Er liebt Mozart und Udo Jürgens
So begeisterte Ernst Hofmann Wasserburger Schüler jahrzehntelang für Musik
Jahrzehntelang hat er die Wasserburger Jugend für die Musik begeistert. Nun tritt Ernst Hofmann in den Unruhe-Stand. Ein Portrait über den Musiker aus Leidenschaft, der auch weiterhin in Wasserburg den Ton angeben wird.
Wasserburg – Er empfängt da, wo er 33 Jahre lang für den richtigen Ton gesorgt hat: Im Musiksaal des Luitpold-Gymnasiums Wasserburg. Ein paar Stuhlreihen, ein Klavier, die Fenster zum Hof: In diesem schlichten Raum hat er unterrichtet, hat seine Schülerinnen und Schülern für die Musik begeistert. Auf einer Tafel steht auf Französisch: Nous aimons toi. Eigentlich müsste es „nous t‘aimons“ heißen – wir lieben dich. Hier aber bleibt die Grammatik außen vor. Diese Liebeserklärung kann eigentlich nur Ernst Hofmann gelten, einem der hoch geschätzten Lehrer der Schule. Am Schluss des Gesprächs macht Hofmann die Tafel sauber – Ordnung muss sein. Die Liebe aber bleibt, ganz sicher.
Ein nostalgischer Tag
Es ist Freitag, 10. Februar, Hofmanns letzter Unterrichtstag. Gut gelaunt blickt er auf sein Lehrerdasein zurück. Ein Mann mit Ausstrahlung, mit Musik im Blut - und die versetzt ihn, wie all die Jahre davor, in eine gelöste, heitere Stimmung. Wie es ihm geht, wenn er seine alte Wirkungsstätte verlassen muss? Der 66-Jährige macht keineswegs einen deprimierten Eindruck: „Ich freue mich auf das Skilager mit der siebten Klasse in Westendorf“, sagt er. „Da gibt es eine schöne Hütte, da fahren wir die Hänge runter.“ Gewiss sei heute, wie er sich ausdrückt, ein „nostalgischer“ Tag. „Es heißt ja für mich, Abschied zu nehmen.“
„Die meisten waren gerne dabei“
Bis zum Schluss hat er mit den Klassen fünf, sechs und sieben musiziert, ein Potpourri mit schönen Liedern gesungen. Es hat ihm Spaß gemacht, genauso den Unterstuflern. Dass die Schüler ihn mögen, genießt er. Mit dem Fach Musik seien sie leicht zu gewinnen, mit Musik spreche man alle Menschen an. „Und die meisten sind wirklich gern dabei“, fügt Hofmann hinzu.
Das Talent liegt in der Familie
Was für ein Könner seines Fachs er ist, war im Dezember bei den Konzerten aus Anlass seines Abschieds vom Luitpold-Gymnasium zu erleben. Das Publikum im Rathaussaal hat er mit stimmiger Chormusik verzaubert, ihm zwei wirklich genussvolle Abende serviert. Das Talent liegt wohl in der Familie, sein Vater war Musiklehrer in München, die Mutter Pianistin, auch die Geschwister entwickelten ein Faible für Musik. In jungen Jahren wollte Ernst Hofmann Konzertpianist werden, doch er landete in der Schule. „Ich war nicht ganz so gut wie die besten meines Jahrgangs“, urteilt er rückblickend.
Die Lehrertätigkeit sei für ihn aber dann genau das richtige gewesen. Mit den jungen Leuten zu musizieren, sie vorzubereiten auf öffentliche Auftritte, das habe ihn motiviert. Wobei ihm bewusst war, dass er nicht alle gleichermaßen begeistern konnte. „Aber in guten Zeiten ist es mir gelungen, 200 Schüler auf die Bühne zu bringen.“
1989 kam er nach Wasserburg
Hofmann wuchs in München-Trudering auf, ging in ein musisches Gymnasium in der Stadtmitte und profitierte schon in frühen Jahren von einem Klavierunterricht, den ihm ein Professor an der Hochschule gab. „Für einen 16-, 17-Jährigen war das toll“, erinnert er sich. Nach der Schule folgte das Studium, das Klavierdiplom absolvierte er schließlich 1982. Es folgten Lehrtätigkeiten an Gymnasien in München, Berchtesgaden und Vilsbiburg, im September 1989 kam er nach Wasserburg. Zwei Söhne hat Hofmann, den einen zog es zur Mathematik und zum Sport, den anderen, nicht weiter überraschend, zur Musik.
Und was für musikalische Vorbilder hat er? „Im Studium haben mich vor allem die klassischen Pianisten Maurizio Pollini, Claudio Arrau und Wladimir Aschkenasi fasziniert“, sagt Hofmann. Deren Konzerte habe er mit Vorliebe besucht. Und er fand auch Gefallen an den Jazz-Pianisten Chick Corea und Oscar Peterson. „Jede Musik, die leidenschaftlich performt wird, ist es wert, gehört zu werden“, lautet sein Credo. Und Mozart? „Ja, der ist genial. Einfach so grandiose Melodien raushauen, da hab‘ ich Respekt davor.“
Udo Jürgens wird auch gesungen
Gleichwohl könne er nicht mit jeder Musik etwas anfangen, mit Zwölftonmusik etwa oder Heavy Metal. Hofmann freut sich freilich darüber, dass bei der Jugend auch ältere Schlager oder Mainstream-Popmusik ankomme. Ihm hat es auch Stevie Wonder angetan, Abba und, man staune, Udo Jürgens. Wenn die Schüler dessen „Griechischen Wein“ singen wollten, sei er natürlich darauf eingegangen.
Hofmann wird der Musik auf jeden Fall treu bleiben – in drei Gruppen gibt er weiter den Ton an: im 30-köpfigen Chor „Zappndudap“, bekannt für fetzige Arrangements, in den Bands „Kreiz und Quer“ sowie Trio tonale, bei denen auch seine Frau Gerlinde mitspielt. „Nein, mir wird‘s bestimmt nicht langweilig“, sagt Hofmann. Er weiß: Musik hat Heilkräfte und hält jung.
Steckbrief
Name: Ernst Hofmann
Geburtstag: 12. Dezember 1956
Wohnort: Wasserburg (seit 2000)
Geburtsort: Rosenheim
Berufsausbildung: Klavierdiplom an der Hochschule München
Kurz und bündig
Worauf sind Sie stolz?
Ich bin dankbar darüber, dass ich 33 Jahre lang hier am Luitpold- Gymnasium musikalisch in einem sehr guten Kollegium wirken durfte.
Wann sind Sie an Ihre Grenzen gestoßen?
An Grenzen stößt man als Lehrer immer wieder. Vor allem dann, wenn man etwas verkehrt gemacht hat. Das ist auch mir passiert.
Was würden Sie gerne nochmal tun?
Musik machen.
Was lesen Sie gerade?
Gerne lese ich Bücher über Verhaltensforschung. Und ich habe „Geo“ abonniert.
Wohin geht‘s im Urlaub?
In die Berge.