Larissa Weber
Priener Europameisterin verrät Geheimnisse des Western-Reitens und wie man ein Pferd glücklich macht
Bei der 22. APHA Euro Paint Paint Horse Europameisterschaft stand Larissa Weber aus Prien vier Mal auf dem Treppchen. Zwei Mal gab es sogar Gold. Doch die 26-jährige ist weit mehr als eine talentierte Reiterin.
Prien – Fast schüchtern betritt Larissa Weber (26) die Redaktionsräume der Chiemgau-Zeitung. Doch schon bald wird klar, dass die frischgebackene Europameisterin im Western-Reiten viel Energie hat und als Unternehmerin auch bereit ist, Risiken einzugehen.
Frau Weber, wie heißt Ihr Pferd?
Larissa Weber: Wanna Zip Good. Das hat mit seiner Zuchtlinie zu tun. Denn jedes Western-Pferd, ob Quarter Horse, Paint Horse – das ist die Rasse meines Pferdes – oder Appaloosa hat einen eingetragenen Registrierungsnamen. Aber mein Pferd hat auch einen Spitznamen - und zwar Freddy.
Und kommt Freddy, wenn Sie ihn rufen?
Weber: Na ja, ein Pferd ist nicht wie ein Hund. Auf seinen Namen hört er nicht so (lacht).
War es bei euch Liebe auf den ersten Blick?
Weber: Ja. Freddy stand in Österreich und entsprach genau meinem Profil. Ich wollte ein relativ großes Pferd, einen Wallach, der schon ein bisschen was kann. An einem Donnerstag hatte ich mit der Verkäuferin Kontakt aufgenommen, und als sie sagte, dass am Wochenende einige Leute zum Anschauen kommen, habe ich gesagt: Dann komme ich morgen. Als ich da war, habe ich versucht, mein Pokerface aufzusetzen und ein bisschen zu verhandeln.
Hat das denn geklappt?
Weber: Nicht wirklich… Ich hatte mich mit den Worten verabschiedet, dass ich da schon noch mal eine Nacht drüber schlafen müsse. Daraus wurde aber nichts. Ich war noch nicht mal zurück im Hotel, als ich das Telefon schon in der Hand hatte, um den Kauf zu besiegeln. Es wäre für mich unvorstellbar gewesen, wenn jemand anders schneller gewesen wäre als ich. Allerdings bin ich mir bis heute nicht sicher, ob die Verkäuferin nicht auch ein bisschen gepokert hat (lacht).
Was kostet so ein Pferd, das wie Freddy schon eine gewisse Ausbildung hat?
Weber: So ein Kleinwagen kommt schon hin…
Was hat es denn mit dem Westernreiten auf sich?
Weber: Das Westernreiten ist eine Arbeitsreitweise aus den USA. Ursprünglich ist es an die Arbeit der Cowboys mit den Rindern angelehnt, hat sich in den Jahren aber verfeinert und vielfältig weiterentwickelt.
Bei der diesjährigen Paint Horse Europameisterschaft waren Sie gleich vier Mal erfolgreich. Und das ist immerhin die höchste Veranstaltung dieser Art in Europa…
Weber: Ja, in zwei Disziplinen habe ich die Bronzemedaille gewonnen, in zwei anderen Gold.
Haben Sie mit diesem Erfolg gerechnet?
Weber: Ich war vorher auf der German Paint, wo ich Bronze und Silber gewonnen habe. Auf der Euro Paint wollte ich daher schon auch ganz gerne auf dem Treppchen stehen. Aber mit einer Bronzemedaille wäre ich schon zufrieden gewesen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass es gleich viermal geklappt hat.
Wurde Freddy auch entsprechend belohnt?
Weber: Ja, das habe ich.
Mit was macht man einem Westernpferd denn die größte Freude?
Weber: Also bei Freddy sind es ganz klar Bananen.
Bananen? Mit oder ohne Schale?
Weber: Ohne (lacht).
Freddy ist also ein Gourmet?
Weber: Bei Bananen kennt Freddy kein Halten mehr. Da zeigt er die volle Bandbreite seiner Tricks, die er so beherrscht. Er lacht (im Reiterjargon nennt man das Flehmen, Anm. der Redaktion), und gibt mir Bussis auf die Backe.
Was ist für Sie das Erfüllende am Reiten?
Weber: Am Reiten finde ich sehr schön, dass es einem unglaublich viel über einen selber sagt. Denn das Pferd reagiert sehr feinfühlig. Und so findet man sich in seinen Ritten und seinem Pferd wieder. Beim Westernreiten kommt noch dazu, dass ich die Reitweise als besonders natürlich empfinde. Hier soll das Pferd am besten alles ohne die konstante Einwirkung des Reiters durchführen. Darum sieht man bei uns oft auch die langen Zügel.
Braucht es dafür eine besondere Ausbildung?
Weber: Ja. Ich gebe ja die Kontrolle ab und setze mein Vertrauen ins Pferd. Das ist ein langer Weg, der selbst bei Profis fünf bis zehn Jahre Training mit dem Pferd mit sich bringt.
Mit der Allaround Academy haben Sie die erste deutsche E-Learning-Plattform fürs Westernreiten entwickelt. Wie läuft das ab?
Weber: Mit einem Kameramann fahre ich zu Westernreittrainern in ganz Deutschland. Diese filme ich bei bestimmten Techniken, und stelle die Videos dann meinen Abonnenten zur Verfügung. Jede Woche kommt ein neues Video dazu.
Das hört sich nach viel Arbeit an...
Ja, das ist es auch. Doch als die Idee in mir gereift ist, habe ich meinen Job im Marketing aufgegeben und mich ganz darauf konzentriert.
Wie sicher waren Sie, dass dieser Schritt erfolgreich sein wird?
Weber: Ich wusste vor allem eines. Wenn ich es machen will, dann muss ich All-in gehen. Also alles auf eine Karte setzen. Und nun feiere ich bald mein „Einjähriges“ und bereue diesen Entschluss nicht.



