200 Menschen demonstrieren gegen AfD
Lautes Aufeinandertreffen in Prien: So lief die AfD-Kundgebung und die Gegen-Demonstration
Nicht zum ersten Mal trafen Anhänger der AfD und Gegendemonstranten aufeinander: In Prien überwogen am Montagabend (2. Oktober) die Teilnehmer von „Prien bleibt bunt” zahlenmäßig bei weitem. Es wurde laut. Blieb es trotzdem friedlich?
Prien – Rund 40 Besucher kamen zur Wahlkampfveranstaltung der AfD nach Prien. Gute hundert Meter weiter: 200 Gegendemonstranten, die der Einladung der Initiative „Prien bleibt bunt” gefolgt sind. Um es vorweg zu nehmen, blieb der Abend friedlich. Beiderseits war man sehr darauf bedacht, die polizeilichen Auflagen einzuhalten.
Friedlich blieb es, aber laut. Eineinhalb Stunden dauerte die Kundgebung der AfD, und während der gesamten Dauer war von Seiten der Gegendemonstration ein Pfeifkonzert zu hören. Sprechgesänge wie „Kein Mensch braucht die AfD” hallten über das Wasser, was die Veranstalter der AfD kalt ließ. „Qualität statt Quantität” war dort zu hören.
In Sichtweite von Schloss Herrenchiemsee
Der Veranstaltungsort war von der Rosenheimer AfD mit den Schären am Priener Chiemseeufer nicht zufällig gewählt worden. Von dem Ort aus sind die Insel und das Schloss Herrenchiemsee zu sehen. Dort wurde 1948 der Grundstein für die spätere deutsche Verfassung, das Grundgesetz gelegt. Vor nicht ganz zwei Monaten, am 10. August trafen sich dort bayerische und deutsche Vertreter der Politik, um den 75. Jahrestag des Grundgesetzes zu feiern. Darunter auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der in seiner Festrede von Gefahren für die Verfassung redete und damit wohl in Richtung der AfD sprach. Andreas Winhart, Landtagsabgeordneter der Partei und Veranstalter der Kundgebung sprach von einer „Hetzrede des Bundespräsidenten”. Er sehe seine Partei als eine der „wahren Demokraten”.
Prominenter Gast folgte der Einladung der AfD
Wie auch schon bei anderen Wahlkampfveranstaltungen der AfD in den vergangenen Wochen war auch dieses Mal ein prominenter Vertreter der Partei der Einladung gefolgt. Am 16. September kam Beatrix von Storch nach Wasserburg. Nach Prien kam Stephan Brandner, einer von drei stellvertretenden Bundessprechern der Partei. Brandner gehört seit 2017 dem Deutschen Bundestag an und ist nicht unumstritten. Er wird dem Flügel um Björn Höcke zugeordnet, der vom Bundesverfassungsschutz als Beobachtungsfall eingestuft wurde.
Stephan Brandner wurde angekündigt als ein Mann klarer Worte, er nahm kein Blatt vor den Mund und lies kein gutes Haar an der bayerischen und deutschen Regierung. So nannte er unter anderem Markus Söder eine „Weißwurst-Mimose” und ein „politisches Windei“, Bundespräsident Steinmeier wurde zu „Frank-Walter Fischfilet”. Die Gegendemonstration wurde als „armseliger Haufen” bezeichnet.
Kundgebungen ohne Zwischenfälle
Am Ende des Tages, gegen halb acht, war auch schon wieder alles vorbei. Die AfD beendete im Wahlkampf in Prien, das Bündnis „Prien bleibt bunt” verstummte und alle machten sich auf den Weg nach Hause. Und jeder war zufrieden. Andreas Winhart, wenn auch weniger Besucher zur AfD gekommen waren als gedacht, sagte: „Ich bin zufrieden. Wir hatten zwar 100 angemeldet, aber wir machen immer ein bisschen mehr, dass man Spielraum hat. Aber sowas hatten wir ja auch in Wasserburg, das ist eine übliche Größe. Es waren weniger Demonstranten als erwartet.” Das laute Pfeifen störe ihn nicht mehr, daran habe man sich gewöhnt. „Die haben natürlich ihr Demonstrationsrecht und wenn sie rumschreien, dann akzeptieren wir das.”
Alle Auflagen wurden eingehalten
Auch der Organisator von „Prien bleibt bunt”, der namentlich nicht genannt werden will, ist über das Ergebnis erfreut. „Wir sind zufrieden, dass Prien gezeigt hat, dass es bunt ist. Viele junge und alte Leute sind gekommen, das ist ein schöner und repräsentativer Querschnitt durch die Gesellschaft der Priener Bürgerinnen und Bürger.” Auch dass sich auf ihrer Seite deutlich mehr Teilnehmer zusammengefunden hatten, freute den Organisator sichtlich.
Und zu guter Letzt hat sich auch die Polizei zufrieden gezeigt, dass sich alle friedlich verhalten hatten. „Der Versammlungsleiter der Gegendemo hat sich hervorragend verhalten, das muss man lobend erwähnen”, sagt Robert Anderl, Leitender Direktor des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd und Einsatzleiter in Prien. „Alle Auflagen wurden eingehalten. Von unserer Seite ist es gut gelaufen.” Die Polizei war mit rund 100 Beamten im Einsatz.
Nächste Kundgebung in Rosenheim
Am kommenden Donnerstag, den 5. Oktober, plant die AfD die nächste Kundgebung. Auch dort wird ein hoher Vertreter der Partei erwartet. AfD-Chef Tino Chrupalla kommt auf den Rosenheimer Max-Josefs-Platz. Auch dort hat sich bereits eine Gegendemonstration angekündigt. Das „Bündnis gegen rechte Hetze – No AfD-Rosenheim“ plant dazu breite Proteste.

