht Gerhard Heindl, Leiter der Berufsschule Wasserburg, die Situation. Schon lange sei es üblich, ausgebildete Arbeitskräfte in den Berufsschulen als Lehrkraft anzustellen, auch in Wasserburg. „Und bisher muss ich sagen, waren das immer sehr gute Erfahrungen.“ Deshalb stehe er auch grundsätzlich dem Vorstoß Piazolos, die Quereinsteiger mehr zu fördern, positiv gegenüber. Einziges Problem sei, diese Lehrkräfte könnten kein zweites Unterrichtsfach übernehmen. Dadurch könne ein Mangel bei den allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch, Englisch oder Mathematik entstehen.

Derzeit sei dies in Wasserburg jedoch nicht der Fall. „Wir stehen, was die Lehrerschaft angeht, gut da“, sagt Heindl. Das liege aber vor allem daran, dass die Schülerzahlen in den vergangenen drei Jahren zurückgegangen seien. „Die Betriebe haben nicht genug Auszubildende gefunden, dadurch haben wir auch weniger Schüler und brauchen weniger Lehrer“, so Heindl. Das könne sich seiner Erfahrung nach aber bereits im nächsten Jahr ändern. „Und dann sind wir froh, wenn wir Quereinsteiger finden.“

„An gewissen Qualifikationsvorgaben festhalten“

Erfahrung diesbezüglich hat auch das Luitpold-Gymnasium in Wasserburg. „Wir haben seit Jahren einen Kollegen, der Diplom-Physiker ist“, erklärt Schulleiterin Verena Grillhösl, seit einiger Zeit sei auch ein Diplom-Biologe an der Schule tätig. „Ich habe gute Erfahrung damit“, sagt sie. „Ich denke, es gibt viele sehr fähige Leute, die gerne den Lehrerberuf ausüben wollen.“ Daher begrüße sie die Initiative des Kultusministeriums. „Allerdings finde ich, ist es wichtig, weiter an gewissen Qualifikationsvorgaben festzuhalten.“ Nicht jeder könne als Lehrkraft tätig sein. Dazu sei mehr als Fachwissen notwendig.

Lösung: Mehr Lehrer aus dem Ausland?

Und das Problem des aktuellen Lehrermangels werde damit auch nicht beendet. Mehr Einsteiger anzuwerben, sei eben auch keine kurzfristige Lösung, da diese erst mal das Referendariat absolvieren müssten. Es brauche andere Initiativen, wie etwa die Umzugshilfe. Auch das Abwerben von Lehrkräften aus dem Ausland kann sich Grillhösl vorstellen. „Im Grenzbereich würde es sich anbieten, mehr Lehrer aus Österreich anzustellen“, meint sie. Für bestimmte Fächergruppen, wo es akuten Bedarf gebe, etwa in den Bereichen Informatik oder Politik, gebe es auch noch die Möglichkeit der Nachqualifizierung, bei der bereits ausgebildete Lehrkräfte ein Studium neben der Arbeit nachholen würden. „Aber das ist natürlich sehr anstrengend und herausfordernd.“

Aktuell sei das Gymnasium in Wasserburg zu ihrer Freude nicht vom Lehrermangel betroffen. „Die Abteilung Französisch war Anfang des Jahres jedoch eine Baustelle“, erklärt Grillhösl, „das Ministerium hat uns aber eine Referendarin geschickt.“ Daher sei die Schule derzeit gut aufgestellt. Allerdings könne sich das bald ändern. „Was mir große Sorgen bereitet, sind die steigenden Zahlen der Geflüchteten“, sagt die Schulleiterin, „wenn das ehemalige Krankenhaus bald belegt sein wird, stellt das eine große Herausforderung für die Schulen dar. Da frage ich mich schon, wo wir das Personal herbekommen sollen.“

Kommentare