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Zug sorgte in Übersee wochenlang für Aufsehen

19-Millionen-Euro-Zug „ist abgefahren“: Was Mercedes und die Bahn zum langen Aufenthalt sagen

Es stand ein Luxus-Zug in Übersee...
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Es stand ein Luxus-Zug in Übersee...

Rund drei Wochen stand er auf dem kleinen Regionalbahnhof in Übersee am Chiemsee - ein mehrere Hundert Meter langer Zug, beladen mit 190 Luxuskarossen von Mercedes und Maybach. Geschätzter Wert: mindestens 19 Millionen Euro. Aber gibt es für den langen Aufenthalt eigentlich eine Erklärung?

Übersee - „Der Zug ist abgefahren!“, mit diesen Worten spielt der Sprecher der Bundespolizei Freilassing mit einem leicht ironischen Unterton beim Telefonat mit den OVB-Heimatzeitungen darauf an, dass der Luxuszug vom Abstellgleis bis zu unserer Berichterstattung nur ein lokales Phänomen war - und darauf, dass der Zug nur einen Tag darauf, also am Morgen des 25. Oktober 2022, tatsächlich verschwunden war.

Möglicherweise ist die schnelle Weiterfahrt eine Reaktion von Mercedes und dem beauftragten Logistikunternehmen DB Cargo Logistics GmbH auf den Artikel und die damit zusammenhängende „Publicity“.

Der Frachtwert von 19 Millionen Euro ist noch eine vorsichtige Schätzung

Verständlich wäre eine „beschleunigte“ Weiterfahrt zumindest. Denn ein so wertvoll beladener Zug, dessen Standort nun weithin bekannt ist, könnte auch zwielichtige Interessen wecken. Der Diebstahl einer der insgesamt 190 „Mercedes-Benz S-Klasse“- oder Maybach-Limousinen - der Verkaufswert pro Fahrzeug liegt zwischen gut 100.000 und 230.000 Euro - erscheint zwar eher unwahrscheinlich. Dazu bräuchte man vermutlich schon einen speziellen Helikopter, was dann doch ein eher gewagtes und risikoreiches Unterfangen wäre. Doch Sabotage und Vandalismus könnten ebenfalls einen verheerenden Schaden verursachen.

So hört man aus Feuerwehrkreisen: „Gezündelt oder mit dem Schraubenzieher über den Lack gegangen ist schnell mal.“ Dessen ist sich auch die Bundespolizeiinspektion Freilassing bewusst.

Zuständig für den Schutz ist auch die Bundespolizei

Der Zuständigkeitsbereich der Bundespolizeiinspektion Freilassing erstreckt sich bis nach Bernau am Chiemsee und umfasst damit auch den Bahnhof in Übersee. Zu den Aufgaben der Bundespolizei gehört unter anderem, auf dem Gebiet der Bahnanlagen der Eisenbahn des Bundes Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung abzuwehren, die den Benutzern, den Anlagen oder dem Betrieb der Bahn drohen, beim Betrieb der Bahn entstehen oder von Bahnanlagen ausgehen. Der Schutz des „mysteriösen 19-Millionen-Euro-Zugs von Übersee“ fällt in diese Definition.

Zur Einsatztaktik der Bundespolizei

Im Rahmen der Aufgabenwahrnehmung wird auch der Bahnhof Übersee regelmäßig durch die Bundespolizeiinspektion Freilassing bestreift. Die zuständigen Einsatzleiter und Beamten wussten von dem wertvoll beladenen Zug. „Aus einsatztaktischen Gründen erteilen wir jedoch keine näheren Angaben über konkrete Einsatzmaßnahmen“, so der Sprecher der Bundespolizei Freilassing. In die Karten schauen lassen will man sich einfach nicht.

Mercedes meldet sich auf Presseanfrage

Schließlich kam doch auch von Mercedes noch eine Rückmeldung auf die Presseanfrage. Dort bedankte man sich höflich für die Anfrage, nahm auf unsere Fragen - etwa zum Abfahrtsort und Ziel des Zugs, zu konkreten Sicherheitsmaßnahmen und den Abnehmern der wertvollen Fracht - aber kaum Bezug. Auch zum Verbleib des Zugs, der zwischendurch zwei Tage verschwunden war, keine Antwort. Stattdessen hieß es nur: „Unser Logistikpartner DB Cargo Logistics GmbH hatte den von Ihnen genannten Zug aufgrund betrieblicher Gründe zwischenzeitlich abgestellt. Die Ladung war über unseren Logistikpartner in bewährter Form gesichert. Der Zug ist inzwischen weitergefahren.“

Deutsche Bahn hält sich bedeckt

Von der Deutschen Bahn kam auf unsere erneute Anfrage nur ein Verweis auf die erste Antwort, in der man auf die Vertraulichkeit gegenüber dem Kunden verwiesen hatte. Außerdem hieß es damals: „Es ist nicht ungewöhnlich, dass Güterzüge auch für längere Zeit Zwischenstopps einlegen würden.“ Das sei angesichts von rund 20.000 Güterzügen, die von der DB Cargo wöchentlich in Europa abgewickelt werden und teils Strecken von bis zu 2.500 Kilometern zurücklegen, notwendig. 

Der „Mystery Train“ bleibt ein Kuriosum

Wer den von vorne bis hinten mit 190 Luxuskarossen beladenen Zug, der sich praktisch von der Bahnunterführung an der Moosener Straße bis fast zum Edeka erstreckt hat, gesehen hat, weiß, dass das nicht einfach nur ein normaler Güterzug war. Er hat bei Überseern und Bahnreisenden für viele erstaunte Blicke und Nachfragen gesorgt. Damit ist der 19-Millionen-Euro-Zug mit seiner langen Standzeit ein Phänomen - und er bleibt ein Kuriosum.

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