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Überraschung unter der Fahrbahn sorgt für Verzögerung

Staatsstraße bei Prutting bleibt gesperrt: Warum nicht nur der Bürgermeister sauer ist

Auf einer Fotokollage sind die Staatsstraße 2095 zwischen Stephanskirchen und Prutting sowie das Schild „Ortsende Högering, 2 Kilometer bis Bamham“ zu sehen.
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Hinter Högering ist die Welt zu Ende. Zumindest seit 21. August. Seitdem wird die Staatsstraße zwischen Stephanskirchen und Prutting saniert. Die geplante Bauzeit reichte nicht, die Straße bleibt weiter gesperrt.

Vier Wochen Verstopfung. Die Staatsstraße bei Prutting ist gesperrt. Vier Wochen lang kommen Autofahrer aus dem Osten des Landkreises nur auf Umwegen nach Rosenheim. Und es werden noch vier Wochen mehr werden. Die Bauarbeiten dauern länger. Und jetzt, jetzt ist auch noch ein Schleichweg dicht.

Prutting – Johannes Thusbaß ist sauer. Der Pruttinger Bürgermeister hat aus der OVB-Heimatzeitung erfahren, wie lange der direkte Weg in sein Dorf noch gesperrt ist. „Die Kommunikation rund um die Großbaustelle ist nicht optimal.“ Die Staatsstraße zwischen Stephanskirchen und Prutting sollte an diesem Wochenende wieder für den Verkehr geöffnet sein. Pustekuchen. Es wird Ende Oktober. Nochmal vier Wochen Staub, Dreck und Schulbusse auf Feldwegen.

Die verlängerte Sperrung ist zu ertragen, findet Thusbaß. „Mir ist es lieber, die Arbeiten werden jetzt gescheit gemacht und die Straße bleibt noch gesperrt, hält dann aber wieder 35 Jahre oder länger.“ Dass eine 20.000-Volt-Stromleitung nur 15 Zentimeter unter der Fahrbahn liege, gehe gar nicht. Die müsse selbstverständlich deutlich tiefer gelegt werden.

Stromleitung knapp unter der Fahrbahn

Solche Überraschungen sind es, die die Arbeiten weit hinter den Zeitplan zurückgeworfen haben. „Bei den jüngsten Aushebungen stellte sich heraus, dass einige Sparten im Baubereich, darunter auch die 20-KV-Leitung sowie Wasserleitungen, so ungünstig verlaufen, dass diese aufwändig verlegt werden müssen“, so Ursula Lampe, Sprecherin des staatlichen Bauamtes Rosenheim, Abteilung Straßenbau.

Anwohner beklagen mangelnde Informationen

Über die mangelnde Kommunikation, vor allem der Baufirma, ärgert sich nicht nur Pruttings Bürgermeister. Laura Mayr (Name von der Redaktion geändert), die in Sonnen wohnt, beklagt, dass vor Beginn der Baumaßnahme versprochen wurde, dass die Anlieger in Sonnen, Wolkering und Bamham informiert werden, auf welchen Wegen sie aus ihren Weilern Richtung Rosenheim oder Bad Endorf kommen. „Nichts ist passiert“, sagt Laura Mayr, die ihren echten Namen aus familiären Gründen nicht lesen will.

Für die Information der Betroffenen ist laut Straßenbauamt die beauftragte Baufirma zuständig. „Da die Anwohnerinnen und Anwohner derzeit – wenn auch mit Einschränkungen – zu ihren Grundstücken kommen können, hat die Baufirma bislang auf eine individuelle Information verzichtet“, teilt Ursula Lampe mit. Das werde sich mit dem Beginn der Asphaltierungsarbeiten ändern. Über die Erreichbarkeit der Grundstücke werden die Anwohner dann von der Baufirma per Flugblatt informiert, so Lampe auf Anfrage der OVB-Redaktion.

Ansprechpartner auf der Baustelle?

Zusätzlich sei immer ein verantwortlicher Ansprechpartner der Baufirma vor Ort. Das ist nicht der Eindruck, den Laura Mayr hat: „Mehr als drei Arbeiter habe ich noch nicht auf der Baustelle gesehen.“ Es handele sich um eine sogenannte Linienbaustelle mit rund drei Kilometern Baustrecke, erklärt Ursula Lampe. „Wie viele und wo die Mitarbeiter vor Ort eingesetzt werden, entscheidet die beauftragte Baufirma.“

Autos bleiben an Schleichwegen stehen

Die Gemeinde Prutting tue ihr Möglichstes, die Arbeiten für die Anlieger erträglich zu halten. Es sei zwar mehr Verkehr auf den internen Umleitungen für die Anwohner, als dort Menschen wohnen, „aber ich hatte – ehrlich gesagt – mit noch mehr gerechnet“, so Thusbaß. Er habe allerdings beobachtet, dass die Anwohner dazu übergehen, ihre Autos auf der Straße stehen zu lassen, um die Abkürzungen unattraktiver zu machen.

Staub und Dreck der Feldwege und Schotterpiste nerven die Anwohner. Autos sind permanent dreckig. Und Steinschlag? Auch Sache der Anlieger. Die benutzten die Wege auf eigenen Gefahr, so die Ansicht des staatlichen Bauamtes.

