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Aufruhr und Spaltung in Prien am Chiemsee

Läster-Briefe versus Unterschriftenaktion gegen Pfarrer-Versetzung: „Es rumort richtig“

Versetzung Pfarrer Prien Unterschriftenaktion Bürger
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Gegen die geplante Versetzung des Pfarradministrators Gottfried Grengel regt sich Widerstand in den Chiemseegemeinden rund um Prien: Die Bürger haben eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen.

Versetzung des Pfarradministrators von Prien nach Ebbs: Gegen diese Entscheidung der Erzdiözese München-Freising regt sich Widerstand in den Chiemseegemeinden Prien, Bernau und Bad Endorf. Die Bürger wollen ihren Pfarrer behalten - und haben eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen.

Prien am Chiemsee - Seit 8. August läuft die Aktion, knapp 2000 Unterschriften sind zusammengekommen. Die Initiatoren der Gebetsgruppe aus Bernau um Brigitte Winkler wollen sich Gehör verschaffen.

„Seit nunmehr neun Monaten dreht sich fast alles um dieses Thema, es bewegt und berührt die Leute und wirbelt bei vielen Beteiligten den ganzen Alltag durcheinander“, betont Winkler den Ernst der Lage.

Über Pfarrer und Predigt lästern: indiskutabel

Die größte Sorge der Bürger: Dass „ihr“ Pfarradministrator gehen muss - jetzt, wo sich endlich jemand gefunden habe, durch den eine Gemeinschaft und ein Zusammenwachsen entstanden sei. Gottfried Grengel habe viele wieder zum Glauben zurückgeführt, die bereits aus der Kirche ausgetreten seien und er schaffe es, die Kirchenbänke seiner Wirkungsstätten mit eindrucksvollen Predigten zu füllen.

„Sicherlich gibt es auch Stimmen gegen ihn. Es ist normal, dass man auch mal aneckt und eine Predigt den Kirchengängern nicht gefällt oder sie begeistert“, räumt Winkler ein, erklärt jedoch bestimmt: „Es kann ja jeder für sich selbst entscheiden und dann fernbleiben. Was aber nicht geht, ist im Nachgang über den Pfarrer und seine Predigt zu lästern.“

Sogar Beschwerdebriefe seien von Einzelnen aus der Kirchengemeinde an die Diözese verschickt worden - und hätten so den Stein ins Rollen gebracht. Auf ein klares Statement seitens des Ordinariats würden sie in Prien bis heute warten.

Der Pfarrverband sei seit Jahren „berühmt-berüchtigt“, lange sei er ehrenamtlich geführt worden, weil sich niemand freiwillig auf die freie Stelle in Prien bewerben habe wollen. Die Initiatoren hoffen mit ihrer Aktion nun auf die Mithilfe derjenigen, die hinter ihrem Pfarradministrator stehen.

„Wir haben wunderbare Erfahrungen gemacht“, resümiert Winkler die letzten zwei Wochen: Urlauber hätten unterschrieben, die die Geschichte gar nicht glauben konnten, Evangelen, die für gelebt Ökumene stehen und der Meinung seien, einen Priester könne man nicht hängen lassen. Und selbst jene, die der Kirche für gewöhnlich fernblieben, sagten: „Wir brauchen im Ort einen Pfarrer - auch, wenn wir nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen.“

Gottfried Grengel ist seit nunmehr drei Jahren in der Chiemseegemeinde, seit 1. November 2022 als Pfarradministrator in der Pfarrgemeinde „Mariä Himmelfahrt“ in Prien sowie innerhalb der Pfarrverbände Westliches Chiemseeufer und Bad Endorf.

„Unruhe im Ort ist nie gut“

In den Augen des Bürgermeisters Andreas Friedrich sei „sehr seltsam, was hier passiert“. Was ihn am meisten wundert: Das Feedback aus Terminen, Jahreshauptversammlungen und Gesprächen mit den Bürgern male fast ausschließlich ein positives Bild des Pfarradministrators. Bei der überwiegenden Mehrheit käme Grengel wohl gut an.

„Er holt die Gläubigen ab und nimmt sie mit, schafft es, die Jugend zu begeistern und schweißt zusammen“, untermalt auch der Bürgermeister. Nicht nur bei ihm hinterlasse die Entscheidung der Erzdiözese München-Freising zur Versetzung nach Ebbs Fragzeichen, zumal die Hintergründe im Dunklen lägen.

„Das sorgt für Unruhe sowohl innerhalb der Kirchengemeinde als auch im ganzen Ort. Unruhe im Ort ist nie gut, egal ob das einen Verein betrifft, die Politik oder die Kirche. Es rumort richtig. Ein solcher Aufruhr braucht es in meinen Augen nicht.“

Transparenz gefordert

Mitunter sei diese Unruhe Friedrich zufolge durch eine „sehr unklare Kommunikation seitens des Ordinariats“ entstanden. Damit bestätigt er den Eindruck der Initiatoren der Unterschriftenaktion.

Der Wunsch des Bürgermeisters: Das Ordinariat solle für Klarheit sorgen. „Einen solchen Konflikt schwelen lassen und aussitzen funktioniert nicht, dafür sind zu viele Menschen im Pfarrverband aufgewühlt, aufgebraucht und enttäuscht.“

Zunächst hieß es, die Stelle sei nur befristet gewesen, Grengel sei nur mehr bis 31. August in seiner Wirkungsstätte. In der jüngsten Pressemitteilung wiederum wurde verkündet, dass er übergangsweise bleiben könne, bis ein Nachfolger gefunden ist.

Laut Friedrich aber werden Stimmen laut, die Versetzung sei mit weiteren Veränderungen im Seelsorgerteam verbunden: „Müssen Andere gehen? Wer und warum? Viele offene Fragen - und das Ordinariat hält sich bedeckt.“

Diesen Vorwurf weist Pressesprecher Dr. Christoph Kappes vom Erzbischöflichen Ordinariat München vehement zurück: „Die Erzdiözese hat zu dem anstehenden Wechsel in der Leitung der Pfarrverbände Westliches Chiemseeufer und Bad Endorf offen und transparent kommuniziert.“

Der Sachverhalt sei mit allen Beteiligten - auch mit Pfarradministrator Grengel - in der Pressemitteilung dargelegt. „Die Erzdiözese hat Verständnis dafür, dass personelle Veränderungen immer eine Herausforderung sind. Ihr ist an einem guten Übergang gelegen.“ Wie es weitergeht in der Chiemseegemeinde steht derzeit noch in den Sternen. (mb)

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