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Nächstes Traditionsgeschäft schließt

Stiller Abschied: Priener Goldschmied Hans Steinbacher hört auf - Das sind die Gründe

Am 31. Oktober sperrt Hans Steinbacher seine Goldschmiede zum letzten Mal auf. Der Tisch in der Goldschmiede ist bereits leer, doch einige schöne Stücke – etwa einen selbst eingefassten Opal – gibt es noch in dem Geschäft, das 1982 in Prien eröffnete.
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Am 31. Oktober sperrt Hans Steinbacher seine Goldschmiede zum letzten Mal auf. Der Tisch in der Goldschmiede ist bereits leer, doch einige schöne Stücke – etwa einen selbst eingefassten Opal – gibt es noch in dem Geschäft, das 1982 in Prien eröffnete.

40 Jahre war die Goldschmiede Steinbacher fest im Priener Stadtbild verankert. Nun schließt sie. Einen Nachfolger gibt es nicht. Das sind die Gründe.

Prien – „Total-Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe“ steht seit rund drei Monaten an der Tür des Schmuckgeschäftes in der Alten Rathausstraße 5 zu lesen. Nach 40 Jahren verabschiedet sich Goldschmiedemeister Hans Steinbacher in den Ruhestand.

Der kleine silberne Elefant ist schon weg

Viele Kundinnen und Kunden schauen in diesen Tagen noch einmal in seinem Geschäft vorbei. Manche haben nur eine Frage oder versuchen, noch ein schönes Schmuckstück zu einem reduzierten Preis zu bekommen.

Eine Kundin, die gestern spontan in sein Geschäft kam, hatte gehofft, hier einen kleinen silbernen Elefanten zu finden. Doch leider Fehlanzeige – vieles ist bereits verkauft. Auch der Arbeitstisch von Hans Steinbacher ist leer. „Es ist nichts mehr zum Arbeiten da“, fasst er zusammen.

Das letzte Stück, das er bearbeitet hat, war eine Gürtelschließe. Die wurde in der vorigen Woche bereits abgeholt.

Grund für die Schließung ist nicht nur das Alter

Dass er seinen Laden Ende Oktober „endlich“ zusperrt, hat sich der 69-Jährige gründlich überlegt. Natürlich spielt auch das Alter eine Rolle. Aber gereift ist der Gedanke, aufzuhören, vor allem während der Pandemie, in der er wie viele andere sein Geschäft zeitweise schließen musste. Es war ein „gewaltiger Geschäftseinbruch durch Corona“, blickt Steinbacher auf die letzten beiden schwierigen Jahre zurück.

Zum Onlinehandel mit Schmuck schüttelt er den Kopf

Erschwerend kommt der Online-Handel hinzu, weiß der Goldschmiedemeister zu berichten. Er selbst kann nicht verstehen, dass inzwischen auch teure und oft nur vermeintlich hochwertige Schmuckstücke im Internet erworben werden. Denn längst scheint dort nicht alles Gold zu sein, was glänzt, so seine Erfahrung. Kopfschüttelnd berichtet er von einem Kunden, der ihm einen Ring zum Umarbeiten brachte. Dabei fing die Weißgold-Legierung an, sich zu wellen. „So etwas habe ich noch nie vorher gesehen“, erzählt der Fachmann. Doch auch hier konnte er helfen und das gute Stück in Ordnung bringen.

Für Hans Steinbacher selbst war es nie eine Option, auf den Online-Handel umzustellen – es ist einfach nicht seine Welt.

Besondere Wünsche mochte Steinbacher

Wenn er über seine berufliche Laufbahn spricht, merkt man, dass ihm der tägliche Umgang und Kontakt mit seinen Kundinnen und Kunden immer gefallen hat. Er mochte es, wenn die Kundschaft mit besonderen Wünschen wegen eines Schmuckstücks zu kam. Dann fertigte er Zeichnungen an – wie beispielsweise der Ring oder die Brosche nach einer Bearbeitung aussehen könnte – und besprach das mit seinen Auftraggebern.

Sein Handwerk brachte viele schöne Stücke hervor

Auch selbst gefertigt hat er so einiges in den vielen Jahrzehnten. Ein besonders schönes Stück liegt noch immer im Geschäft – es ist ein kleiner Opal, den er nach eigener Kreation eingefasst hat. Sein Handwerk hat der gebürtige Tegernseer, dessen Vater bereits Uhrmacher war, von der Pike auf gelernt. Mit 15 Jahren ging er in eine Goldschmiedelehre in München. Dreieinhalb Jahre dauerte diese damals noch. Dann folgten Gesellenjahre und die Zeit bei der Bundeswehr, bis er 1979 seine Meisterprüfung ablegte.

Vor 40 Jahren startete die Goldschmiede am Marktplatz

Seine erste Werkstatt eröffnete der Fachmann 1982 am Marktplatz in Prien, wobei er immer noch als Geselle ein berufliches Standbein in München hatte. Später zog das Geschäft mit Werkstatt in die Seestraße, das er dann wiederum an den heutigen Standort in der Alten Rathausstraße verlegte.

Der Sprung in die Selbstständigkeit ist schwierig – gerade jetzt

Die besten beruflichen Zeiten erlebte der Schmuckexperte nach eigener Aussage in den 1990er Jahren. Bis spät in die Nacht hat er da in der Zeit vor Weihnachten oft in seiner Werkstatt gesessen, Schmuckstücke gefertigt und umgearbeitet.

Doch nach vier Jahrzehnten ist an diesem Monatsende nun Schluss. Einen Nachfolger für das traditionsreiche Geschäft in Prien gibt es nicht. Die Kinder von Hans Steinbacher schlugen einen anderen Berufsweg ein.

Und er selbst hat auch nicht aktiv nach jemandem gesucht, der vielleicht in seine Fußstapfen treten will – wohlwissend, wie schwierig es ist, in diesen Zeiten den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen.

Eine Aufgabe als Imker – das wär‘s

Trotzdem, Wehmut wird der Goldschmiedemeister nicht verspüren, wenn er am 31. Oktober das letzte Mal sein Geschäft in der Alten Rathausstraße betritt. Er schaut, meint er lächelnd, hoffnungsvoll nach vorn, freut sich darauf, Zeit für sein Enkelkind zu haben. Und einige Ideen für den Ruhestand hat er ebenfalls schon. Vielleicht geht er sogar unter die Imker – so eine Aufgabe könnte er sich vorstellen.

von Barbara Laddey

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