Was die Anwohner mehr nervt, als die Geräusche, ist laut Bürgermeister der aufgewirbelte Staub. „Ich könnte mein Auto alle zwei, drei Tage waschen“, sagt Laura Mayr. Sie kommt nur über Feldwege und Schotterstraßen voller Schlaglöcher nach Hause. Der Bauhof rückt alle zwei Tage mit den Winterdienst-Fahrzeugen aus, versprüht Magnesiumchlorid auf den Wegen rund um Sonnen, Wolkering und Bamham. „Das bindet den Staub besser, als Wasser. Denn das verdunstet schnell und hinterher staubt es noch mehr“, erklärt der Bürgermeister. Noch öfter Magnesiumchlorid versprühen sei nicht drin, „eine Fahrt kostet uns 300 Euro.“

Klagen, dass Autofahrer mit 100 Sachen über die Feldwege heizen, kann Thusbaß nicht ernst nehmen. „Ich bin diese Wege in den letzten Wochen so oft gefahren, dass ich weiß, dass mehr als 30 oder 40 Kilometer pro Stunde nicht drin sind“, sagt er. Wer das nicht glaube, den lade er auf eine Fahrt ein, bei der ein Profi am Steuer sitzt und mit Tempo 100 fährt – oder zu fahren versucht.

Keine Klagen beim Schulbusverkehr

Da von Anfang an klar war, dass die Bauarbeiten nicht in den Sommerferien abgeschlossen werden, war die große Frage, wie die Kinder in die Schule kommen. Die kleinen aus Sonnen, Wolkering und Bamham nach Prutting, die Großen nach Rosenheim und Stephanskirchen. Die RVO-Busse Richtung Rosenheim fahren ab dem Pruttinger Dorfweiher die offizielle Umleitung über den Hofstätter See und die Staatsstraße aus Richtung Vogtareuth in die Stadt. Das scheint besser zu funktionieren als befürchtet. „Meine Große geht mittlerweile in Rosenheim in die Schule und bis jetzt war sie immer pünktlich dort und auch wieder zuhause“, sagt Johannes Thusbaß. Für die Schüler aus Wolkering, Högering und Waldering hat das Landratsamt extra ein Bus bestellt, der sich über den Radlweg entlang der Baustelle bis Wolkering durchschlägt.

Für die Kleinen, die Grundschüler aus den Weilern an der gesperrten Staatsstraße, fährt der Schulbus auch über Feldwege. „Die Kinder sind alle hier“, sagt Rektorin Claudia Pelzl. Bei ihr sind bisher keine Beschwerden angekommen. Beim Busunternehmen, der Firm Marx, auch nicht. Nicht von Eltern, aber auch nicht von den Busfahrern. „Die hätten sicher etwas gesagt“, heißt es in der Verwaltung, „also scheint alles zu funktionieren.“

Die Staatsstraße ist noch bis Ende Oktober gesperrt. Nun ist auch noch einer der Schleichwege, die Krottenmühlstraße am Simsseeufer, dicht. Dort sind ebenfalls Bauarbeiten im Gange.

Was nur bedingt funktioniert, das sind die offiziellen Umleitungen. Der Lkw-Verkehr wird weiterhin in Richtung Prutting über Vogtareuth, Schonstett und Bad Endorf umgeleitet, der Pkw-Verkehr über Straßkirchen und Söchtenau nach Prutting. Umgedreht ist es genauso. Theoretisch. Allerdings halten sich Ortskundige nicht unbedingt daran. Sie nehmen den Schleichweg entlang der Südostseite des Hofstätter Sees.

Schleichweg über die Krottenmühlstraße ist dicht

Oder fahren über Baierbach und die Krottenmühlstraße nach Prutting. Beziehungsweise fuhren. Denn dort ist seit Donnerstag, 28. September, kein Durchkommen mehr. Die Arbeiten an der „unechten Fahrradstraße“ haben begonnen. Das hätte Johannes Thusbaß gerne verhindert, als er vor anderthalb Wochen bei einem Ortstermin feststellte, dass sich die beiden Sperrungen nun überschneiden. Es gelang ihm nicht.

Die Gemeinde Stephanskirchen plane mindestens ein Jahr im Voraus, schreibe auch entsprechend aus und mache die Verträge mit den beteiligten Firmen, erklärt Bauamtsleiter Wolfgang Arnst. Die Arbeiten an der Krottenmühlstraße wurden ab Ende September geplant, da dann die Badesaison weitgehend vorbei ist. Bei einer Absprache mit dem staatlichen Bauamt wegen der Sperrung der Staatsstraße Stephanskirchen-Prutting hieß es „kein Problem“ . Nun ist es doch eines. „Wir haben schon eine Woche nach hinten geschoben. Mehr geht nicht – denn die Firmen müssen ja auch Zeit haben“, sagt Arnst. Er versichert, dass Rettungsdienst und Anlieger durchkommen. Als Schleichweg taugt die Krottenmühlstraße derzeit eher nicht.

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